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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher
Autoren: Michael Connelly
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ließ sie nach drinnen. Sie kannte den Weg zur Terrasse.
    »Ähm, was Alkoholisches kann ich dir leider nicht anbieten. Nur Wasser oder eine Limonade.«
    »Ein Wasser wäre wunderbar. Ich muss nachher sowieso noch nach Downtown.«
    Als sie am Flur, der zu den Schlafzimmern führte, vorbeikam, stand Maddie immer noch dort.
    »Hi, Kiz.«
    »Oh, hallo Maddie. Wie geht’s?«
    »Danke, gut.«
    »Das freut mich. Du sagst mir Bescheid, wenn du mal was brauchst, ja?«
    »Gern. Danke.«
    Bosch verschwand in die Küche und holte zwei Flaschen Wasser aus dem Kühlschrank. Das verhalf Rider nur zu ein paar Sekunden Vorsprung, aber sie stand bereits am Geländer und ließ die Aussicht und die Geräusche auf sich einwirken. Er schob die Tür hinter sich zu, damit Maddie nicht hören konnte, was Kiz ihm zu sagen hatte.
    »Es erstaunt mich immer wieder von neuem«, sagte sie, »dass man in L.A., egal, wo man ist, dem Verkehr nicht entrinnen kann. Nicht mal hier oben.«
    Bosch reichte ihr eine Flasche Wasser.
    »Dann muss das ja ein offizieller Besuch sein, wenn du hinterher noch in die Stadt fährst und arbeitest. Lass mich raten, ich werde gerüffelt, weil ich einen der Dienstwagen des Chief gekapert habe.«
    Das wedelte Rider fort, als wäre es eine Fliege.
    »Unsinn, Harry, das interessiert doch keinen Menschen. Nein, ich bin hier, um dich zu warnen.«
    »Wovor?«
    »Es geht los. Mit Irving. Nächsten Monat wird offen der Krieg ausbrechen, und da wird es Verluste geben. Mach dich also auf was gefasst.«
    »Mit mir kannst du ruhig Klartext reden, Kiz. Was führt Irving im Schilde?«
    »Also, zuallererst ist er zur Police Commission gegangen und hat eine Untersuchung des gesamten Chilton-Hardy-Falls verlangt. Von der Festnahme bis zu dem Vorfall im Bus. Und diesem Wunsch werden die Mitglieder der Commission auch nachkommen. Die meisten von ihnen haben ihren Sitz in der Commission nur seiner Patronage zu verdanken. Sie werden tun, was er sagt.«
    Bosch musste an seine Beziehung mit Hannah Stone denken und was Irving daraus machen konnte. Oder dass er es beim Hardy-Durchsuchungsbeschluss nicht so genau genommen hatte. Wenn Irving davon Wind bekäme, würde er bis zur Wahl täglich eine Pressekonferenz abhalten.
    »Sollen sie ruhig kommen«, sagte Bosch. »Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
    »Das hoffe ich, Harry. Aber ich mache mir weniger um deine Rolle bei den Ermittlungen Sorgen als um die zwanzig Jahre, in denen Hardy sein Unwesen treiben konnte, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekommen hat, und in denen es
keine
Ermittlungen gegeben hat. Wenn das ans Licht kommt, stehen wir ziemlich dumm da.«
    Jetzt begriff Bosch, warum sie hier war und persönlich erschienen war. Das war, wie High Jingo funktionierte. Und das war, von dem Irving ihm gesagt hatte, dass es passieren würde.
    Bosch wusste, je mehr die Offen-Ungelöst-Truppe über die Verbrechen und die Opfer Chilton Hardys an den Tag brächte, umso größer würde die öffentliche Entrüstung, dass dieser Mann offensichtlich mehr als zwanzig Jahre lang vollkommen unbehelligt und ungestraft sein Unwesen hatte treiben können. Hardy hatte die Polizei sogar so wenig als Bedrohung empfunden, dass er es nicht einmal für nötig gehalten hatte, den Wohnsitz zu wechseln und in einen anderen Bundesstaat umzuziehen.
    »Und was willst du jetzt von mir, Kiz? Möchtest du, dass wir bei Lily Price aufhören? Ist es das? Alles in einen einzigen Fall packen und die Todesstrafe beantragen? Schließlich können wir ihn nur einmal umbringen, oder? Wen interessieren da schon die anderen Opfer wie Mandy Phillips, deren Foto Hardy in seinem Verlies hängen hatte. Wahrscheinlich ist sie einer dieser Verluste, von denen du eingangs gesprochen hast.«
    »Nein, Harry, ich will nicht, dass du aufhörst. Wir können gar nicht aufhören. Erstens sorgt der Fall bereits weltweit für Aufsehen. Und zweitens wollen wir Gerechtigkeit für
alle
Opfer. Das weißt du ganz genau.«
    »Aber auf irgendwas willst du doch raus, Kiz. Worauf?«
    Sie zögerte. Wahrscheinlich suchte sie nach einer Möglichkeit, es nicht laut aussprechen zu müssen.
    Aber eine solche Möglichkeit gab es nicht. Bosch wartete.
    »Lass dir einfach ein bisschen Zeit«, sagte sie schließlich.
    Bosch nickte. Er hatte verstanden.
    »Die Wahl. Wir lassen uns bis zur Wahl Zeit und hoffen, dass Irving verliert. Ist es das, was du willst?«
    Er wusste, sobald sie das laut aussprach, wäre ihre Beziehung nicht mehr dieselbe.
    »Ja, das möchte
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