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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions
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zu finden hoffte. Sie brauchte sich nicht zu beeilen, brauchte nichts zu überstürzen. Schließlich, dachte sie und leerte ihr Champagnerglas, war ja bekannt, dass Padgett Long einen enorm langen Atem hatte.
     
    »Habe ich euch nicht ans Herz gelegt, keinen Quatsch zu machen?«, fragte Pescoli und sah ihre aufsässigen Kinder an, die an ihrem Krankenbett standen. Jeremy in den üblichen, viel zu großen Sachen und der unvermeidlichen Skimütze, Bianca in Skijacke über Rollkragenpulli und Jeans.
    In Pescolis Augen hatten sie nie besser ausgesehen. Tränen brannten ihr in den Augen, doch sie blinzelte sie fort, wollte nicht, dass die Kinder Zeugen ihres Zusammenbruchs wurden oder ahnten, dass sie an Alpträumen litt, worin sie dem Ertrinken nahe war, während Billy Hicks’ blaues Gesicht vor ihr im Wasser schwebte.
    Zum Glück waren ihre Verletzungen im Verhältnis zu der durchgestandenen Tortur relativ harmlos. Sicher, sie wäre beinahe gestorben, konnte jedoch reanimiert werden und wurde, wie es aussah, von jedem einzelnen Arzt im Krankenhaus untersucht. Festgestellt wurden reichlich Schnitt- und Schürfwunden, geprellte Rippen, Sehnenrisse in der Schulter, die behoben worden waren, aber alles in allem würde sie überleben.
    »Wir haben keinen Quatsch gemacht«, behauptete Bianca vorsichtig. Trotzig warf sie ihre Locken über die Schulter zurück. Sie sah blass aus, und die Schatten unter ihren Augen stammten nicht von Make-up. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Angst gehabt.
    »Bei Dad hast du dich wie ein wahres Engelchen benommen?«, fragte Pescoli in dem Versuch, die Stimmung aufzuhellen.
    »Ach, Mom …« Bianca verdrehte die ausdrucksvollen Augen, die Lukes so ähnlich waren. »Ich habe mir
Mühe
gegeben.«
    »Tja, ich weiß wohl, wie schwer das sein kann«, gab Pescoli zu und lockte damit ein scheues Lächeln auf die Lippen ihrer Tochter. »Und du, Jeremy? Wie ich hörte, bist du auf Cort Brewster losgegangen.«
    »Mag sein.« Jeremy wandte den Blick ab.
    »Er
ist
nun mal mein Chef«, erinnerte Pescoli ihn.
    »Er ist ein Schwein!« Jeremy blieb sich selber treu.
    »Jeremy!«, mischte sich Bianca ein.
    Pescoli versuchte vergeblich, ein leises Lachen zu unterdrücken. »Aber das bleibt unter uns.« Ihr war ein bisschen schwindlig von den Schmerzmitteln.
    »Müssen wir zurück zu Luke?« Jeremy versuchte, den Eindruck zu erwecken, als käme der Aufenthalt bei seinem Stiefvater dem in einem Käfig voller hungriger Löwen gleich.
    »Bis ich hier rauskomme, ja.« In diesem Punkt zeigte sich Pescoli unerbittlich.
    Bianca sagte: »Ich weiß nicht, ob ich das aushalte.«
    »Er ist dein Vater.« Pescoli konnte die Kinder nicht sich selbst überlassen, während sie ans Bett gefesselt war, ganz gleich, wie sehr sie sich beschwerten.
    »Meiner aber nicht«, hob Jeremy hervor.
    »Der Arzt sagt, in ein paar Tagen kann ich entlassen werden. Bis dahin, Kopf hoch! Ihr könnt mir doch wohl mal ein kleines Opfer bringen, oder?« Als keines ihrer Kinder antwortete, wiederholte Pescoli: »Oder?«
    »Ich bin alt genug, um allein klarzukommen«, protestierte Jeremy.
    »Nach dem Gesetz aber nicht, mein Lieber. Noch nicht.« Die Mutterrolle erforderte manchmal mehr Geduld, als Pescoli aufbringen konnte. »Und ich finde, dass du in den letzten paar Tagen nicht eben durch Reife bestochen hast.«
    Jeremy sah sie fest an. Mit Augen, die sie an seinen Vater, Joe, erinnerten. »Ich hatte Angst um dich.«
    Pescoli spürte einen Kloß im Hals. »Ich weiß. Das erkenne ich auch an. Aber bald bin ich wieder völlig auf dem Damm, also bitte, halte die kommenden zwei Tage durch, komm mit Luke und Michelle klar, und wenn ich hier raus bin, feiern wir Weihnachten im Januar!«
    Er gab nach, wenn auch mit verächtlichem Schnauben.
    »Und du, Bianca«, sagte sie, »übernimmst die Schneemann-Pfannkuchen und schmückst den Baum mit rosa Beflockung.«
    »Aua!«, sagte Jeremy.
    »Miau«, antwortete Bianca. Durch die halboffene Tür hörte Pescoli den Pieper eines Arztes. »Mo-om! Das ist gemein!«
    »Das kommt wohl von den Medikamenten«, knurrte Pescoli, aber sie lachten allesamt. »Wenn ihr euch also wirklich gut mit mir stellen wollt, geht ihr jetzt zu ›Wild Will’s‹, bestellt einen Hamburger und schmuggelt ihn in mein Zimmer. – Hey, was ist das denn?« Jetzt erst bemerkte Pescoli den schmalen Silberring an Biancas linkem Ringfinger.
    Ihre Tochter wurde rot. »Ein Weihnachtsgeschenk von Chris. Ein Freundschaftsring.«
    Das gefiel Pescoli gar
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