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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet
Autoren: John Scalzi
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zum Fenster hinüber. Carl hörte auf zu bellen. Offenbar verwirrte ihn das Verhalten des Geschöpfs. Das Katzenwesen setzte sich hin, nur wenige Millimeter von der Fensterscheibe entfernt, starrte Carl an und biss erneut in die Frucht. Holloway hätte schwören können, dass es absichtlich mit offenem Mund kaute.
    Jetzt drehte Carl völlig durch. Das Katzenwesen blieb, wo es war, blinzelte und aß weiter. Carl verschwand bellend vom Fenster, und nach zwei Sekunden knallte es, als Carl sich gegen die Hundetür warf. Sie war immer noch verriegelt. Wenige Sekunden später tauchte Carl erneut vor dem Fenster auf. Nun bellte er nicht mehr, sondern war einfach nur stinksauer auf das Katzenwesen.
    »Jetzt wirst du aber übermütig«, sagte Holloway zum Geschöpf.
    Es blickte sich nur kurz zu Holloway um und wandte sich dann wieder Carl zu, während es den Rest der Bindi verzehrte.
    Holloway beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Er ging zum Schreibtisch und öffnete eine andere Schublade. Das Katzenwesen beobachtete ihn interessiert, rührte sich aber nicht. Holloway nahm ein Hundehalsband und eine Leine aus der Schublade. Er benutzte diese Dinge nur äußerst selten, aber manchmal musste er sie Carl anlegen, wenn er mit ihm in Aubreytown war. Er schloss die Schublade und ging zur Haustür zurück. Er war draußen, bevor Carl die Gelegenheit hatte, vom Fenster zu verschwinden. Holloway ging zu seinem Hund, während das Katzenwesen ihn durch das Fenster beobachten konnte. Dann legte er Carl das Halsband an und befestigte die Leine daran.
    Carl blickte zu Holloway auf, als wollte er sagen: Was hat denn das zu bedeuten?
    »Vertrau mir«, sagte Holloway zu Carl. »Bei Fuß!«
    Carl war zwar stinksauer, aber er war gut erzogen. Jeder Hund, der auf den Befehl warten konnte, eine Sprengladung zu zünden, wusste genau, wann er seinem Herrchen zu gehorchen hatte. Widerstrebend zog er sich vom Fenster zurück und trat neben Holloway.
    »Steh!«, sagte Holloway und entfernte sich, so weit es die Leine erlaubte.
    Carl blieb stehen. Holloway sah das Katzenwesen an, das alles mit großem Interesse zu verfolgen schien.
    »Sitz!«, sagte Holloway zu seinem Hund.
    Carl warf tatsächlich einen kurzen Blick zum Fenster, bevor er wieder Holloway ansah, als wollte er sagen: Du Idiot blamierst mich vor diesem Ding da! Doch er setzte sich, während er ein kurzes, fast unhörbares Winseln ausstieß.
    »Platz!«, sagte Holloway.
    Carl legte sich deprimiert auf den Boden. Nun war er restlos gedemütigt.
    »Bei Fuß«, befahl Holloway erneut.
    Carl stand auf und trat an die Seite seines Herrchens.
    Holloway behielt weiter das Katzenwesen im Auge, das die Ereignisse aufmerksam verfolgte. Holloway schob die Hand an der Leine entlang, damit er Carl an seiner Seite halten konnte. Dann ging er mit ihm zur Haustür.
    Das Katzenwesen beobachtete alles, doch es rührte sich immer noch nicht von der Stelle.
    Holloway öffnete die Tür, blieb aber noch eine Weile mit Carl draußen stehen. Carl machte sich bereit, in die Wohnung zu stürmen, doch Holloway hielt ihn an der kurzen Leine und zwang ihn, bei Fuß zu bleiben. Carl winselte, doch dann beruhigte er sich sehr schnell. Jetzt hatte er verstanden, was von ihm erwartet wurde.
    Schließlich traten Hund und Herrchen langsam durch die Tür. Das Katzenwesen blieb auf dem Schreibtisch sitzen. Es hatte die Augen weit aufgerissen, reagierte ansonsten jedoch ohne jede Panik.
    »Guter Hund«, sagte Holloway zu Carl und ging mit ihm bis zum Schreibtisch. »Sitz!«
    Carl setzte sich.
    »Platz!«
    Carl legte sich auf den Boden.
    »Auf den Rücken!«
    Holloway glaubte tatsächlich, seinen Hund seufzen zu hören. Carl rollte sich auf den Rücken und blieb liegen, die Pfoten in der Luft, während er zum Katzenwesen blickte.
    Es saß eine Weile da und schaute abwechselnd zur Tür und zum Hund. Dann ging es zur Schreibtischkante und stieg auf den Stuhl hinunter. Carl machte Anstalten, sich aufzusetzen, doch Holloway legte ihm sofort eine Hand auf die Hundebrust. »Liegen bleiben«, sagte er.
    Carl blieb liegen.
    Das Katzenwesen glitt vom Stuhl auf den Boden. Jetzt war es weniger als einen halben Meter von Carls Schnauze entfernt. Die zwei Tiere musterten sich gegenseitig voller Neugier. Das Katzenwesen betrachtete Carls ausgestreckten Körper von vorn bis hinten, während Carl hektisch schnupperte und sich anstrengte, jedes Duftmolekül zu verarbeiten, das von diesem Wesen kam.
    Das Katzenwesen rückte etwas näher
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