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Der Zweite Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg

Titel: Der Zweite Weltkrieg
Autoren: Friedemann Beduerftig
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geschwunden waren, kam es zu einer bizarren Inszenierung:
    Politisches Testament
    Neben einem kurzen persönlichen Testament, diktierte Hitler am 29.4. ein ausführliches politisches. Darin erging er sich in widersprüchlichen Selbstrechtfertigungen, behauptete, dass er den Krieg nie gewollt habe, dass er ihm vielmehr von jüdischen Drahtziehern aufgezwungen worden sei und dass er daher das Recht gehabt habe, sie als die „wahren Schuldigen“ zur Rechenschaft zu ziehen. Dann forderte er seine Nachfolger zur unbeugsamen Weiterführung des Krieges auf. Das sollten nach seinem Willen Großadmiral Dönitz als Reichspräsident, Goebbels als Reichskanzler und Bormann als Parteiminister sein. Himmler und Göring hingegen stieß er testamentarisch wegen ihrer Kontakte zum Feind aus der Partei aus. Er schloss mit der Wahnidee seines Lebens: „Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassengesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Völker, das internationale Judentum.“
    Hitler hatte Eva Braun, seine 33-jährige Geliebte, nicht dazu bewegen können, Berlin und ihn zu verlassen. Nun beschloss er, der sich als „Führer“ stets geweigert hatte, feste menschliche Bindungen einzugehen, Eva zu heiraten. Und obwohl sein Wille, ja bereits sein bloßer Wunsch im zerfallenden Reich Gesetz war, bestand er auf einer ordnungsgemäßen Zeremonie. Er ließ einen Standesbeamten herbeischaffen und am frühen Morgen des 29.4. im eigens dafür hergerichteten Kartenzimmer die Trauung vornehmen, wobei die künftigen Eheleute versicherten, sie seien „rein arischer Abstammung und frei von Erbkrankheiten“. Goebbels und Bormann fungierten als Trauzeugen. Danach gab es eine Feier im kleinen Kreis, während in den Straßen Berlins SS-Einheiten und Wehrmachttruppen der Roten Armee weiter erbitterten, aber völlig aussichtslosen Widerstand leisteten.
Pulver- und Mandelgeruch
    Nach Diktat eines persönlichen und eines politischen Testaments (siehe Kasten) ließ Hitler seine Schäferhündin Blondi vergiften und nahm am 30.4. am frühen Nachmittag Abschied von seinen Mitarbeitern. Dann zog er sich mit seiner Frau zurück. Gegen 15.30 ein Schuss. Kammerdiener Linge öffnete Hitlers Raum und fand ihn offenen Auges zusammengesackt auf seinem geblümten Sofa, ein Loch in der Schläfe, eine Pistole auf dem Boden. Es roch nach Pulver und Mandeln. Eva hatte sich mit einer Blausäure-Kapsel umgebracht, während Hitler sich zusätzlich erschossen hatte. Genau lassen sich die Geschehnisse nicht mehr rekonstruieren. Sicher ist, dass Hitlers Leute seine Anweisungen befolgten, seinen und Evas Leichnam zu verbrennen. Das dafür nötige Benzin war schon vorher angeliefert worden. Außer unkenntlichen Resten blieb vom Zertrümmerer Europas und der alten Weltordnung nichts übrig.

Nur einen Tag lang verheiratet: Hitler und seine spätere Frau Eva, geborene Braun (Foto: Ruhepause im Teehaus des Berghofs auf dem Obersalzberg). Seit 1932 waren beide informell, ja fast geheim miteinander verbunden
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    (c) Interfoto

Jede Stunde zählte
Regierung Dönitz bis zur Verhaftung (23.5.1945)
    Natürlich vermochte der von Hitler testamentarisch zum Nachfolger als Reichspräsident ernannte Dönitz nichts Nennenswertes mehr zu bewegen. Der für die Nachfolge als Reichskanzler vorgesehene Goebbels hatte sich schon am Tag nach seinem „Führer“ mit seiner Frau Magda umgebracht, nachdem diese sechs ihrer Kinder im Bunker vergiftet hatte. Die Westmächte lehnten einen Sonderwaffenstillstand ab, den Stalin als Verbrüderung hätte verstehen können. Immerhin ließ sich der britische OB Montgomery dazu herbei, am 4.5.1945 eine Waffenruhe für den Nordwestraum, also für Holland, das nördliche Deutschland und Dänemark, zu vereinbaren. Damit gewann Dönitz einige wenige Tage für die Rettung weiterer Soldaten und Zivilisten. Sein Plan: Mit möglichst vielen Kräften vor den Westalliierten kapitulieren und so wenige wie möglich in russische Hand fallen lassen. Dazu passte, dass schon am 2.5. die Heeresgruppe C (von Vietinghoff) in Italien die Waffen streckte; rund eine Million Mann ging in Gefangenschaft.
Argwöhnischer Stalin
    In den fünf Tagen, die bis zur unvermeidlichen Gesamtkapitulation noch blieben, zog Dönitz alles, was schwimmen konnte, in der Ostsee zusammen und ließ aus den letzten im Osten an der Küste noch gehaltenen Plätzen Flüchtlinge und Landser nach Westen schaffen. Die
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