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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber
Autoren: Muriel Zagha
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Doch das Letzte, was sie wollte, war, vor all den Leuten eine Szene zu machen. Sie tastete nach ihrer Tasche und erhob sich.
    Â»Chloe, warte doch.«
    Â»Tut mir leid, Charlie«, brachte sie mühsam hervor und trat hinter seinen Stuhl. »Das ist zu viel. Würdest du …« Sie machte eine Geste in Richtung des Tischendes, wo Löckchen saß und sich angeregt mit einer der Süßen Stückchen unterhielt. Charlie folgte ihr die Leiter hinunter.
    Â»Chloe, ich weiß, dass das sehr unangenehm ist, aber bitte hör mir zu. Karen kam in dieser Nacht in mein Bett, aber ich habe nicht mit ihr geschlafen. Das habe ich nicht.«
    Â»Ach, komm schon. Erwartest du, dass ich das glaube?«
    Â»Ja, natürlich. Es ist gar nichts geschehen, weil ich nicht konnte. Ich konnte es nicht, weil ich dich im Kopf hatte. Verstehst du?«
    Von Eifersucht geschüttelt weinte Chloe und hörte kaum zu. »Aber du wolltest es. Du wolltest mit ihr schlafen. Ich wusste es doch. Du liebst noch immer sie, nicht mich. Lass mich allein. Komm mir bitte nicht nach. Lass mich gehen.«

50
    Familienstammbaum
    Ein paar Tage später nahm Chloe an Rosines Beerdigung teil, die auf dem Friedhof von Montmartre, in der Nähe von Rosines Wohnung, stattfand. Neben ihr standen Antoines Eltern, ein paar von Rosines alten Kolleginnen aus ihren Tagen als vendeuse im Prin­temps und ein sehr gutaussehender, schwuler Mann namens Jean-Luc, Rosines langjähriger Friseur. Nicolas war in London bei Chloes Eltern geblieben.
    Nach der Beerdigung bewegte sich die kleine Trauerschar zu einer Café-Bar auf halbem Wege zwischen Montmartre und Pigalle. Dort gab es Brownies, nach denen Rosine praktisch süchtig gewesen war. Sie setzten sich in den hinteren Teil und bestellten rosa Champagner zu den Brownies, denn das wäre sicher in Rosines Sinne gewesen. Chloe lauschte mit halbem Ohr Jean-Luc, dem Friseur, der mit den alten Damen Geschichten über die Verstorbene austauschte, und unterhielt sich mit den Regards.
    Â»Es ist ein komisches Gefühl«, sagte Jeannette nachdenklich, »der Gedanke, dass sie jetzt für immer fort ist. Wir sind uns so nahegestanden. Wir waren ja nicht wirklich verwandt, aber für mich war sie wie ein Familienmitglied.«
    Â»Ich werde sie auch schrecklich vermissen«, meinte Chloe.
    Â»Sie hat dich wirklich sehr gemocht, Chloe«, sagte Jeannette ­lächelnd. »Eines der letzten Dinge, die sie mir sagte, war, dass sie hoffe, du würdest bald wieder glücklich sein. Es lag ihr sehr viel ­daran.«
    Â»Und sie war unsere letzte Verbindung zu deinem Vater«, setzte André hinzu und sah seine Frau teilnehmend an.
    Jeannette nickte. »Als sie Kontakt zu mir aufnahm, war ich glücklich. Ein Mensch, der meinen Vater gekannt und geliebt hat und der mich auch kennenlernen wollte. Und sie war eine große Überraschung für mich. Sie zeigte mir eine Seite meines Vaters, die ich mir nie hätte vorstellen können.« Jeannette kicherte. »Eine ausgelassenere Seite, glaube ich. Ich verstand plötzlich, wie er gewesen war, als er jung war.«
    Â»Ja, sie hat deine Erinnerungen an ihn bereichert«, meinte Chloe. »Und außerdem hast du das wunderschöne Porträt, das sie von ihm gemalt hat.«
    Â»Ja«, antwortete Jeannette und lächelte Chloe an. »Und du hast unser Leben auch reicher gemacht, weißt du, und unsere Erinnerung an Antoine. Ihr wart ja leider nur viel zu kurz zusammen, ich weiß, aber er hat dich so sehr geliebt und du hast ihn so glücklich gemacht, und dank dir haben wir unseren kleinen Nicky.«
    Wortlos legte Chloe den Arm um Jeannettes Schultern.
    Â»Ja, in gewisser Weise sind wir reich«, fuhr Jeannette fort. »Aber«, sie warf ihrem Mann einen bedeutungsvollen Blick zu, »das Leben geht weiter.«
    Â»Ja, das tut es«, nahm André das Stichwort auf. »Chloe, wir wollen dich nicht ausfragen. Aber wir haben Guillaume Sablé getroffen, nachdem er aus London zurück war.«
    Â»Ach, dann wisst ihr schon, dass es zu Ende ist?«, erwiderte Chloe errötend. »Ich wusste nicht so recht, wie ich es euch sagen soll. Ehrlich gesagt komme ich mir dabei ziemlich schäbig vor. Guillaume muss glauben, ich sei verrückt oder zumindest äußerst launenhaft und capricieuse .«
    Â»Ach, das glaube ich nicht«, meinte Jeannette freundlich. »Ich mag Guillaume sehr, aber ich finde, deine
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