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Der Zwerg reinigt den Kittel

Der Zwerg reinigt den Kittel

Titel: Der Zwerg reinigt den Kittel
Autoren: Anita Augustin
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Pharmazeutika gegen typische Alterserkrankungen, einige von diesen Arzneimitteln sind revolutionär, zum Beispiel die in unseren Labors entwickelte Injektionslösung gegen Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko.
    Die Entwicklung solch revolutionärer Arzneimittel ist in jeder Hinsicht aufwendig: Sie kostet Zeit und Geld. Von der Wirkstoffsuche bis zu den präklinischen Tests an Tieren vergehen Jahre. Von den klinischen Tests am Menschen in ihren vielen Phasen bis zur Zulassung des Medikaments vergehen Jahre, oft Jahrzehnte. Die Studien und Tests kosten Milliarden. Viele Pharmaunternehmen haben sich deshalb aus der innovativen Forschung zurückgezogen und beschränken sich auf die Evaluierung vorhandener absatzstarker Medikamente.
    Wir von der FrontPharma AG stellen uns diesem Trend entgegen. In absehbarer Zeit – die genauen Zahlen entnehmen Sie bitte der Pressemappe – wird mehr als die Hälfte der Bevölkerung über sechzig Jahre alt sein. Jeder Zweite wird die achtzig erreichen oder überschreiten. Ich glaube, ich muss Ihnen nicht näher erläutern, was das für unsere Gesundheitsversorgung bedeutet. Auch oder vor allem unter dem Aspekt der Versorgung mit effizienten Arzneimitteln.
    Für viele typische Alterserkrankungen gibt es bis heute keine wirksame pharmakologische Therapie, sie sind unheilbar. Morbus Alzheimer zum Beispiel, unser größtes Sorgenkind, aber auch andere organische oder psychische Erkrankungen, die bis dato kaum und nur unbefriedigend therapierbar sind. Um die kommenden Generationen vor etwas zu bewahren, das man ohne Übertreibung als Massensiechtum bezeichnen kann, müssen wir hier und heute schnell handeln. Wir müssen schnell forschen – schneller, als es die strenge gesetzliche Regelung mit ihren vielen Auflagen bisher erlaubt hat.
    Es ist ein gutes Zeichen, dass auch die Politik aufgewacht ist, wenn ich das so sagen darf, und für das Leuchtturmprojekt der FrontPharma AG eine gesetzliche Ausnahmeregelung beschlossen hat. Diese Regelung ermöglicht es uns, das Seniorenwohnheim Die R ESIDENZ in ein Großlabor umzugestalten und mit den Probanden eine Reihe von klinischen Tests durchzuführen, die bislang aus gesetzlichen Gründen nicht möglich waren. Es geht um die Prüfung von Wirkstoffkombinationen, die sich noch im Frühstadium der Entwicklung befinden und normalerweise in langwierigen Tierversuchen unter vielen Aspekten untersucht werden müssten. Toxizität, Verträglichkeit, unerwünschte Nebenwirkungen et cetera. Dank der Unterstützung durch die Regierung, ganz besonders durch die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, können wir die Phase vorklinischer Tierversuche überspringen und sofort in die sogenannte First-in-human-Phase einsteigen. Bereits heute Nachmittag werden meine Mitarbeiter und ich damit beginnen, die Probanden hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für die jeweiligen Wirkstoffkombinationen zu untersuchen. Diese Voruntersuchung wird einige Tage in Anspruch nehmen, in komplexen Fällen einige Wochen. Danach werden wir Fokusgruppen bilden, in denen unter der Leitung jeweils eines Experten aus meinem Team der jeweilige Wirkstoff im kontrollierten Testverfahren an die Probanden verabreicht wird. Wie lange die Tests dauern, hängt von den laufenden Ergebnissen ab. Und natürlich von der Mortalitätsrate.
    Das Pflegepersonal der R ESIDENZ wird ergänzend zu den bisherigen Tätigkeiten neue Aufgabenbereiche zugewiesen bekommen, zum Beispiel die lückenlose Kontrolle beziehungsweise Überwachung der Probanden, oder die medizinische Versorgung bei den zu erwartenden pathologischen Reaktionen auf die Wirkstoffe. Dabei wird die leitende Oberschwester der R ESIDENZ …«
    Maldtnaz zebberck.
    Maldtnaz zebberck, oh Gott, bitte nicht. Bitte lass es nicht zu, nicht Schwester Terese, oh bitte, Maldtnaz zebberck.
    Â»â€¦ wird die leitende Oberschwester der R ESIDENZ als zentrale Koordinatorin und Supervisorin fungieren. Die Entlohnung des Pflegepersonals inklusive einer angemessenen Gehaltssteigerung übernimmt die FrontPharma AG .
    Meine Damen und Herren, liebe Probanden, die Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird Ihnen nun den Namen unseres Leuchtturmprojekts bekanntgeben. Bitte, Frau Minister.«
    Die Ministerin lächelt und beugt sich nahe ans Mikrophon.
    Â»Barrierefrei forschen: Heute testen, was wir
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