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Der zweite Weltkrieg

Der zweite Weltkrieg

Titel: Der zweite Weltkrieg
Autoren: Gerhard Schreiber
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trat an der gesamten Ostfront bis zum 22. Juni eine Kampfpause ein.
    Das Reich sah nicht nur operativ schweren Zeiten entgegen, ihm brach die Basis seiner Rüstungen weg. Mit Nikopol’ verlor es unersetzliche Manganerzgruben. Am 5. April 1944 begann die 15. US-Luftflotte von Italien aus ihre Offensive gegen die rumänischen Erdölfelder sowie Ölraffinerien und Hydrierwerke im deutschen Machtbereich. Im selben Monat stellte die von den Alliierten unter Druck gesetzte Türkei die Chromerzlieferungen ein. Spanien reduzierte im Mai seine Wolframexporte nach Deutschland. Gleichzeitig starteten die systematischen Luftangriffe gegen die deutsche synthetische Treibstofferzeugung. Speer und seine Experten machten daraufhin eindringlich auf die verheerenden Folgen für die eigene Kriegführung aufmerksam, wenn keine Abhilfen geschaffen werden konnten. Äußerstenfalls drohe der Wehrmacht Bewegungsunfähigkeit.
    Erschwerend kam hinzu, dass seit dem 1. April 11.000 alliierte Flugzeuge das Verkehrsnetz und militärische Ziele in Frankreich sowie Belgien attackierten. Sie warfen ungefähr 195.000 Tonnen Bombenlast zur Vorbereitung von „Neptune“ ab, der Angriffsphase der Operation „Overlord“. Am 6. Juni gegen 01.30 Uhr eröffneten sodann Luftlandedivisionen den Kampf, Landungsboote mit Bodentruppen folgten fünf Stunden später. Um 24.00 Uhr waren, wirkungsvoll unterstützt von der schweren Schiffsartillerie, 132.715 Mann in fünf Brückenköpfen zwischen les Dunes-de-Varreville und dem 80 km östlich davon gelegenen Merville angelandet. Die Alliierten verfügten bei „Overlord“ über 86 Divisionen, 1213 Kriegsschiffe, 4126 Landungsfahrzeuge, 5112 Bomben-, 5409 Jagd- und 2316 Transportflugzeuge. Im Besitz der absoluten Luftherrschaftflogen diese am
D-Day
14.647 Einsätze. Nach 24 Stunden galt die größte triphibische Operation des Weltkriegs als geglückt. „Neptune“ endete am 30. Juni. Zu jenem Zeitpunkt befanden sich 850.279 alliierte Soldaten auf dem Festland. Ihre Zahl stieg bis Ende Juli auf 1.566.000 an. Daran gemessen, standen 58 deutsche Divisionen, die Piloten der sehr schwachen Luftflotte 3, die am Landungstag lächerliche 319 Starts ausführten, und die noch schwächeren Kräfte der Kriegsmarine auf verlorenem Posten.
    Mit „Overlord“ nahm die Befreiung Westeuropas ihren Anfang, obwohl amerikanische sowie freifranzösische Truppen erst am 25. August in Paris einrückten und die Alliierten bis Ende Juli 1944 nördlich der Linie Lessay, Saint-Lo, Caumont, Evrecy, Bourguébus, Troarn festlagen. Außerhalb jenes Raums erhielten sie auf direkte oder indirekte Weise Unterstützung seitens der etwa 250.000 Angehörigen der
Forces Francaises de l’Intérieur.
Wie in der Sowjetunion, in Polen, Jugoslawien, Griechenland und Italien besaß der Widerstand in Frankreich militärisch Gewicht. Daran erinnert aufs furchtbarste der Ort Oradour-sur-Glane, wo am 10. Juni 1944 Angehörige der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ 205 Kinder, 240 Frauen und 197 Männer brutal ermordeten. Ein Massaker an unschuldigen Menschen, keine Vergeltungsaktion – zu
vergelten
gab es nichts. Vielmehr sollte die maßlose Grausamkeit die Zivilbevölkerung einschüchtern und von Hilfeleistungen für die Partisanen abschrecken. Aus solcher Sicht ist Oradour typisch für deutsche Besatzungsherrschaft im Westen wie im Süden, Südosten und Osten – mörderische Terrorisierung der Bevölkerung.
    Drei Tage nach dem Beginn der Landung in der Normandie eröffneten die Sowjets eine Offensive an der finnischen Front, die sie teilweise um 300 km nach Nordwesten zurückdrängten. Als sich der Kollaps des Landes abzeichnete, vereinbarte Helsinki am 19. September mit Moskau und London einen Waffenstillstand, der es verpflichtete, bei der Vertreibung der Deutschen aus Lappland mitzuhelfen. Den Finnen blieb keine andere Wahl, und die Deutschen verloren mit dem Bundesgenossen kriegswichtige Nickelerzlieferungen.
    Dem Angriff in Karelien folgte eine rege, die Schwerpunkte geschickt verlagernde operative Tätigkeit der Roten Armee in allen Frontbereichen. Die am dritten Jahrestag des deutschen Überfalls gestartete Großoffensive von vier sowjetischen Heeresgruppen (2,2 Millionen Soldaten, 5200 Panzer, 5300 Flugzeuge) gegen die 700.000 Mann zählende, an Waffen- und Materialmangel leidende Heeresgruppe Mitte führte zu einer Katastrophe, die jene von Stalingrad übertraf. Am 8. Juli 1944 galten 28 Divisionen als vernichtet, 350.000
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