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Der Zeitläufer

Der Zeitläufer

Titel: Der Zeitläufer
Autoren: Donald A. Wollheim
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schien. »Ist doch gut so. Jene, die viel töten, werden müde vom Geruch des Todes. Sie nicht wollen mehr töten, sie auch nicht werden getötet. Sie dahin gehen, wo wollen, sie das tun, was wollen, sie essen wann wollen und nicht mit Nahrung davonlaufen vor anderen. Sie zusammen mit anderen wie Sessine jetzt zusammen mit Alex. Ist sehr gut. Oder nicht gut?«
    »Doch, es ist gut«, gab Alex zu. Oh, es war gut, mit Sessine zusammen zu sein, und es berührte ihn tief, daß dieses Nebelkind es ebenso empfand wie er. Er war sich darüber klar, daß Sessine dieses Vergnügen mit einem Deirdraner kaum überleben würde. Er hatte schon bemerkt, daß Sessine in seiner Gegenwart sorgloser wurde, wenn sie die Kuppel verließen, und dafür mußte nun Alex um so wachsamer sein.
    Er wußte, daß man sie ständig beobachtete. Es war immer nur einer, der ihnen folgte, denn auch nur einer konnte Sessines Brand für sich beanspruchen. Dieser eine mußte tapferer oder verzweifelter sein als die anderen, denn Alex stellte eine ungewohnte Drohung dar. Wenn das Wesen angriff, müßte er es töten. Anders ging es nicht. Seine Handwaffe mit dem ultrasonischen Strahl, die er nun immer mitnahm, war tödlich, doch einem Angreifer durfte er keine zweite Chance geben. Eine einzige Öffnung in seinem Anzug, die den Fungus einließ, konnte ihn erledigen, und Sessine war nicht in der Lage, selbst einen Kampf zu bestehen. Das Nebelkind würde sich kampflos dem mörderischen Messer ergeben. Das durfte nicht geschehen. Starb einer von ihnen, dann war der andere verloren.
    Für Sessine war die Sache ziemlich einfach; sein Ende war besiegelt, wenn es seinen Beschützer verlor. Alex mochte darüber nicht nachdenken. Sicher, ganz sicher würde ein Schiff kommen. Nur ... auf Deirdre ging die Gegenwart nie zu Ende; auf anderen Welten wurde die Gegenwart zur Vergangenheit. Man mußte irgendwo doch feststellen, daß die Magus schwieg, man würde ihrem Kurs folgen und das Wrack selbst oder ein paar Überreste finden. Das Suchkommando mußte dann auch diesen Leitstrahl hier entdecken, und dann fand man auch ihn. Tot oder lebendig? Das war eine Zeitfrage. Aber wenn nichts den Zeitablauf markierte, dann konnte dieses Ereignis ebensogut auch niemals eintreten. Und ohne irgendeine Gesellschaft war dieses niemals endende JETZT nicht zu ertragen, das wußte er.
    Jene, die im Dorf gelebt hatten, waren noch nicht gebrannt worden; wenn Sessine auch darauf bestand, daß die Hütten schon seit seiner Ankunft verlassen gewesen seien, so gab er die Hoffnung doch nicht auf, auch mit anderen Deirdranern Kontakte herstellen zu können. Er hatte keine Handelswaren, aber er wählte ein paar Dinge aus, die vielleicht für sie von Interesse sein konnten – ein wenig glänzenden Draht, bunte Plastikplättchen, eine winzige Taschenlampe, bunte Federn und farbiges Papier. Das alles deponierte er mitten im Dorf und kehrte ab und zu dorthin zurück, um nachzusehen, ob es noch da war.
    Einmal beschloß er, zum letztenmal zu gehen. Die Sachen lagen noch unberührt da; der Draht rostete, das Papier roch muffig, und seine Fingerabdrücke auf den Plastikplättchen zeichneten sich in der Feuchtigkeit deutlich ab. Enttäuscht gab er die Hoffnung auf weitere Kontakte auf. Also würde er nur Sessine haben.
    Aber wo war Sessine? Das Nebelkind war verschwunden. In letzter Zeit war es ein wenig zu selbstsicher und unbekümmert geworden. Alex fluchte leise vor sich hin und lief herum, um seinen Freund zu finden, aber darauf hatte der Feind nur gewartet.
    Als Alex zwischen den Hütten herausrannte, sah er zwei Gestalten, die sich auf dem Boden wälzten. Er schrie, fiel über die beiden her, riß sie auseinander und warf sie links und rechts von sich, ehe sie noch wußten, daß er da war. Sessine blieb wimmernd dort liegen, wohin er gefallen war und verbarg den Kopf in den Armen. Anders der Angreifer. Als Alex sich zu ihm umdrehte, sprang ihn dieser an: ein opalschimmernder, durchscheinender Körper mit ausgestreckten Armen, der eine davon bis zur Schulter mit Narben bedeckt, der andere bis zum Ellbogen; und die Zahndolche unmißverständlich auf seine Brust gerichtet.
    Die Pistole sprang geradezu in Alex' Hand. Der Feind war über ihm. Er drückte ihm den Lauf in den Leib und schoß. Der ultrasonische Schock zerriß das Wesen; es stand noch einen Moment aufrecht da, während die Innenorgane zu einer musigen Masse wurden. Dann sank es formlos zu Boden, ein Hautsack, dessen Inhalt einfach
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