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Der Wolfsmann

Der Wolfsmann

Titel: Der Wolfsmann
Autoren: Horst Hoffmann
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verstehen zu können.
    »Was werden wir tun, Mythor?« fragte Nottr, ohne sich abzuwenden. »Wir sind eingeschlossen. Wir können von Glück sagen, dass die Bestien unsere Witterung nicht aufgenommen haben, als sie in die Stadt kamen. Sie werden uns zerfetzen, sobald wir das Haus zu verlassen versuchen, und diese Kreatur...«
    Mythor versuchte, einen klaren Kopf zu behalten, aber es war unsagbar schwer. Er umklammerte den Griff des Gläsernen Schwertes, als könne ihm Alton die Kraft geben, die er brauchen würde, um sich diesem unheimlichen Gegner zu stellen.
    Sadagar war neben ihm und starrte aus dem Fenster.
    »Warte ab!« flüsterte Mythor. »Ich glaube, die Zusammenhänge zu verstehen.« Das Sprechen fiel ihm schwer. Es war, als lähme irgend etwas seine Stimmbänder. Alles in ihm sträubte sich gegen das, was er mit ansehen musste. Lockwergen durfte nicht zu einem Hort des Bösen gemacht werden. Nur das wusste er. Aber wie sollten er und die Freunde etwas dagegen tun können?
    »Die Caer sind nicht mit einer großen Streitmacht gekommen, wahrscheinlich nur mit einem einzigen Schiff. Sie brauchen ihre Krieger an anderen Brennpunkten viel zu dringend, als sie zur Besetzung einer verlassenen Stadt abzustellen. Deshalb rief Drundyr den Dämon.«
    Während der Caer-Priester und der Wolfsmann noch immer leise miteinander redeten, hatte Mythor die schreckliche Vision von besetzten Städten, von denen aus sich die Mächte der Finsternis wie eine bösartige Geschwulst in die Welt des Lichtes fraßen, sie mit einem Netz überzogen, sie erstickten.
    »Mythor!« Nottrs halblauter Zuruf brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Der Lorvaner zeigte auf den Marktplatz. Seine Finger zitterten.
    Mit dem Verschwinden der schwarzen Wolke war gleichzeitig das Licht der Pechfackeln wieder heller geworden. Und wenn Mythor geglaubt hatte, dass ihn nun nichts mehr schrecken konnte, wurde er jetzt eines Besseren belehrt. Er wollte schreien, die Treppen hinunterstürzen und auf die Straße hinauslaufen, direkt zum Marktplatz. Nottr hielt ihn mit beiden Armen umklammert. Kalathee schrie schrill auf.
    Doch die gelben Augen der schwarzen Wölfe richteten sich nicht auf ihr Fenster. Drundyr und der Wolfsmann sahen nicht auf.
    Mythor wünschte sich, sie hätten es getan.
    Die Gesten des Caer-Priesters waren eindeutig, als er Nyala von Elvinon nun bei der Hand nahm und auf den Wolfsmann zuführte. Dann ließ er ihre Hand los, packte sie mit schwarzen Klauen im Nacken und zwang sie vor dem Ungeheuer in die Knie.
    »Möge sie unseren Pakt besiegeln, Corchwll!« Mythor wollte diese Stimme nicht mehr hören, doch sie war da, drang in sein Gehirn und hallte in seinem Bewusstsein nach. »Nimm dieses Menschenweib als das Geschenk der Priester von Caer! Ich bezahle den zwischen uns ausgemachten Preis! Nun herrsche über Lockwergen!«
    Fassungslos, unfähig, das Offensichtliche zu akzeptieren, sah Mythor zu, wie Drundyr zurücktrat und den Kriegern ein Zeichen gab. Die Caer erwachten aus ihrer Starre und formierten sich in einer langen Reihe. Inzwischen waren, wie erst jetzt zu erkennen war, die in alle Teile der Stadt ausgesandten Truppen zurückgekehrt. Vier Caer trugen den Altar und Drundyrs magische Werkzeuge.
    Seine Aufgabe in Lockwergen war erledigt - nicht ganz, denn die Durchsuchung der Stadt hatte keinerlei Aufschluss darüber ergeben, was beim Einsatz der magischen Waffe nicht nach Wunsch verlaufen war. Drundyr setzte sich an die Spitze der Krieger. Noch einmal blickte er sich nach Corchwll um, der still neben seiner Statue stand, Nyala zu seinen Füßen, dann gab er den Befehl zum Abmarsch.
    Das alles nahm Mythor wie hinter Schleiern wahr. Er war unfähig zu denken. Bleierne Schwere hatte sich auf seine Glieder gelegt, und der Wahnsinn griff nach seinem Bewusstsein. Nottr hielt ihn immer noch umklammert.
    »Sie haben das Fehlen der drei Caer, die wir fesselten, noch nicht bemerkt«, murmelte der Barbar wie zu sich selbst. Auch er war nicht bei der Sache. Mit zusammengepressten Zähnen blickte er auf den Marktplatz, auf dem nun nur die Wölfe mit ihrem dämonischen Herrn und dessen Sklavin zurückblieben.
    »Wir werden kämpfen, Nyala«, presste Mythor hervor, doch es war, als ob ihm ein anderer die Worte in den Mund lege.
    »Du darfst dein Leben wegen einer Frau nicht aufs Spiel setzen, Mythor«, knurrte Nottr. »Denk an die Verantwortung, die du trägst.«
    Endlich klärte sich Mythors Blick. Er sah Nottr in die Augen. Von ihm hätte er am
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