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Der zweite Buddha

Der zweite Buddha

Titel: Der zweite Buddha
Autoren: A. A. Fair
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es erst heute abend.«
    Ich grinste: »Die letzte Postzustellung ist nachmittags...! Kommt wohl mit Boten, wie?«
    »Haben Sie was dagegen?« Ihre Augen funkelten.
    »Nein, nein — durchaus nicht«, lenkte ich ein. »Aber wir sprachen über Lionel, und es hat keinen Zweck, dauernd um den heißen Brei herumzugehen: Sie sind gestern abend mit ihm ausgegangen, und heute abend werden Sie wieder mit ihm ausgehen — stimmt’s?«
    »Eben nicht«, stellte sie richtig. »Wir wollten zusammen ausgehen, aber dann wurde alles über den Haufen geworfen... Er hatte ursprünglich vor, die Sache so zu arrangieren, daß ich in die Party heimlich hineinschlüpfen konnte — ich wollte doch gern die Filme sehen, wissen Sie... und danach wollten wir noch zusammen essen gehen. Aber dann hat er mich angerufen und abgesagt; es ginge irgendwas schief, und er könnte nicht gleich weg... und ich hatte übrigens keine Lust, mich da reinzuschmuggeln, nachdem ich wußte, wer... na ja, Sie wissen ja, wer die Gäste kontrolliert hat.«
    »Na sehen Sie — es geht doch!« stellte ich fest. »Das war doch schon sehr hübsch für den Anfang... und das ist alles, was Sie bis jetzt wissen?«
    »Bis jetzt — ja«, antwortete sie bedeutungsvoll.
    »Wäre es zuviel verlangt«, erkundigte ich mich, »wenn ich Sie bäte, mir morgen früh Bescheid zu sagen, wenn Sie noch etwas erfahren haben?«
    »Was wollen Sie denn sonst noch wissen?«
    »Na, ‘n bißchen was über den Knaben selbst; was er so treibt und so... und vor allem, wie viele Aufnahmen er gestern abend gemacht hat. Ich brauche Abzüge von allen Aufnahmen, nebenbei gesagt.«
    »Von allen? Wozu?«
    »Weil wir für Mr. Crockett arbeiten. Es ist wichtig. Natürlich könnte ich sie auch von Crockett selbst haben; ich würde aber lieber mit dem Fotografen Zusammenarbeiten. Ich laß mir nicht gern von den Klienten in die Karten gucken, verstehen Sie? Der Klient bekommt die Resultate geliefert und muß blechen — sonst will ich nichts mit ihm zu tun haben.«
    Sie zögerte einen Augenblick und zeichnete mit dem Finger das Muster ihres Rockes nach. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen, und der Rock lag eng an.
    »Na — wie ist es?« ermunterte ich sie.
    »Gut«, willigte sie endlich ein. Sie erhob sich und ging zur Tür; dann blieb sie plötzlich stehen und sagte: »Damit wir uns recht verstehen, Mr. Lam — ich bin kein Lockspitzel. Ich bin... bereit, Ihnen zu helfen. Aber ich habe noch nie einen Freund reingelegt. Und ich werde es auch in Zukunft nicht tun.«
    »Das verlangt auch kein Mensch von Ihnen«, versicherte ich.
    »Danke!« Damit ging sie hinaus.
    Elsie Brand sah mich fragend an. »Hoffentlich wissen Sie, was Sie da tun«, sagte sie.
    »Einstweilen weiß ich das noch nicht so ganz genau«, erwiderte ich; »ich versuche, mich an die Dinge heranzutasten.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, meinte sie. »Aber passen Sie gut auf die junge Dame auf... Sie wissen, was ich von Büroklatsch halte, aber sie soll ziemlich haarsträubende Dinge erzählen, was ihr Privatleben angeht.«
    »Schönen Dank für den Tip.«
    »Das ist kein Tip, Donald...« Sie sah mir offen in die Augen. »Das ist eine Warnung.«
     

5
     
    Die Adresse des Internationalen Goodwill-Klubs fand ich im Telefonbuch. Ich merkte sie mir, verließ das Büro und nahm ein Taxi.
    Eigentlich hatte ich erwartet, nur ein winziges Büro vorzufinden, in dem eine Halbtagssekretärin die Post erledigt. Um so erstaunter war ich nun, als ich das große, gut eingerichtete Büro betrat, hinter dem sich ein Klubzimmer und eine Bibliothek befanden. Der Managet kam hinter seinem Schreibtisch hervor und streckte mir die Hand entgegen.
    »Lam«, stellte ich mich vor und schüttelte seine Hand. »Ich bin Journalist, und ich interessiere mich für Ihren Klub — ich möchte gelegentlich mal was darüber schreiben, wissen Sie.«
    »Ich heiße Bedford«, sagte er, »Carl X. Bedford; ich bin Managet und Sekretär des Klubs. Ich werde alles für Sie tun, was in meinet Macht steht, Mr. Lam... wir sind außerordentlich daran interessiert, daß über unsere Arbeit berichtet wird.«
    Ich sah mich um. »Hübsch haben Sie’s hier«, stellte ich fest.
    »Bißchen klein«, meinte er. »Aber die Bibliothek ist recht gut; wir haben eine ganze Menge ziemlich seltener Reiseberichte und natürlich alle geographischen Magazine und derartige Publikationen. Da hinten ist dann noch eine Selbstbedienungsbar — das heißt, die Mitglieder können dort ihre
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