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Der Zypressengarten

Der Zypressengarten

Titel: Der Zypressengarten
Autoren: Santa Montefiore
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Tiefe Lachfalten hatten sich in die Haut gegraben, doch seine Augen blitzten, was auf einen wachen Geist hindeutete, dem nichts entging, und der alles Gesehene mit Humor nahm. Er kam, als Elizabeth Pembridge-Hughes in ihrem Range Rover davonbrauste.
    »Noch eine, die ins Gras beißt!«
    »Ach, Harvey, wie schön, dass du wieder da bist!«, rief Marina aus. Bei Harveys Worten wurden ihre Zweifel von einer angenehmen Ruhe überspült. »Du glaubst nicht, was ich heute für Leute hier hatte. Einen Piraten und eine angebliche Freundin von Königen und Stars. Wenn der dritte Kandidat genauso wird, weiß ich nicht mehr, was ich machen soll.«
    »Du wartest, dass der Richtige kommt.«
    »Und wird er das?«
    »Oh ja, wird er.« Dass Harvey überzeugt war, beruhigte Marina.
    »Wie geht es deiner Mutter? Entschuldige, ich war so angespannt, dass ich ganz vergessen habe zu fragen.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. Seine Mutter war in letzter Zeit sehr gebrechlich geworden und musste in ein Heim. Sie war achtundneunzig, und Harvey liebte sie über alles. Er besuchte sie bis zu dreimal die Woche.
    »Sie hält sich tapfer. Im Sun Valley Nursing Home ist es ziemlich langweilig, aber mein Neffe Steve und ich unterhalten sie, so oft wir können. Zur Zeit ist sie ganz aus dem Häuschen, weil Steve sich einen gebrauchten Jaguar gekauft hat. Ein Traumwagen, schnurrt wie ein Kätzchen. Er ist damit zum Altersheim und hat Mutter in ihrem Rollstuhl mit raus genommen, damit sie sich den Schlitten angucken kann.«
    »Von Steve höre ich zum allerersten Mal. Ich wusste gar nicht, dass du einen Neffen hast, und noch dazu einen erfolgreichen, wie es klingt.«
    »Ist er. Er hat ein großes Haus gleich außerhalb von Salisbury, das mit lauter schönen Sachen vollsteht. Ist ein Sammler. Du würdest staunen, was der alles hat! Mein Bruder Tony hat es nie weit gebracht, aber sein Junge Steve ist ein ganz anderes Kaliber. Er würde mir seinen Jaguar leihen, wenn ich ihn frage, so klasse ist er. Vielleicht fahre ich damit mal hier vor, ein bisschen angeben.«
    Marina lachte. »Du hinterm Steuer von solch einem Schlitten? Also das würde ich wirklich zu gerne mal sehen.«
    »Und ich möchte gerne mal sehen, wie du guckst, wenn ich dich mit dem Ding ausfahre!« Er strahlte von einem Ohr zum anderen.
    »Oh, das wäre wunderbar, Harvey! Es ist Jahre her, seit ich in einem schönen Sportwagen gesessen habe.«
    Auf einmal wurde sie ernst. »Hast du heute Morgen die Nachrichten gehört?«
    »Habe ich. Er ist wie Macavity der Kater.«
    »Nein, im Ernst, Harvey …«
    »Macavity der Kater ist ein krimineller Fall, man nennt ihn auch die unsichtbare Pfote überall«, zitierte er aus dem Musical und brachte Marina wieder zum Schmunzeln.
    »Darüber macht man sich nicht lustig, Harvey.«
    »Nein, eigentlich nicht, aber ich will nicht, dass du dich sorgst.«
    »Es besteht aller Grund zur Sorge. Wir müssen aufpassen und hoffen, dass er sich uns nicht aussucht. Andererseits sind wir klein verglichen mit den Hotels, die er bisher ausgeraubt hat, und ich hoffe sehr, dass er uns überhaupt nicht wahrnimmt.«
    »Wird er nicht. Hier ist ja sowieso nicht viel zu stehlen, nicht?«
    »Nichts richtig Wertvolles.«
    »Na, siehst du? Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Erst wenn die Polizei ihn hat.«
    »Eine Kommission von Scotland Yard sucht in einem fort, sie eilt an jeden Tatort, doch Macavity ist nicht dort!«, sang Harvey leise.
    »Du hast anscheinend keine Angst vor ihm.«
    »Angst kann ihn auch nicht aufhalten, falls er sich das Polzanze vornimmt.«
    »Was dann?«
    »Ich kann mit einem Gewehr draußen Wache stehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich sicherer fühlen würde, wenn du mit einer Waffe herumfuchtelst, Harvey. Wir brauchen etwas anderes.«
    Er kratzte sich am Kinn. »Einen Hund?«
    »Du weißt, dass ich Hunde im Hotel verbiete.«
    »Aber du wärst sicherer mit einem. Katzen wie Macavity rauben ungern Häuser aus, in denen Hunde wohnen.«
    Sie drehte sich weg und verschränkte die Arme vorm Oberkörper. »Ich ertrage keinen Hund. Das kann ich einfach nicht.«
    »Hunde sind freundliche Tiere.«
    »Ich weiß … aber ich könnte es nicht …«
    »Dann denken wir uns etwas anderes aus«, sagte er ruhig.
    Sie lächelte. »Ja, bitte. Alles, nur keinen Hund.«
    Marinas dritter und letzter Kandidat kam spät. Es war ein linkischer Hochschulabsolvent in Jeans und beiger Cordjacke, gockelhaft mit langem blonden Haar und einem rundlichen Jungengesicht. Er
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