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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod
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Regalen und dem Tisch gab es noch einen Bü ro schrank, des sen Tü ren geschlos sen wa ren. Der Par kettboden glitzerte wie eine Eisbahn.
    »War das mit der Tatwaffe denn ernst gemeint?«, erkundigte sich Sofi.
    Per sah auf und nickte. »Sehe ich aus wie ein Zirkusclown?«
    Per war eigentl ich immer so ein Wüstl ing. Der liebe Gott hatte ihm einen so militanten Zynismus auf die Zunge gelegt, dass sich die Mitglieder der Gewaltdezer nate ei nen Tat ort ohne seine barschen Kommentare und sein Herumpoltern schon gar nicht mehr vorstel len konnten. Seine Lie bens würdig keit be wies er durch andere Dinge wie prompte Anlahrten und kräftiges Zupacken, durch alles also, wofür man seine Zunge nicht benötigte. Wer in Stockholm eines gewaltsamen Todes gestorben war, musste danach auch noch Pers schlechte Laune ertragen.
    »Du siehst aus wie ein Tanzbär, Per!«, fand Kjell, ohne dafür den Blick von dem Plakat an der Wand lösen zu müssen.
    »Tanzper«, flüsterte Sofi. Kjell und Sofi lachten.
    »Leckt mich einfach«, brummte Per und wandte sich wieder sei ner Arbeit zu.
    In der Küche stand die Luke der Spülmaschine offen, die beiden Laden wa ren he raus ge zo gen.
    »Als wir die Wohnungstür öffneten, lief die Maschine«, sagte Vik toria. »Nachdem wir den Toten ent deckt hat ten, haben wir sie sofort ausgeschaltet und geöffnet. Der Brieföffner lag im oberen Fach.«
    Die Maschine quoll über, sie enthielt die übliche Haushaltsladung: Teller, Tassen, Gläser und Besteck. Alles war noch schmutzig und mit einem weißen Film verschmiert. Kjell kratzte an einem Teller. Es schien nur die Waschlauge zu sein.
    »Wir haben den Inhalt natürlich sofort durchsucht und dabei den Brieföffner entdeckt.«
    Er lag auf dem Küchentisch in einem bereits beschrifteten Biopack für das Labor. Kjell öffnete die Tüte und inspizierte den Inhalt. Die Klinge des Brieföffners war zwanzig Zentimeter lang. Blut klebte daran. Die Spitze war geschliffen und wie eine Harpune eingekerbt. Damit konnte man wohl Paketbänder durchtrennen.
    Viktoria zuckte mit den Schultern. »Wir wissen nicht, wann die Maschine eingeschaltet wurde, aber es dampfte stark, als ich die Luke öffnete.«
    Der Täter hatte eine ganze Packung Spülmittel auf den Boden der Maschine gekippt. Das war nicht sehr klug gewesen, denn das Granulat hatte den Wasserzulauf und den Abfluss verstopft. Die Maschine hatte das Programm kurz nach dem Start abgebrochen und das Wasser den Brieföffner gar nicht erreicht.
    »Lass uns noch einmal von vorne beginnen«, bat Kjell. »Und beschreib nicht nur die Tatsachen, sondern auch deine Eindrücke.«
    Viktoria war eine Notizblockpolizistin. So wie Sofi. Wenn Sofi abends nach Hause kam, schrieb sie noch eine Stunde lang Tagebuch, als ob sie tagsüber nicht genug schreiben müsste. Und am Morgen beim Frühstück schrieb sie Listen mit Dingen, die zu er le digen oder in ih rem Leben wichtig oder unwichtig waren.
    Um 1 Uhr 32 hatte ein gewisser Robert Sahlin, dessen Wohnung schräg versetzt unter der des Toten lag, die Notrufzentrale angerufen: Er höre verdächtige Geräusche und Schreie. Die Telefonistin fragte, was das für Geräusche seien, und Sahlin antwortete, jemand renne durch die Wohnung, er spüre auch Er-schüt te run gen und glaube sogar, ei nen Schuss gehört zu haben. Er klang besorgt und nannte der Telefonistin Stockwerk und Namen des Toten. Viktoria und ihre Kollegen fanden die Wohnungstür ange lehnt. Aus der Spül ma schine drangen re gel mäßig wieder kehrende Kratz geräusche. Nir gendwo brannte Licht, au ßer der Schreibtisch lampe im Ar beits zimmer. Der Computer war eingeschaltet. Viktoria und ihre Kollegen überprüften sogleich alle Räume und öffneten mit einigem Unbehagen die Luke der Spülmaschine, ohne zu wissen, was sie darin erwarten würde.
    »Wart ihr schon bei diesem Sahlin?«, fragte Sofi, die soeben eine frische Liste in ihrem Block begonnen hatte.
    »Bisher nicht. Die Einsatzleitung hat ja dau ernd angeru fen, und wir waren zuerst gar nicht sicher, ob der Mann wirklich tot ist. Die Einstichstelle hat erst Per entdeckt.«
    Kjell stieg mit Sofi in den dritten Stock hinab und klingelte an Sahlins Tür. Es war schon verwunderlich, dass er sich bisher nicht zu erkennen gegeben hatte, fand Kjell. Er war ja wohl nach dem Anruf nicht schlafen gegangen. Niemand öffnete. Sie sa hen ei nan der ver wun dert an.
    »Wir müssen unbedingt nachsehen«, fand Sofi. »Vielleicht wurde er in die Sache verwickelt.« Sie
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