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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod
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bewusstlos, er strampelte. Sie hieb ihm mit dem Knie gegen die Schläfe, aber es schlackerte so, dass sie ihn schlecht traf und die Kraft nicht auf ihn überging. Er wand sich und versuchte, sich auf den Bauch zu drehen. Dann war seine Hand ganz plötzlich da und schnappte nach ihrer. Er fasste ihr Handgelenk und zog sie zu sich. Sein Oberkörper schnellte hoch, er ballte die freie Hand zur Faust und hielt Sofi so fest, dass sie seine Faust kommen sah, ohne ausweichen zu können. Mit voller Wucht schlug sie auf ihrem Kinn ein. Sein Griff verhinderte, dass sie wegflog. Stattdessen knickte sie zu Boden und schlug nun selbst mit dem Kopf auf den Steinboden. Er wälzte sich auf sie und presste sein Knie zwischen ihre Beine.
    Barbro ließ das Tesefon faUen und nahm die Pistole in beide Hände. Der Mann machte noch einen Schritt und noch einen. Er stand in der Mitte des Gangs vier Meter von ihr entfernt. Von oben platzte ein Schuss durchs ganze Haus. Jon Ola zuckte nur kurz und lächelte. Barbro wich zurück, wich immer weiter. Im Kopf wusste sie, wie falsch das war, trotzdem tat sie es. Sie tat es schon die ganze Zeit. Sie spürte ihre Finger nicht. Sie hatte sich schon tau send mal ent schlos sen abzudrü cken.
    Sofi zog Kenneth Fohlin ächzend in die Küche. Sein Oberschenkel hinterließ eine breite Blutspur auf den hellen Kacheln. Nach dem Schuss hatte sie sich unter ihm befreien können und ihm noch einmal mit dem Knie gegen die Schläfe geschlagen. Diesmal hatte sie getroffen. Sie schloss die Küchentür und gab ihm einen Tritt gegen den Brustkorb. Er erwachte röchelnd aus seiner Ohnmacht. Sein Schlag war so stark gewesen, dass ihre Knie immer wieder nachgaben. Sie hielt ihm die Pist ole ins Ge sicht.
    »Ich töte dich jetzt aus Notwehr. Wer hat Carl und Kajsa getötet? Fünf, vier, drei, zwei, …«
    Sie zählte, so schnell sie konnte. Er war als Major im Kosovo gewesen. Er hatte viele Menschen schießen sehen. Er sah es in ihren Augen. Sie würde es tun.
    »Kajsa!«, stöhnte er auf.
    »Was Kajsa?«
    »Sie hat Petersson getötet. Ich kann es beweisen. Wir haben alles auf Video. Bei Sundman. Such bei Sundman!« Seine Stimme klang immer noch so gurgelnd seit Sofis erstem Angriff.
    »Du lügst. Ist Sundman im Haus?«
    Er nickte.
    »Ist er bewaffnet?«
    Er nickte wieder.
    »Wer hat Kajsa getötet?«
    »Wir nicht. Das Haus stand schon in Flammen, als wir wieder hinkamen.« »Wer!«
    »Die Ägypter. Es müssen die Ägypter gewesen sein.«
    Sofi dachte an Kullgrens Worte. Er hatte Recht. Sie hatte das einzig Richtige getan. Kajsa das Falsche. Sie war eine von denen, die die Ägypter betrogen hatten. Sofi versetzte Fohlin erneut einen Tritt, aber er wurde davon nur benommen. Sie sprang aus der Küche und verriegelte die Tür hinter sich. Sie war aus leichtem Holz, aber weil sie nach innen aufging, würde er sie kaum auftreten können. Als sie den Schlüssel abzog, zögerte sie. Wenn sie ihn töten wollte, dann jetzt. Sie überlegte. Sie musste es jetzt tun. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob er zu den Ägyptern gehörte. Warum war er nicht tot wie Kajsa? Sie erschrak über sich selbst. Sie wollte niemanden töten. Nur die Frau mit dem Messer in Kairo. Wenn sie jetzt vor ihr stünde, würde sie die Frau töten.
    Sie lauschte in die Weite des Hauses und betastete ihren Unterkiefer. Still zu lauschen, fiel ihr unendlich schwer. In ihrem linken Ohr rauschte es. Sie wusste nicht, ob ihr Kiefer gebrochen war. Zuletzt war sie mit zehn Jahren von ihrer Mutter geschla gen worden.
    Sie rannte zur Treppe. Die Stufen waren aus Marmor oder einem Imitat. Mit ih ren hart gefrore nen Gummi soh len erzeugte sie darauf ein lautes Tappen. Sie hielt sich am Gel änder fest und nahm Stufe um Stufe, wobei sie sich tief in die Knie sinken ließ, um den Aufprall abzudämpfen. Ihre Knie schmerzten, als hätte jemand mit einem Hammer daraufgeschlagen. Die Treppe wand sich wie eine Spirale hinab. Als sie in der Biegung erkannte, dass am Ende der Treppe noch ein Durchgang folgte, ging sie schnell er. Sie spähte um die Ecke und sah im Schatten den Umriss eines Mannes. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Und Barbro erkannte sie bald darauf als noch dunkleren Fleck, der hin und wieder auftauchte. Sofi glaubte, dass Barbro sie nicht sehen konnte. Sie wurde von dem Mann ver deckt.
    Was dort vor sich ging, konnte sie nicht erkennen. Die beiden gaben keinen Laut von sich. Dann hörte sie Barbro aufschluchzen. Sofi wackelte auf ihren Beinen. Deshalb
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