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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied
Autoren: Terry Pratchett
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glaubten. Außerdem war abends nicht viel zu tun. Allerdings geschah es sicher nicht oft, dass die Hexe vor dem Ertränken eine Tasse Tee und Kekse bekam. Der Grund dafür war, dass sich die Bewohner von Hundekrumm an die Anweisungen eines Buches hielten.
    Das Buch hieß: Magavenatio Obtusis.   Die Bürger wussten nicht, woher das Buch kam. Es war einfach eines Tages im Regal eines Ladens aufgetaucht. Natürlich konnten sie lesen. Man musste einigermaßen schreiben und lesen können, um in der Welt zurechtzukommen, selbst in Hundekrumm. Aber die Bürger standen Büchern und den Leuten, die sie lasen, eher misstrauisch gegenüber.
    Doch dieses Buch beschrieb, wie man Hexen behandeln sollte. Es wirkte Respekt einflößend und enthielt keine zu langen (und daher unglaubwürdigen) Worte wie zum Beispiel »Marmelade«. Die Bewohner von Hundekrumm sagten sich: Das ist genau das, was wir brauchen. Endlich ein vernünftiges Buch. Na schön, der Text ist nicht unbedingt das, was man erwartet, aber erinnert ihr euch an die Hexe letztes Jahr? Die wir erst in den Fluss warfen und dann lebendig zu verbrennen versuchten? Die leider dafür zu nass war und deshalb entkam? So etwas wollen wir nicht noch mal erleben!
    Sie achteten insbesondere auf diesen Abschnitt:
Es ist sehr wichtig, der Hexe, wenn ihr sie denn gefangen habt, absolut nichts anzutun (noch nicht!). Versucht auf keinen Fall, sie zu verbrennen! Dies ist ein Fehler, den Anfänger oft machen. Dadurch wird die Hexe zornig und noch stärker. Wie allgemein bekannt, gibt es noch eine andere Möglichkeit, eine Hexe loszuwerden: Man werfe sie in einen Fluss oder in einen Teich.
Am besten geht man folgendermaßen vor:
Bringt sie zunächst einmal in einem ausreichend warmen Zimmer unter und gebt ihr so viel Suppe, wie sie haben möchte. Möhren und Linsen sind durchaus geeignet, aber für beste Ergebnisse empfehlen wir Lauch und Kartoffeln auf Basis einer ordentlichen Fleischbrühe. Es hat sich herausgestellt, dass eine  derartige Mahlzeit die magischen Fähigkeiten der Hexe stark beeinträchtigt. Gebt ihr keine Tomatensuppe; dadurch wird sie sehr mächtig.
Legt ihr vorsichtshalber eine Silbermünze in jeden Stiefel. Die Hexe kann sie nicht herausholen; dabei würde sie sich die Finger verbrennen.
Gebt ihr warme Decken und ein Kopfkissen. Das wird sie dazu verleiten einzuschlafen. Schließt die Tür ab und achtet darauf, dass niemand den Raum betritt.
Geht eine Stunde vor Morgengrauen in ihr Zimmer. Nun, ihr glaubt vielleicht, es wäre am besten, laut schreiend hineinzulaufen. ABER DAS IST VÖLLIG VERKEHRT. Schleicht auf Zehenspitzen hinein, stellt eine Tasse Tee bei der schlafenden Hexe ab, kehrt auf Zehenspitzen zur Tür zurück und hüstelt dort leise. Das ist wichtig. Eine plötzlich aus dem Schlaf gerissene Hexe könnte sehr unangenehm werden.
Manche Experten empfehlen einen Schokoladenkeks zusammen mit dem Tee. Andere meinen, ein Stück Lebkuchen genügt. Wenn euch etwas an eurem Leben liegt, gebt ihr auf keinen Fall einen einfachen Keks, denn dann würden ihr Funken aus den Ohren sprühen. Sprecht folgenden mächtigen Zauber, wenn sie erwacht, damit sie sich nicht in einen Bienenschwarm verwandelt und fortfliegt:
ITISAPIT EYIMA NASS
Wenn sie mit Tee und Keks fertig ist, könnt ihr die Hexe unter Verwendung des Bootsmannknotens Nummer 1 an Händen und Füßen fesseln und sie anschließend ins Wasser werfen. WICHTIGER SICHERHEITSHINWEIS: Macht dies, bevor es hell wird. Bleibt nicht da, um zuzusehen!
    Natürlich blieben diesmal doch ein paar Schaulustige da. Sie sahen, wie die Hexe im Fluss versank und nicht wieder nach oben kam, während ihr spitzer Hut vom Fluss fortgetragen wurde. Dann gingen sie nach Hause, um zu frühstücken.
    Eine Zeit lang geschah im Fluss nichts Besonderes.
    Dann näherte sich der spitze Hut einem Schilfdickicht.
    Dort verharrte er und stieg ganz langsam in die Höhe.
    Zwei Augen spähten unter der Krempe hervor...
    Als sie sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand, kroch Fräulein Perspicazia Tick, Lehrerin und Hexensucherin, auf dem Bauch ans Ufer und sprintete in den nahen Wald, als gerade die Sonne aufging. Sie hatte einen Beutel mit einem sauberen Kleid und frischer Unterwäsche in einem Dachsbau zurückgelassen, zusammen mit einer Schachtel Streichhölzer (sie hatte nie Streichhölzer dabei, wenn sie Gefahr lief, als Hexe erkannt und gefangen genommen zu werden, denn sie wollte die Leute nicht auf dumme Gedanken bringen). Nun, dachte
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