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Des Teufels Werk

Titel: Des Teufels Werk
Autoren: Minette Walters
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zufrieden, in alles miteinbezogen zu werden, was gerade los war, wenn auch mehr an der Peripherie der Ereignisse.
    Ein paarmal kamen auch Julie, Paula und ihre Kinder, ja, sogar der alte Harry Sotherton ließ sich einmal sehen und musste von meinem Vater nach Hause gefahren werden, nachdem er mehr Ale getrunken hatte, als er vertrug. Mich erinnerte das alles so sehr an unser Leben in Simbabwe, wo die Mahlzeiten regelmäßig gestreckt wurden, damit jeder mitessen konnte, der gerade vorbeikam. Aus Jess würde nie eine Betriebsnudel werden, aber es tat ihr unheimlich gut zu erfahren, dass die Menschen, die sie kannten, ihr echte Zuneigung entgegenbrachten.
    Peter wurde praktisch Stammgast bei uns. Ich habe nie erfahren, was meine Mutter mit ihm gesprochen hat, aber sie bat mich, den ersten Schritt zu tun und ihn einzuladen. Ich beschloss, ihn bei sich zu Hause aufzusuchen und ihm wenn nötig einen MacKenzie-Maulkorb zu verpassen, aber das Thema kam überhaupt nicht zur Sprache. Er interessierte sich mehr für Madeleine. »Hören Sie sich das an«, sagte er und schaltete seinen Anrufbeantworter ein. »Als ich vor ungefähr fünf Minuten nach Hause kam, hat das mich erwartet.«
    Madeleines schrille Stimme erklang. »Peter, bist du da? Sie haben mich in diesem beschissenen Pflegeheim nicht reingelassen. Du musst sofort herkommen und ihnen sagen, sie sollen sich gefälligst nicht so verdammt – blöd benehmen. Sie sagen, sie rufen die Polizei, wenn ich nicht auf der Stelle gehe. Wie
kann
dieser Anwalt es wagen, mich daran zu hindern, Mami zu besuchen? Er hat eine einstweilige Verfügung gegen mich erwirkt. Ich bin total wütend. Ach, zur Hölle damit!« Es folgte ein gedämpfter Ausruf, der sich anhörte wie »Ich gehe jetzt, verdammt noch mal!«, dann Stille.
    Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, und Peter bemerkte es. »Worüber regt sie sich so auf? Wissen Sie das?«, fragte er.
    »Der Anwalt hat das Heim offensichtlich angewiesen, sie nicht zu Lily zu lassen.«
    »Warum?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte. Am besten fragen Sie Jess danach.«
    »Ich habe sie seit Tagen nicht gesehen. Sie geht weder ans Telefon noch an die Tür.«
    »Gibt's sonst was Neues?«, sagte ich. »Seit wann sind Sie denn so förmlich? Ich dachte, Sie gingen immer durch die Hintertür hinein.«
    »So war's auch, ja, aber –« Er brach seufzend ab. »Ich glaube, sie spricht nicht mehr mit mir.«
    »Das wundert mich nicht, wenn Sie vorn an der Haustür klingeln. Sie glaubt wahrscheinlich, es wäre Bagley, dieser lästige Wurm. Es ist Ihre eigene Schuld«, sagte ich schroff. »Sie haben die Spielregeln geändert, und sie weiß nicht, wie das Spiel jetzt geht.«
    »Was für Spielregeln?«
    »Na die, denen zufolge Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit bei ihr reinplatzen und sie gnadenlos frotzeln müssen, bis sie endlich lacht. Sie glaubt wahrscheinlich, Sie mögen sie jetzt nicht mehr, wo Sie sie nackt gesehen haben.«
    »Das ist doch albern.«
    »Hm. Genauso albern wie es von Ihnen ist, vor ihrer Haustür herumzulungern wie ein nervöser Jüngling.« Ich gab ihm einen freundlichen Rempler. »Wir sprechen von der introvertiertesten Frau von ganz Dorset, Peter. Sie ist von einem Psychopathen misshandelt worden, musste mit ansehen, wie einer ihrer Hunde starb, hat Bagleys Kreuzverhör standgehalten, und jetzt soll sie auch noch verstehen, warum ein Mann, den sie gern hat, sie nicht mehr necken will? Sie sind ein Idiot, Peter.«
    Er lächelte widerstrebend. »Das steht fest, ja. Ich bin total auf dem falschen Dampfer, Connie. Ich dachte, wir sollten geduldig abwarten und –«
    Ich gab ihm noch einen Rempler, etwas energischer diesmal. »Machen Sie mir bloß kein schlechtes Gewissen. Bei mir läuft's wunderbar – ich schreibe wieder – ich
esse
wieder. Das Leben ist eine Wucht. Spielt es eine Rolle, wer was wann getan hat?« Ich lächelte, um meinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Sie haben mir vom ersten Tag an geholfen, Peter. Sie und Jess haben mir einfach dadurch geholfen, dass Sie an dem Abend da waren. Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich es nicht geschafft. Können Sie sich nicht einfach darüber freuen? Für mich und Jess – aber vor allem für sich selbst?«
    »Sie sind ein netter Kerl, Connie.«
    »Heißt das ja oder nein?«
    Er lächelte über beide Ohren. »Ich weiß noch nicht genau. Ich sag's Ihnen, wenn ich bei Jess reingeplatzt bin.«

    Als der Besuch meiner Eltern etwa zur Hälfte um war, bekam ich einen Brief von
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