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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions
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Detective. Zum Teufel mit allem anderen, ich liebe dich.«

32. KAPITEL
    E ndlich Freiheit!
    Nachdem sie ihr halbes Leben in dieser elenden Einrichtung verbracht hatte, brauchte Padgett Long nie wieder im Leben Theater zu spielen. Sie stand am Geländer eines kleinen Bistros in Sausalito. Niemand sonst hielt sich draußen auf; das Gartengestühl stand aufgestapelt in einer Ecke, die restlichen Gäste saßen an Tischen rund um einen riesigen Gasfeuerkamin mitten im Restaurant.
    Der Nachtwind blies rabiat. Kalt. Roch nach dem Pazifischen Ozean und wühlte in ihrem Haar. Doch sie hob ein Glas Champagner an ihre Lippen und blickte hinaus auf das dunkle, bewegte Wasser der Bucht. Die Lichter der Stadt strahlten hell und reichten bis in den Himmel. Herrgott, die Freiheit schmeckte so süß.
    Und endlich konnte sie mit dem Rest ihres Lebens beginnen.
    Irgendwo in den Hügeln von San Francisco befand sich Cahill House, und in seinen verschwiegenen Mauern warteten Antworten. Ihr Baby betreffend.
    Der Junge musste jetzt ein Teenager sein, schoss in die Höhe und war im Begriff, ein Mann zu werden, hatte vermutlich schon Bartwuchs, kämpfte womöglich gegen Akne. Sah er aus wie sein Vater? Sie lächelte vor sich hin und fröstelte. Außer ihr wusste niemand, wer der Vater war; niemand hatte auch nur die geringste Ahnung. Wahrscheinlich dachten sie alle, dass Billy Hicks, der sich Liam Kress nannte, der Erzeuger ihres Kindes wäre.
    Der Idiot!
    Er war durchaus interessant gewesen. Rätselhaft, mit einem grausamen Mangel an Schuldbewusstsein, der sie als rebellische Jugendliche fasziniert hatte und der ihr später zustattenkam, als sie es für notwendig befand, ihn für die Wiedererlangung ihrer Freiheit auszunutzen. Einige seltene Andeutungen dahin gehend, dass sie in ihrer selbst geschaffenen Rolle gefangen bliebe, solange Brady noch lebte, hatten gereicht.
    Ehrlich gesagt hatte sie nie wirklich gedacht, dass Billy Brady umbringen würde. Nicht, dass ihr tyrannischer Bruder den Tod nicht verdient hätte. Eine Kugel war fast zu gnädig gewesen. Nach Padgetts Meinung hätte Brady mehr leiden sollen. Er hatte versucht, sie umzubringen, als er erfuhr, dass sie schwanger war, dass ein weiterer Erbe des Vermögens von Vater und Großvater zu erwarten war. Doch sie hatte überlebt, hatte ihr Kind bekommen und geistige Umnachtung vorgetäuscht. Was nicht hieß, dass sie nicht bestanden hätte, dachte sie jetzt und spürte, wie der Wind an ihrem Haar zerrte.
    Als sie, dem Tode nahe, aus dem Wasser gezogen wurde, hatte sie kaum sehen, hören oder irgendeinen Zusammenhang herstellen können. Sie erinnerte sich kaum an die Geburt ihres Sohnes, was ihr noch immer im Herzen weh tat.
    Tja, Brady hatte eindeutig bekommen, was er verdiente.
    Dank Billy Hicks und seiner Überzeugung, dass Padgett ihn geliebt hatte. Sorry! Billy war nur Mittel zum Zweck. Und auch ihn hatte ein wohlverdientes Schicksal ereilt. Sich vorzustellen, dass er ein Serienmörder war. Völlig abgefahren!
    Sie hatte schon von Anfang an gewusst, dass er nicht ganz dicht war, hatte seine grausame Ader erkannt und sogar verstanden, worin ihre Ursache lag, doch sie hätte nie gedacht, dass er tatsächlich nach einem grotesken Plan Jagd auf Frauen machen würde. Dahinter sah sie keinen rechten Sinn. Bradys Tod dagegen, der war notwendig gewesen. Rache. Aber all diese Frauen …
    Sie blickte in ihr Champagnerglas und verzog das Gesicht. Ein bisschen traurig, aber in erster Linie ärgerlich, weil sie nicht begriffen hatte, wie niederträchtig Billy war. Nicht, dass sie irgendetwas hätte ändern können. Hätte sie nur ein Wort gesprochen oder einen Fluchtversuch unternommen, hätte Brady, ihr Bruder, sie mit Sicherheit umgebracht. Solange Brady sie für geistig behindert, keines klaren Gedankens und schon gar nicht des Sprechens für fähig hielt, hatte er sich ihretwegen keine Gedanken gemacht.
    Saudumm, der Kerl. Ein richtiges Arschloch.
    Der Spruch, Blut sei dicker als Wasser, war Unsinn, am Leben erhalten von Idioten, die gern Trostsprüchlein auf Kissen stickten. Blut wird außerordentlich dünn, sobald Geld ins Spiel kommt.
    Und jetzt … war Padgett reich. Und versteckte sich nicht mehr hinter den Mauern eines Sanatoriums. Sie atmete tief die kühle Luft ein, hielt sie an und schloss die Augen, um dann lächelnd auszuatmen. Endlich konnte ihr Leben beginnen. Und es nahm seinen Anfang gleich jenseits der kalten, windgepeitschten Bucht.
    In Cahill House. Wo sie Antworten
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