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Der Zauber des Engels

Der Zauber des Engels

Titel: Der Zauber des Engels
Autoren: Rachel Hore
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aktuell, und wenn sie verheiratet war, trug sie vermutlich einen neuen Namen. Aber vielleicht, ganz vielleicht könnte ich eines Tages versuchen herauszufinden, was aus ihr geworden war. Eine aufregende Vorstellung, dass ich möglicherweise irgendwo eine Tante hatte und vielleicht sogar Cousins und Cousinen.
    Während ich so darüber nachdachte, schaute ich versonnen aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter, gleich würde es dunkel sein. Die kahlen Äste bebten im Wind. Ein paar einsame Gestalten durchquerten die kleine Grünanlage. Eine Frau mit schwarzen Stöckelschuhen und einer Aktentasche; ein gebeugter alter Mann im Dufflecoat und ganz weit hinten eine große Gestalt mit einem offensichtlich schweren Rucksack.
    Mein Blick blieb an dem Mann mit dem Rucksack hängen. Als er näher kam, sah ich, dass er strubbelige schwarze Haare und einen Bart hatte und es trotz des Gewichts auf seinem Rücken eilig zu haben schien. Irgendwie erinnerte er mich an Zac. Aber dann wiederum erinnerte mich vieles an Zac. Ich sah ihm weiter zu, und der Verdacht verdichtete sich zur Gewissheit: Tatsächlich, es war Zac!
    Ich weiß selbst nicht, wie ich die Treppen hinunter und aus dem Laden gekommen bin. Vielleicht bin ich geflogen, wie die Engel im Himmel. Alles, was ich weiß, ist, dass ich auf dem Gehweg stand und Zac auf der anderen Straßenseite und dass wir uns anstarrten und er seinen Rucksack abstreifte und die Arme ausstreckte und ich zwischen den parkenden Autos hindurch in seine Arme rannte.
    »Wann ist dein Flieger denn gelandet, und warum hast du mir nichts gesagt?«, fragte ich atemlos und befreite mich aus seinen Armen, um ihn anzusehen. Kein Zweifel, er hatte sich verändert. Es waren nicht nur die Frisur und der Bart und die Tatsache, dass seine Haut sonnengebräunt war, es war etwas anderes. Sein Blick war viel offener, er sah frei und glücklich aus.
    »Moment, Moment«, bat er. »Gib mir eine Sekunde, um Luft zu holen. Ich muss erst mal ankommen.« Wir waren inzwischen im Laden, und ich sah amüsiert zu, wie er sich staunend umschaute.
    »Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du nach Hause kommst?«, fragte ich. »Ich hätte dich doch abgeholt.«
    »Ich wollte dich überraschen«, sagte er einfach.
    »Das ist dir gelungen.« Warum hast du dich so lange nicht gemeldet?, hätte ich am liebsten gefragt. Aber irgendwas hielt mich zurück.
    »Tja. Hey, das ist ja unglaublich! Wow!« Er hatte inzwischen die Tür zur Werkstatt aufgestoßen, und ich folgte ihm. Er ging schnurstracks auf den neuen Brennofen zu und begann all die kleinen Türen zu öffnen, die Bleche herauszuziehen, dann schaltete er das neue helle Deckenlicht an und aus. »Wahnsinn!«
    »Wir bekommen auch neues Ätzwerkzeug«, plapperte ich. »Und wenn du sonst noch etwas brauchst, musst du es nur sagen. Das ist …« Ich stockte, als mir klar wurde, dass ich ja noch gar nicht wusste, was er vorhatte. Vielleicht wollte er ja gar nicht mehr hier arbeiten.
    »Was wolltest du sagen?« Er kam auf mich zu und nahm mich wieder in die Arme. Es dauerte lange, ehe ich eine Antwort geben konnte.
    »Zac«, sagte ich und schob ihn sanft von mir. »Weißt du, was wir jetzt als Erstes machen? Wir gehen nach oben und machen eine Flasche auf.«
    »Es tut mir leid, dass ich mich nach Melbourne so selten gemeldet habe«, sagte er und trank einen Schluck Wein. Wir saßen nun mitten im chaotischen Wohnzimmer auf dem Sofa. »Ich glaube, ich hatte eine Art Krise. Es war natürlich wunderbar, Olivia wiederzusehen, und ich bin auch mit Shona ganz gut zurechtgekommen. Sie überlegt, nächstes Jahr mit Olivia herzukommen, wenn sie es beruflich hinkriegt. Dann kann ich ihr London zeigen. Vielleicht kann ich mit ihr auch zu Dad nach Glasgow fahren.«
    »Klingt gut.«
    »Nach ein, zwei Wochen Melbourne war ich plötzlich ziemlich deprimiert. Okay, mir war eine große Last von den Schultern genommen, und ich hatte das eigentliche Ziel meiner Reise erfüllt. Aber dann wusste ich nicht, was ich als Nächstes tun sollte. Die Freunde der Quentins haben mir vorgeschlagen, noch ein bisschen durchs Land zu reisen, und das war eine gute Idee. Aber es war nicht immer einfach, so ganz allein zu sein. Ich war so sehr mit mir selbst und mit all den neuen Eindrücken beschäftigt, dass ich kaum an Zuhause gedacht habe. Das klingt jetzt vielleicht blöd. An dich habe ich natürlich viel gedacht, aber ich musste mich erst selbst finden.«
    »Ist dir das gelungen?«
    »Ich denke, ja.«
    Ich
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