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Desperation

Desperation

Titel: Desperation
Autoren: Stephen King
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aufzusehen. »Dreißig Meilen? Vierzig? Dann dürfte die Straße
frei sein.«
Mary sah ihn lächelnd an. »Ich hoffe, du hast recht.«
»Da wäre noch eine etwas wichtigere Frage«, sagte Cynthia.
»Was sollen wir der Polizei über das alles erzählen? Ich meine,
der richtigen Polizei.«
Einen Moment sagte niemand etwas. Dann sagte David, der
immer noch den Kühler des Acura ansah: »Den Anfang. Den
Rest sollen sie selber herausfinden.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Mary. Eigentlich verstand sie es
schon, dachte sie, wollte aber, daß er weiterredete. Wollte, daß
er wieder bei ihnen war, geistig wie körperlich.
»Ich erzähle ihnen, wie wir auf einmal alle Reifen platt hatten und wie der böse Cop uns mit in die Stadt genommen hat.
Wie er uns dazu gebracht hat, mit ihm zu kommen, indem er
uns erzählt hat, daß ein Kerl mit einem Gewehr hier draußen
in der Wüste sein Unwesen treibt. Mary, Sie erzählen, wie er
Sie und Peter angehalten hat. Steve, Sie erzählen, wie Sie nach
Johnny gesucht haben und Johnny Sie angerufen hat. Ich erzähle, wie wir entkommen sind, nachdem er meine Mutter
mitgenommen hatte. Wie wir in das Kino geflohen sind. Wie
wir Sie mit dem Telefon erreicht haben, Steve. Dann können
Sie erzählen, wie Sie in das Kino gekommen sind. Und da waren wir die ganze Nacht. In dem Kino.«
»Wir sind nie zu der Grube raufgefahren«, dachte
Steve laut. Probierte es aus. Ließ es sic h auf der Zunge zergehen.
David nickte. Die Blutergüsse an seinem Hals traten im zunehmenden Sonnenlicht immer deutlicher hervor. Es wurde
bereits heiß. »Richtig«, sagte er.
»Und - tut mir leid, David, es muß sein - dein Dad? Was ist
mit ihm?«
»Er ist meine Mom suchen gegangen. Er wollte, daß ich bei
Ihnen im Kino bleibe, also bin ich dageblieben.«
»Wir haben nichts gesehen«, sagte Cynthia.
»Nein. Haben wir nicht.« Er machte den Magnetwürfel auf,
holte den Schlüssel heraus und gab ihn Mary. »Warum versuchen Sie nicht, ob der Motor anspringt?«
»Moment noch. Was werden die Behörden davon halten,
was sie dort finden? All die toten Menschen und toten Tiere?
Und was werden sie sagen? Was werden sie davon an die Öffentlichkeit dringen lassen?«
Steve sagte: »Es gibt Leute, die sind überzeugt, daß in den
vierziger Jahren nicht weit von hier ein UFO abgestürzt ist.
Haben Sie das gewußt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»In Rosewell, New Mexico. Dem Vernehmen nach soll es
sogar Überlebende gegeben haben. Astronauten aus einer anderen Welt. Ich weiß nicht, ob etwas davon stimmt, aber es
könnte sein. Die Ereignisse sprechen dafür, daß sich in Rosewell etwas ziemlich Ungewöhnliches ereignet hat. Die Regierung hat es vertuscht, was immer es auch gewesen ist. Genauso werden sie das hier vertuschen.
Cynthia boxte ihn gegen den Arm. »Ziemlich paranoid,
Rehlein.«
Er zuckte die Achseln. »Was sie denken werden … vielleicht
Giftgas. Eine unheimliche Scheiße, die aus einer Erdfalte ausgetreten ist und die Leute verrückt gemacht hat. Und das ist
gar nicht so weit hergeholt, oder? Ehrlich?«
»Nein«, sagte Mary. »Ich glaube, am wichtigsten ist, daß wir
alle dieselbe Geschichte erzählen, genauso, wie David sie zusammengefaßt hat.«
Cynthia zuckte die Achseln, und ein Anflug ihres alten,
kecken Wen-juckt’s-Ausdrucks glitt über ihr Gesicht. »Als ob
sie uns glauben würden, wenn wir zusammenbrechen und
erzählen, was wirklich passiert ist, richtig?«
»Vielleicht nicht«, sagte Steve, »aber auch wenn es dir egal
ist, ich möchte nicht die nächsten sechs Wochen am Lügendetektor hängen und mir Tintenkleckse ansehen, wenn ich sie
damit verbringen könnte, dein exotisches und geheimnisvolles Gesicht zu bewundern.«
Sie boxte ihn wieder gegen den Arm. Diesmal etwas fester.
Sie sah, daß David ihr Geplänkel beobachtete und nickte ihm
zu. »Glaubst du, daß ich ein exotisches und geheimnisvolles
Gesicht habe?«
David wandte sich ab und sah zu den Bergen im Norden.
Mary ging zur Fahrertür des Acura, machte sie auf und
erinnerte sich daran, daß sie den Sitz nach vorne schieben
mußte, bevor sie fahren konnte - Peter war dreißig Zentimeter
größer gewesen als sie. Das Handschuhfach stand noch offen,
seit sie darin nach der Zulassung gesucht hatte, aber so eine
kleine Glühbirne wie da drinnen konnte doch bestimmt nicht
so viel Saft verbrauchen, oder? Nun, es ging ohnehin nicht gerade um Leben und Tod
»O mein Gott«, sagte Steve mit einer leisen, kraftlosen
Stimme. »O gütiger Gott, seht doch.«
Mary drehte
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