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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions
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Pick-ups. Ein Gewehr und eine Pistole. Er nahm beide an sich. In schnellem Lauf, mit dem Gefühl, bereits zu spät zu kommen, folgte er den Spuren. Wenn sie nun schon tot war?
    Wenn er sie nun fand, erbarmungslos an einen Baum gebunden, blaugefroren?
    Nicht daran denken. Finde sie!
    Sein Handy klingelte, und er hätte es beinahe fallen gelassen, als er vergeblich versuchte, den Anruf mit Handschuhen anzunehmen. Ohne seinen Lauf zu unterbrechen, erkannte er immerhin Alvarez’ Nummer auf dem Display, zog einen Handschuh aus und meldete sich doch noch zu spät.
    Er lief weiter, im Langstreckentempo wie beim Militär, den Blick abwechselnd auf die Spuren und das Gelände vor ihm richtend, während er die Antworttaste drückte.
    Nach zweimaligem Klingeln meldete sich Alvarez. Bevor er seinen Namen nennen konnte, sagte sie: »Ich habe Ihre Nachricht erhalten.«
    Gott sei Dank!
    »Was Hicks betrifft, wissen wir Bescheid.«
    »Ich bin in der Nähe seiner Hütte. Seine Behausung ist leer. Aber sein Pick-up steht in einem Schuppen auf dem Grundstück, südlich vom Haus, hinter einem Hügel. Den Spuren beim Fahrzeug nach zu urteilen, bewegen sich zwei Personen in nördlicher Richtung durch den Wald. Ich vermute, dass Pescoli flüchten konnte und er die Verfolgung aufgenommen hat. Ich folge den Spuren.«
    »Das ist Sache der Polizei, Santana. Ich kann nicht zulassen, dass Sie …«
    »Kommen Sie einfach hierher. Und zwar schnell! Und schicken Sie Hubschrauber über den Bergrücken südlich von Mesa Rock!« Bevor sie antworten konnte, informierte er sie hastig über seine bisherigen Erkenntnisse und endete mit den Worten: »Fordern Sie die verdammten Hunde an, Schneemobile und Hubschrauber, und schicken Sie sie her. Ich folge den Spuren nach Norden.« Er beendete das Gespräch und lief noch schneller weiter.
    Er glitt leicht aus, dann entdeckte er die Stelle, an der die Spuren sich trennten, wo sie offenbar, im Schnee schlitternd und sich überschlagend, den steilen Hang hinuntergestürzt war. Der Verfolger hatte größere Füße, und er hatte den Rand des Abhangs umrundet. Laufend folgte er der Spur des Jägers. Äste schlugen ihm ins Gesicht, Schnee fiel ihm auf Schultern und Haare, doch mit der Geschmeidigkeit des trainierten Wildfährtenlesers sprintete er durch den Wald.
    Er legte noch an Tempo zu, als er die Lichtung überquerte. Die Fußabdrücke sahen jetzt frischer aus, waren nicht mehr mit Schnee aufgefüllt. Er näherte sich seinem Ziel! Als er, sich immer noch nach Norden haltend, in den Wald eindrang, sah er einen Habicht in den Himmel aufsteigen.
    Wohin liefen sie?
    Was gab es denn in Cougar Basin, außer dem See?
    Sie laufen Regans Tod entgegen. Er treibt sie zu einem Baum, wo er sie dem Tod ausliefern will.
    Santana, beide Waffen in den Händen, knirschte mit den Zähnen und näherte sich im Dauerlauf durch den Winterwald mehr und mehr dem scheußlichen Szenario, wie immer es aussehen mochte, das der Psychopath geplant hatte. Er wusste nicht, wie weit er laufen musste, doch egal, wie groß die Entfernung war, er war einfach noch zu weit weg!
     
    Regan hatte den See jetzt zur Hälfte überquert. Ihre Lungen brannten, Schenkel und Waden verkrampften sich schmerzhaft, ihr verletzter Arm machte ihr mit jedem ruckenden Schritt mehr zu schaffen.
    Hicks war nur noch ein paar Meter hinter ihr.
    Sie hoffte, betete, dass das Eis unter seinem Gewicht einbrach, doch bisher hielt es.
    »Pescoli! Es ist vorbei«, brüllte er, doch er atmete schwer, näherte sich ebenfalls dem Ende seiner Kräfte.
    Sie lief weiter.
    »Im Ernst.« Er hielt sein Messer in der Hand und war ihr so dicht auf den Fersen, dass er es nach ihr hätte werfen können.
    Sie rannte weiter, im Zickzackkurs, um ihn zur Unachtsamkeit zu verleiten. Das Eis unter der Schneedecke war spiegelglatt; sie geriet oft genug ins Rutschen. Die Sonne schien hell, nur ein paar Wolken zogen noch am Himmel, und die Luft war rauh vor Kälte.
    Es fühlte sich so an, als wären sie die einzigen Wesen im gesamten Universum: eine verletzte, erschöpfte Frau und ein keuchender, gefährlicher Mann, der den Abstand zwischen ihnen beiden rasch verringerte. Das Ufer des Sees lag in weiter Ferne. Dort glitzerten schneebedeckte Bäume im winterlichen Sonnenschein.
    »Du bist dran, Pescoli.«
    »Vergiss es.« Nein, er war schon fast bei ihr. Ihr Blut pochte in den Ohren, ihre Augen brannten vor Kälte.
    »Ich habe gesagt: ›Du bist dran‹, und zwar jetzt!« Er stürzte vorwärts.
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