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Der Zweite Tod

Titel: Der Zweite Tod
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der Flanke des Hauses entlang. Das Kellerfenster verwarf sie sofort. Wenn sie dort einstiege, wäre sie dabei jedem Angriff ausgeliefert. Sie streifte sich die Handschuhe von den Händen und warf sie gegen den Gartenzaun in die Dunkelheit. Mit gezogener Waffe drückte sie ihren Rücken neben der Tür gegen die Hauswand. Sie sah den Spalt. Obwohl ihre Angst größer war als das Haus, schlüpfte sie hinein. Sofort entdeckte sie den Heizkörper und legte ihre Finger in mittlerer C-Lage darauf, wie sie es in ihrer ersten von insgesamt drei Klavierstunden gesernt hatte. Auf einmal flog die Tür zur Halle auf. Sofi schraubte ihren Körper mechanisch hinter der Tür in den Stand und erstarrte. Es war nicht Barbro. Die festen Schritte stammten von einem Mann. Der Mann machte drei Schritte zur Haustür und verharrte. Er hatte bemerkt, dass die Tür nur angelehnt war. Er hielt die Klinke in der Hand und sah zurück in die Halle. Sofi konnte er nicht entdecken, sie kauerte hinter der Innentür und atmete nicht. Es tropfte aus ihrer Nase, ohne dass sie schniefen konnte. Der Mann schloss die Tür und ging zurück. Sofi sank in sich zusammen und spürte, wie ihre Hose nass wurde.
    Barbro presste sich in die Ecke des langen Kelserflurs. Einige Meter weiter arbeitete sich je mand im Hei zungs kel ler durch einen Stapel Umzugskartons. Aus dem Kesselraum strömte sommerwarme Luft in den Flur. Barbro labte sich daran. Der Mann hatte sie nicht bemerkt, und Barbro ließ ihn suchen, solange es ging. Sie hatte nur diesen Mann bemerkt. Ab und zu zeichnete sich sein Schatten auf dem Estrich des langen Ganges ab. Sie glaubte, dass er zu kurz war, um von Fohlin stammen zu können. Der maß gute zwei Meter.
    Da drang eine laute Stimme von oben: »Jon Ola!«
    Die Geräusche aus dem Heizungsraum erstarben im selben Augenblick. »Ja!«, rief Jon Ola.
    »Warst du draußen?«
    Der Mann zögerte und rief dann: »Nein!« Von oben kam keine Antwort, nur Stille. Der Mann begann nach wenigen Sekunden wieder zu rascheln und zu rumpeln. Barbro dachte an Sofi. Auf einmal hielt Jon Ola inne, schöpfte Verdacht. Er hatte wohl erwartet, dass der andere herunterkam. Aber er kam nicht.
    Er trat in den Türrahmen. Der Mann vom Parkplatz. Jon Ola Sundman. Der Kell ergang war lang wie ein U-Bahn-Waggon.
    Er zog sich unter dem ganzen Haus mit seiner riesigen Grundfläche entlang. Acht Schritte von Barbro entfernt stand der kleine Mann. Sie war am Ende des Ganges in die Hocke gesunken und in den Schatten eingetaucht. Er sah die Treppe hinauf. Barbro, die mit der Waffe auf sein Ohr zielte, bemerkte er nicht. Sie drückte sich aus der Hocke.
    Jan Ola wollte sich in Bewegung setzen, die Treppe hinauf.
    »Halt!«, rief Barbro gedämpft. »Leg dich hin, du Zwerg!«
    Er drehte langsam den Kopf in Barbros Richtung und starrte sie nur an, er zuckte weder zusammen noch gab es eine andere Reaktion. Es wäre klüger gewesen, um die Ecke zu springen, aber das tat der Mann nicht. Barbro hielt ihr Telefon in der anderen Hand und drückte die Eins. Sie hielt es sich ans Ohr. Kjell mel dete sich sofort.
    »Maris Haus, Sundman und Fohlin. Ich habe die Waffe auf ihn gerichtet.«
    »Wir sind schon unterwegs!«
    Der Mann trat einen Schritt auf sie zu.
    »Er will mich angreifen.«
    »Du musst softort schießen! Wir kommen aus seiner Wohnung. Er und Fohlin wa ren Berufssoldaten. Nicht war ten. Sofort schießen!«
    Sofi stemmte sich von der Wand ab und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sie hatte zwei, drei Sekunden geweint, aus Angst. Das machte sie wütend. Sie folgte dem Mann. Er stand am Treppenabsatz zum Keller und rief hinab. »Warst du draußen?«
    Ein dumpftes Nein kam aus dem Keller zurück. Bevor der Mann seinen Fuß auf die nächste Stufe setzen konnte, war Sofi hinter ihm, stieß ihm von hinten den Griff der Waffe in weitem Schwung gegen den Kehlkopf und sprang ihm mit dem rechten Fuß in die Kniekehle seines Standbeins. Während sie es tat, erkannte sie, wie dumm sie war. Der Körper gab viel weniger nach, als sie erwartet hatte. Aber sie traf gut, und wenn man es unerwartet macht, geht auch ein starker Körper nach hinten zu Boden. Aus Fohlins Kehle drang ein Blubbern. Sie war mit dem Griff der Pistole schräg über seinen Kehlkopf gestreift. Er knallte mit dem Kopf auf die Steinfliesen und blieb liegen. Sie packte ihn am Kinn und am rechten Arm. So konnte sie ihn mit Mühe über den glatten Boden zerren, nur ein Stück weit in die Mitte der Halle. Fohlin war nicht
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