Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
Vom Netzwerk:
Bonn geboren. Er studierte Medizin, Philosophie und katholische Theologie in Bonn und Rom. Heute leitet er als Chefarzt das Alexianer-Krankenhaus in Köln und schreibt so ganz nebenbei den einen oder anderen Bestseller.
    Wir hatten ihn vor der ersten Begegnung schon in zahlreichen Talkshows erleben dürfen und fanden Spaß an seiner rheinisch entspannten, humorvollen Art. Mit ihm wollten wir dringend unser erstes Gespräch über das Thema dieses Büchleins führen. Zügig bekamen wir einen Termin in seinem Sprechzimmer in Köln-Porz. Wir machten uns an einem Junitag – nervlich ein wenig angespannt – auf in die 9,8 Kilometer entfernte Klinik auf der anderen Rheinseite und verfuhren uns prompt wie die Geisteskranken, da ich ( Conny ) vor lauter Aufregung kaum geradeaus denken, geschweige denn fahren konnte. Ich ( Hella ) möchte an dieser Stelle erwähnen, dass ich als Beifahrerin vor lauter Ungeduld gerne mal aus dem Overall zu springen drohe. Als wir vor der imponierenden Eingangspforte der Psychiatrie schnell noch süchtig wie die Bescheuerten Nikotin inhalierten, lagen unsere Nerven blank. Wir hatten beide einen leichten Tremor, da wir uns nicht sicher waren, ob wir uns in zwei Stunden in den unbequemen weißen Jacken in der Geschlossenen wiederfinden würden.
    Nachdem Dr.   Lütz uns freundlich und aufgeräumt in seinen Räumen willkommen hieß, fiel sämtliche Anspannung spontan von uns ab. Wir führten mit unserem kompetenten Gegenüber ein sehr anregendes Gespräch, und Dr.   Lütz machte keine Anstalten, uns zu einem längeren Aufenthalt in seinen heiligen Hallen überreden zu wollen. Wahnsinnig erleichtert und glücklich über unsere erste Beute traten wir anschließend ohne einen Umweg unsere Heimreise an.
     
ML: Wie lange brauchen wir?
     
    HvS: Hängt von Ihnen ab.
     
Der Rheinländer redet immer viel. Sie sind auch Rheinländerin, das kann ein Problem werden. Frau Scheel, Sie sind keine Rheinländerin?
     
    CS: Ich komme aus München, ich halte mich zurück.
     
München. Gut. Kulturell linksrheinisch immerhin, denn der Römer war da!
     
    Herr Doktor, wir wollen unsere Zeitgenossen befragen, was die so alles für Macken, Marotten und Besonderheiten haben und würden gerne direkt mit der Tür ins Haus fallen: Was können Sie uns denn bieten als Leiter der Psychiatrie?
     
Na ja, ich habe dieses Buch geschrieben «Irre. Wir behandeln die Falschen, unser Problem sind die Normalen», weil ich der Meinung bin, dass die Leute heute viel zu normal sind. Das heißt, es gibt heute viel zu viele Normopathen, also Leute, die so normal sind, dass es weh tut. Und die political correctness sorgt dafür, dass das auch inhaltlich so läuft: Meinungsuniformen, wo man nur hinhört. Eigentlich ist ja jeder Mensch, jeder psychisch Kranke, aber auch jeder sogenannte Normale, außergewöhnlich. Nur die sogenannten Normalen verstecken das hinter all diesen Uniformen. Und diese Uniformiererei, das machen die psychisch Kranken nun mal nicht mit. Die zeigen ihre Außergewöhnlichkeit ganz unmittelbar, und damit sorgen sie aus meiner Sicht dafür, dass die humane Temperatur in unserer Gesellschaft nicht unter den Gefrierpunkt sinkt.
     
    Jetzt glaube ich persönlich aber, dass viele Normopathen einen KNALL haben und den ganzen Tag auch gerne mal groteske Dinge machen. Und nun frage ich mich, wo ist denn da bei euch in der Psychiatrie die Grenze zwischen «Jetzt müsstest du aber mal die eine oder andere Tablette einwerfen» oder «Das ist alles noch im grünen Bereich»?
     
Die psychische Krankheit beginnt da, wo Menschen unter ihrer Außergewöhnlichkeit leiden. Als ich anfing in der Psychiatrie, habe ich mit einem katholischen Psychiater gesprochen, der fachlich einen hervorragenden Ruf hatte, und der sagte so beiläufig: «Wissen Sie, was ich am Heiligen Franz von Assisi so schätze? Dass der mit seiner Schizophrenie so gut klargekommen ist.» Da war ich ziemlich geschockt und habe gedacht: Wo bin ich denn hier gelandet? Die Jungs machen hier offensichtlich aus allen beeindruckenden Leuten irgendwelche Psycho-Fälle. Da werde ich doch lieber Chirurg oder Schlimmeres. Ich habe mir dann aber ausführlich Gedanken darüber gemacht, ob der Kollege nicht vielleicht doch recht hat. Denn müsste man das nach den Kriterien der Psychiatrie nicht eigentlich so sehen? Franz von Assisi hat in der Kapelle von San Damiano eine Stimme vom Kreuz gehört, die ihm gesagt hat: «Bau meine Kirche wieder auf!» Das hat der junge Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher