Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Des Kaisers Gespielin (German Edition)

Titel: Des Kaisers Gespielin (German Edition)
Autoren: Ana Hofmann
Vom Netzwerk:
„Ja, aber der Knecht war heute im Stall. Ich bin ganz rot geworden als ich ihn gegrüßt habe.“
    Ich musste lachen und die Anspannung fiel endlich von mir ab.
    Line wurde wieder ernst: „Er hat mich nur einmal kurz hinter der Tür geküsst, den Rest des Tages haben wir geredet.“
    Sie sah mich wieder an, ihr Blick intensiv.
    „Am meisten über dich.“
    „Na dann weißt du wahrscheinlich sowieso schon mehr als ich. Erzähl!“, forderte ich sie auf.
    Nachdenklich betrachtete sie ihre Hände, als würde sie sich ihre Worte genau zurechtlegen, holte einmal tief Luft und begann zu sprechen.
    „Man spekuliert wohl schon lange darüber, wann man dich wegschickt. Man hat den Vater in der Kaiserstadt gesehen, er kam wohl gerade aus einer Audienz beim Hofverwalter... und die Leute hatten endlich etwas, worüber sie reden konnten.“
    Sie blickte auf.
    „Pen sagt, der Vater verspricht sich Vorteile von deiner Anwesenheit bei Hofe. Er hofft wohl, dass der Kaiser dich wahrnimmt.“
    Sie wurde rot beim Gedanken daran, was die Aufmerksamkeit des Kaisers wohl beinhalten mochte, jetzt da sie die Unwissenheit des Kindes abgelegt zu haben glaubte.
    Ich nickte ergeben, hatte ich mir etwas Ähnliches doch schon gedacht. Seitdem die Mutter mich vor wenigen Tagen beiseite genommen hatte und mir mitteilte, dass man darüber nachdächte, mich in den Frauenflügel des Palastes zu schicken, beschlich mich wiederholt das Gefühl, dass mehr dahinter stecken musste, als eine Tochter weniger durchfüttern und einkleiden zu müssen. Mutter hatte mir ein ums andere Mal eindringlich versichert, wie viel besser es mir dort gehen würde - das gute Essen, die hübschen Kleider, die anregenden Unterhaltungen mit anderen jungen Frauen aus allen Teilen des Reiches. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass auch egoistische Motive dahinter stecken mussten, zu aufgesetzt klangen ihre hübsch verpackten Argumente.
    Und da war es nun. Das Gerede der Leute, das wahrscheinlich mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthielt und mich in meiner Ahnung zu bestärkte. Man hoffte also, dass ich den Kaiser bezirzen konnte. Und meiner Familie damit all ihren verlorenen Reichtum, ihr Ansehen, ihre Titel zurückgewinnen würde. Ich konnte nicht anders, als bei diesem absurden Gedanken still zu lachen. Wie wenig mich die Mutter und der Vater doch kannten. Hatten sie mich jemals wirklich angesehen? Ich hatte dem Kaiser, der nach heimlich geflüsterten Berichten im Dorfe über hunderte, ja manche meinten tausende Frauen verfügte, nichts zu bieten, was eine Andere nicht besser gekonnt hätte. Ich war nicht schön genug um sein Auge zu erfreuen, nicht erfahren genug um seinen Körper zu beglücken und nicht gebildet genug, seinen Geist zu stimulieren. Vater und Mutter, dachte ich bei mir, es tut mir leid, aber eure Erwartungen werde ich wohl nicht erfüllen.
    War ich darüber unglücklich? Ich schaute ganz tief in mich hinein und musste zugeben, dass ich es nicht war. Auch wenn ich Zeit meines Lebens eine unbestimmte Sehnsucht nach der Weite der Welt verspürt hatte, so besaß ich einfach kein Interesse daran, Macht und Reichtum anzuhäufen. Und ehrlich gesagt hatte ich auch Angst vor dem, was mir die Aufmerksamkeit des Kaisers einbringen könnte, jetzt da ich wusste, dass es mit Konversation allein nicht getan war. Angst vor seinem Körper, seiner Berührung, seinen Erwartungen. Ich wäre zufrieden gewesen mit einem ruhigen Leben auf dem Lande, meine Schwester und Elli an meiner Seite, ganz ohne Großartigkeit und Pomp. Aber da war noch etwas anderes. Ich musste an Line und Pen denken und etwas in mir zog sich sehnsuchtsvoll zusammen. Vielleicht reichte ein ruhiges Leben allein ja doch nicht aus. Ich hätte auch gern nur einmal in meinem Leben gefühlt, was diese beiden fühlten. Ein stilles Leben und jemanden den ich lieben konnte, dachte ich, und der mich zurück liebte, das wäre schön. Und diese Möglichkeit, so klein sie auch sein mochte, würde mir genommen werden, wenn ich ginge. Ein kleiner trauriger Seufzer entfuhr mir unwillkürlich. Line räusperte sich und riss mich damit aus meinen Gedanken.
    „Ach Line!“, rief ich aus und drückte ihre Hand. „Vielleicht wird es gar nicht so schlimm, wenn ich fortgehe. Ich wünschte nur, ich könnte einmal erleben, wie es ist, die Liebe ganz tief im Herzen zu spüren, weißt du? Wie bei dir und Pen!“
    Line nickte, und ich wusste, dass sie mich verstand.
    „Das wünsche ich dir auch, Lila, mehr als alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher