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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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ja eigentlich Blödsinn. Im Grunde kann man da mal über das wirklich Wesentliche des christlichen Glaubens reden und nicht dauernd nur über Zölibat, Frauenpriestertum und die üblich verdächtigen Themen. Ich bin also doch hin, und dann stand da so ein Bär von Mann, zwei Meter lang sicher, der hatte eine Bärentatze umhängen und erzählte ganz rührend, er könne ohne die Bärentatze das Haus nicht mehr verlassen. Die Bärentatze würde ihn stark machen. Er könne auch ohne die Bärentatze nicht mit seiner Freundin schlafen, die müsste also immer bei ihm sein. Ganz wichtig! Mir tat der ängstliche Bär leid, und als ich gefragt wurde, was ich von solchen Tatzen halten würde, da konnte ich darüber sprechen, dass das Christentum von dieser «Heiden-Angst» – daher kommt der Begriff – befreit. Als Christ ist man befreit von solchem rührenden Unsinn.
     
    Sie haben wirklich kein Toi-toi-toichen?
     
Nee, habe ich nicht.
     
    Es gibt auch in Ihrem Leben nicht ein, wie soll ich mich ausdrücken, Ritual oder eine Angewohnheit?
     
Ich gehe sonntags in die Kirche. Das ist ein Ritual!
     
    Und was passiert, wenn Sie zum Beispiel krank sind? Und Sie können nicht in die Messe gehen?
     
Dann gehe ich eben nicht.
     
    Und das beunruhigt Sie dann auch nicht?
     
Wenn der liebe Gott mir Bakterien schickt, dann ist er selber schuld, dann komme ich halt nicht. Ich bin da nicht zwanghaft.
     
    Also ich zum Beispiel gehe nicht ohne meine Pulla aus dem Haus. «Pulla» ist meine kleine Wasserflasche. Auch wenn ich aus der Wohnung runter in den Keller gehe, habe ich immer eine Flasche Wasser dabei.
     
Seit wann?
     
    Seit wann? Ja, 20 Jahre bestimmt. Ich glaube, das fing mal mit meiner Diabeteserkrankung an, weil ich wirklich immer so viel Durst habe. Ist aber auch eine orale Klatsche. Ich muss auch in der Garderobe, bevor ich in eine Show gehe und auch in der Show immer mein Wasser haben, sonst kriege ich Schweißausbrüche.
     
Kriegen Sie wirklich Schweißausbrüche, oder ist das nur metaphorisch gemeint? Das ist nämlich genau der Unterschied. Wenn ich auf Dauer wirklich Schweißausbrüche kriegen würde, wenn ich so eine Flasche nicht hätte, wenn die mich wirklich bindet, dann müsste man sich überlegen, ob man das nicht mal therapeutisch angeht.
     
    Also, ich – als völliger Laie – glaube, dass das auch mit der oralen Befriedigung zu tun hat. Ich bin ja auch Raucherin, ich würde gerne immer überall rauchen, was mir ja auch immer mehr verwehrt wird.
     
Ich bin der einzige lebende Deutsche, der Raucher noch verteidigt.
     
    Aber Sie rauchen doch selber nicht.
     
Nein, ich bin Nichtraucher. Raucher tun mir aber leid. Sie können doch über Raucher heutzutage Dinge sagen, wenn Sie das über Tiere sagen, kommt der Tierschutzverein. Aber gegen Raucher können Sie jede sadistische Quälerei inszenieren. Da mache ich nicht mit.
     
    Vielen Dank!
     
    Wir hören jede Nacht DOMIAN, da rufen ja viele Leute an, die richtige Probleme haben. Einen gab es, der immer so einen unsichtbaren roten Faden hinter sich herzog. Das bedeutete für ihn, dass er durch die ganze Stadt lief und dieselbe Strecke wieder zurücklaufen musste, um den Faden wieder zu entwirren. Und dann rief auch jemand mit einem Zählzwang an. Der musste alles, alles durchzählen. Oder was man auch aus der Fernsehserie «Monk» kennt: Alles muss symmetrisch sein, es müssen zwei, vier, acht oder sechzehn Dinge sein. Es muss eine gerade Zahl sein. Das mag im Kindesalter lustig anfangen, mit einem spielerischen Gedanken. Wenn ich mit 35 aber immer noch so drauf bin – ist dann im Leben eines Menschen etwas Traumatisches passiert, oder kann aus einer Marotte eine Automatisierung werden?
     
Zwangserkrankungen, die mit 50 beginnen, gibt es fast gar nicht. Es gibt Zwangsstörungen als vorübergehendes Phänomen, sie können aber auch in der Jugend langsam beginnen und sich immer weiter steigern. Wenn sie stark ausgeprägt sind, sind sie schwer behandelbar. Manchmal muss man sich damit zufriedengeben, den Zustand so zu verbessern, dass ein mehr oder weniger normales Leben wieder möglich ist. Neben der Psychotherapie gibt es bestimmte Medikamente, mit denen Sie das behandeln können. Ich habe eine Lehrerin behandelt, eine sehr nette und gescheite ältere Dame, die hatte immer wieder Angst, sie hätte jemanden überfahren oder jemandem etwas Böses getan. Deshalb musste sie immer wieder zurücklaufen, um zu sehen, ob da jemand im Straßengraben lag. Sie wusste
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