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Destiny (Beachrats: Teil 7)

Destiny (Beachrats: Teil 7)

Titel: Destiny (Beachrats: Teil 7)
Autoren: Tobias Jäger
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Aber wir werden um 14 Uhr eine Versammlung einberufen. Wir machen das in der Aula, dort ist es besser als in der Turnhalle.«
    Wir hatten eine halbe Stunde Zeit, um die Versammlung der gesamten Schule zu organisieren. Ich wollte allerdings vorher mit Chip reden, denn ich wollte nicht, dass er es dann erst erfährt. Ich brauchte nicht lange nach ihm zu suchen.
    »Hi, Alex. Was geht ab, Kumpel?«, fragte er grinsend.
    »Etwas Schlimmes ist passiert«, sagte ich. »Josh hat sich umgebracht.«
    Es war, als hätte ich eine Tonne Zement über ihm ausgekippt. Er starrte mich ungläubig an.
    »Was?«
    »Josh hat sich das Leben genommen«, sagte ich noch einmal.
    Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bis er es verstand. Dann brach er in Tränen aus.
    »Es ist, weil er schwul war, oder?«, fragte er.
    »Ja«, gab ich zu.
    »Großer Gott, Alex! Warum sollte sich jemand umbringen, nur weil er schwul ist? Er hatte Freunde, Mann. Er wusste das. Denny und ich waren seine Freunde. Warum hat er das getan, Alex?«
    »Es lag nicht an euch«, sagte ich. »Es war die Art, wie seine Eltern reagiert haben, als er sich bei ihnen geoutet hat.«
    »Ich hasse sie, Alex«, sagte er. »Ich will sie dafür umbringen, dass sie meinen Freund umgebracht haben.«
    »Komm schon, Bubba. Du weißt, dass das Bullshit ist. Du wirst niemanden umbringen.«
    »Vielleicht nicht, aber ich möchte es.«
    »Du wirst es aber nicht tun, also kannst du auch mit dem Gerede aufhören, okay? Wir haben gleich eine Versammlung deswegen und ich werde den Brief vorlesen, den Josh für mich hinterlassen hat. Er hat mich zum Weinen gebracht.«
    Der Gedanke an den Brief reichte und meine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen.
    »Er wird mich auch zum Weinen bringen, oder?«
    »Du wirst dir die Augen ausheulen«, sagte ich. »Ich möchte, dass du dich zu David, Brian und Justin setzt. Ich möchte nicht, dass du da drin alleine bist.«
    »Okay.«
    Ich umarmte ihn.
    »Bist du wirklich okay?«
    »Ich denke schon«, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    Ich klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, dann ging ich zurück zu den Büros.

Es war 13:50 Uhr, als Miss Sally vor die Kamera trat. Unsere Schule hatte das Equipment, um das Bild und den Ton in einzelne oder auch alle Klassenzimmer zu übertragen. Ich saß jeden Tag auf dem Platz, auf dem Miss Sally nun saß und verlas jeden Morgen die Ankündigungen und Neuigkeiten, die die Schule betrafen.
    »Wir werden um 14 Uhr eine dringende und ausgesprochen wichtige Versammlung in der Aula abhalten«, verkündete sie. »Die Anwesenheit ist für alle Schüler verpflichtend. Ich möchte die Lehrer bitten, die Klassen zur Aula zu begleiten. Nach der Versammlung ist der Unterricht für heute beendet.«
    Um 13:55 Uhr klingelte es zum Ende der Unterrichtsstunde und alle gingen zur Aula. Es dauerte eine Viertelstunde, bis alle da waren und Platz genommen hatten. Dann trat Miss Sally vor das Mikrofon auf der Bühne. Hier und da war ein Murmeln der Schüler zu hören, aber ich wusste, dass es nicht lange so bleiben würde.
    »Ladies und Gentleman, letzte Nacht hat unsere Schulfamilie einen schrecklichen Verlust erlitten. Einer unserer Freshmen , Josh Stanton, hat sich das Leben genommen.«
    Ein paar Leute schrien entsetzt auf, aber sonst hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Es herrschte absolute Stille.
    »Josh war 15. Er war ein ausgezeichneter Schüler und ein Mitglied unseres Debattier-Teams«, fuhr Miss Sally fort. »Er hatte viele Freunde, die ihn innig liebten. Er hat Alex Goodwin, den Präsidenten der Schulgemeinschaft, gebeten, in seinem Namen zu sprechen. Alex, kommst du bitte nach vorne?«
    Ich hatte eine Schule voller Menschen noch nie so ruhig erlebt. Niemand sprach und kaum einer bewegte sich. Hier und da konnte ich jemanden husten hören, aber das war auch schon alles. Ich stand hinter Miss Sally und ging nach vorne an das Mikrofon.
    »Letztes Jahr, als ich mich zur Wahl des Präsidenten beworben habe«, begann ich, »basierte meine Wahlrede auf dem Prinzip der Toleranz. Toleranz für Minderheiten, egal ob aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder Sexualität. Als ich diese Rede hielt, habe ich versucht, witzig zu sein. Und ich habe ein paar von euch zum Lachen gebracht. Heute stehe ich aus dem gleichen Grund hier, allerdings ist es diesmal ernst. Es geht wieder um Toleranz. Oder viel mehr darum, was fehlende Toleranz verursachen kann. Ihr alle seht mich jeden Tag auf den Fernsehern in den
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