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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg
Autoren: Jörg Juretzka
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Zufriedenheit, »wie sich das trifft!«
    Die Ironheads beachteten uns nicht weiter. Sie versammelten sich, wie es schien, um ihren grünen Transit, bereit zum Abzug. Wer noch laufen konnte, stützte die anderen.
    Drei ihrer Hunde lagen tot herum, mit Schusswunden, die anderen jaulten nach wie vor in ihren Zwingern.
    Niemand mischte sich ein, als Heiko Wolf am Arm mit sich zerrte zu einem der Zwinger. Der schwarze, langmähnige Schäferhund namens Matto entblößte seine Zähne, als Heiko den Schlüssel im Vorhängeschloss umdrehte, mit dem die Käfigtüre gesichert war.
    »Das ist keine gute Idee«, fand Wolf, eilig. »Matto gehorcht nur Nagold. Wir sollten ihn drin lassen.«
    »Lassen wir doch«, meinte Heiko und mimte Verwunderung. Dann riss er die Zwingertüre kurz auf, stieß Wolf hinein und machte wieder zu.
    Der Schäferhund wich bis in die hinterste Ecke seines Käfigs zurück und duckte sich, sein Knurren hart und anwachsend.
    »Auch keine gute Idee«, sagte Wolf, mit einiger Hast.
    »Dieser Hund ist ... territorial. Er betrachtet das hier als seinen Herrschaftsbereich.«
    Das Knurren nahm an Härte zu, als Matto langsam seine Zahnreihen auseinander klaffen ließ. Geduckt umschlich er den Eindringling.
    »Soll er doch«, meinte Heiko, drehte den Schlüssel zweimal herum, zog ihn ab, hielt ihn kurz in die Höhe, ließ ihn sich dann in den offenen Mund fallen und - schluckte ihn runter.
    »Morgen früh werde ich wohl ein Tränchen für dich vergießen«, sagte er noch.
    Der Schwede wartete vor der Türe der Haselnuss und wirkte zufrieden. Er war mit gerade mal sechs Mann hier angerückt und hatte auf ganzer Strecke gesiegt, wie es aussah.
    Zwei seiner Leute blieben vor dem Lokal, drei sicherten den weißen Transporter, mit dem sie hergekommen waren, und der Schwede und einer seiner Vermummten machten sich mit uns zusammen auf in den Wald.
    »Ein Wort noch«, stoppte ich den kleinen Trupp am Tor und wandte mich direkt an Heiko und den Schweden. »Ab jetzt«, sagte ich und sah beiden nacheinander in die Augen, »ist das hier meine Show. Verstanden?« Sie nickten, geradezu nachsichtig.
    »Dann los!«
    Ich ging voran, wie es meine neue, selbst gewählte Rolle verlangte.
    Vorbei an der Kiefer. Zum Trampelpfad. Niemand zu sehen weit und breit. Rechts ab und den Weg hinunter, Schritt vor Schritt. Noch war kein alter Bunker auszumachen. Nur eine dünne Rauchfahne. Wie von einem Holzofen.
    Ich breitete die Hände aus, zeigte nach beiden Seiten, und Heiko und Scuzzi und der Schwede und sein Mann verteilten sich links und rechts, schwärmten aus, duckten sich hinter Bäume und Sträucher, von denen es hier eine ganze Menge gab. (Immergrün, die Sträucher, aber mit Blättern, diesmal. Stachligen Blättern bei näherem Hinsehen. Mehr weiß ich auch nicht.)
    Allein gelassen, schlich ich mich weiter nach vorne.
    Der Bunker war halb überwuchert. Er hatte im Groben die Form eines überdimensionalen Wehrmachtshelms, ringsum durchbrochen von schmalen Schlitzen zum Rauskucken und -feuern, und da, wo früher das große Luftabwehr-Geschütz zur Verteidigung des Flughafens gesessen hatte, also in der Gesichtsöffnung, wenn man so will, war während der Entmilitarisierung eine Wand hochgezogen worden, und in die hat dann noch später jemand ein rechteckiges Loch gemeißelt und eine Stahltüre hineinzementiert.
    Auf den ersten Blick ziemlich uneinnehmbar, das Ganze.
    Heller Rauch kräuselte sich über einem Ofenrohr, das aus einer der Schießscharten herausragte. Wir waren richtig, ich wusstees.
    Allerlei Müll hatte sich rings um den Betonklotz angesammelt, von leeren Flaschen, Dosen, Farbeimern, Plastiktüten über haufenweise rostige Rollen Stacheldraht bis hin zu dem von mehreren Schichten verrottenden Herbstlaubs schwarz angelaufenen Wrack eines Audi 60.
    Zu hören war nichts. Ich blickte mich um. Zu sehen war niemand. Zehn rasche und verstohlene Schritte brachten mich bis vor die Stahltüre. Rundknauf. Zylinderschloss. Von außen nur mit Schlüssel zu öffnen.
    Mit angehaltenem Atem presste ich mein Ohr gegen das Blech. Da waren Geräusche, hinter der Türe. Ich presste fester. Stöhnen. Murmeln. Keuchen. Mindestens zwei Stimmen waren beteiligt, eine davon die von Willy, ich war mir sicher. Doch, ich erkannte seine Stimme. Es klang wie Willy, wenn er - Ich hatte mein Hören so auf das rechte Ohr verlagert, dass mein linkes einen Moment brauchte, mich zu erinnern, dass es auch noch da war, und wahrnahm, obendrein. Jemand
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