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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.
Autoren: Hans Pfeiffer
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umgekehrt die Einsamkeit die Folge seines Isolationsdranges? Hat die erste sexuelle Erfahrung des Achtjährigen ein Trauma hinterlassen, das verdrängt wurde?
    Bartsch hat sich dazu nicht geäußert. Hat ihn der Schlachterberuf verroht? Das ist schwer vorstellbar, denn er brachte es nicht fertig, Tiere zu schlachten: »Sie blickten mich immer so treuherzig an.«
    Bartsch selbst machte Kindheit und Jugend nicht für seine Verbrechen verantwortlich: »Auch nach einer langen Haftstrafe könnte ich meine abartige Veranlagung nicht eindämmen.«
    Er sieht sich als Opfer eines Zwanges, der ihn beherrschte, seine Taten als Zwangshandlung. Und bestätigt, was heute als das eigentliche Wesen sexuell ausgerichteter Serienmörder gilt: Ihre Taten sind in Mord umgesetzte Zwangsvorstellungen. Die Zwangsvorstellung ist ein beherrschender Bewußtseinsinhalt, so heißt es in Wahrigs Deutschem Wörterbuch, der den an Zwangserscheinungen Leidenden gegen seinen Willen überwältigt. Und nach Eugen Bleulers Lehrbuch der Psychiatrie liegen Zwangsneurosen vor, wenn sich »dem Kranken wider seinen Willen, wie aus Zwang, gewisse Ideen, Antriebe. . . aufdrängen.«
    »Es hat bis heute nicht aufgehört«, schreibt Bartsch nach der Verhaftung seinen Eltern, »es hat nicht aufgehört, der Drang, das Verlangen, das Begehren, das alles ist nach wie vor da.«
    Eine Zwangsvorstellung, die eine Zwangshandlung fordert, die wiederum neue Zwangsvorstellungen gebiert – dieser Teufelskreis hat sich nach Bartschs eigener Aussage in Jahren herausgebildet, und zwar in der Pubertät. Seine Gewaltphantasien manifestierten sich von Anfang an sexuell. Als der vierzehnjährige Jürgen Bartsch mit seinem Freund Detlef aus dem Internat ausriß, um nach Hause zurückzukehren, liefen sie an einem Bahndamm entlang. Bartsch spürte den Drang, zusammen mit Detlef zu onanieren, war sich aber unsicher, ob der Freund zustimmen würde. Da verfiel er auf den Gedanken, ihn vor den nächsten Zug zu stoßen und sich dann an der willenlosen Leiche sexuell zu betätigen. Er setzte diese Vorstellung auch in die Tat um, doch Detlef konnte den tödlichen Stoß auf die Gleise im letzten Augenblick abfangen.
    Als nächstes begann Bartsch, kleinere Jungen zu schlagen und zu entblößen. Dabei empfand er sexuelle Befriedigung. Der Konnex zwischen Gewalt und sexuellem Lustgewinn war hergestellt. Da Wiederholung die Lust mindert, suchte Bartsch sie durch immer raffiniertere Brutalität zu steigern. Bartsch berichtete ungeschminkt, wie sich dieser Teufelskreis von Gewaltphantasie und Gewalttat verfestigte: »Ich hab immer noch die Höhle zwischen. Ich will immer Kerzen mitnehmen, keine Taschenlampe. Das ist bei mir so wie bei manchen Eheleuten, die brauchen rotes Licht. Das ist wegen der Stimmung. Außerdem sieht jemand, der ausgezogen ist, bei Taschenlampenlicht verhältnismäßig unappetitlicher aus als bei Kerzen. Ich würde das Kind ausziehen, mit Gewalt wieder, weil ich es immer schön empfunden habe, das Kind selbst auszuziehen.
    Es müßte schon schreien. Wenn ich es dann geschlagen hätte, würde ich es hinlegen, schon eher hinschmeißen.
    Ich würde mich heute auch dabei selbst ausziehen, dann würde ich onanieren. Es wäre mir lieber, wenn das Kind noch nicht so weit entwickelt ist. Ich würde auch am Geschlechtsteil spielen, auch Afterverkehr versuchen, auch mal brutal sein, bis es wimmert. Das gehört dazu. Dann nochmal schlagen, dann fesseln an Armen und Beinen und dann zusammen. Weil man dann überhaupt keine Bewegungsfreiheit hat. Dann möchte ich, daß das Kind zappelt. Dann würde ich anfangen zu schneiden, knebeln würde ich nicht, denn das Schreien würde ich gern hören.«
    Bartsch beschrieb dann in Einzelheiten, wie er sein Opfer zerschneiden und daß er dabei seinen Phantasievorstellungen so weit wie nur möglich folgen würde. Die Zerstückelung seines Opfers, betonte er, »gehörte auch noch zum Sexuellen. Sexuell war ich dabei immer innerlich erregt.«
    Die hier nur angedeuteten Einzelheiten seines »Gesamtplanes« suchte er also in die Realität umzusetzen.
    Nun ist der Plan das eine, seine Verwirklichung ein anderes. Der Schüttelreim Ratschlag an einen Butler rät: »Wenn du zu deinem Lord mußt / bezähme deine Mordlust.« Jeder Mensch kann in eine Situation geraten, in der er aus Zorn oder Enttäuschung äußert: »Ich könnte dich umbringen!« Damit reagiert er sich verbal ab. Der Serienmörder aber entwickelt nicht nur kontinuierlich eine ganze Strategie
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