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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stephen Leather
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Tastatur, um den Aufzug zu rufen, und als er ankam, öffneten sich die Türen zischend und gaben den Blick auf einen weiteren Wächter mit grimmiger Mienefrei, der eine ähnliche Uniform trug, aber ein Sturmgewehr im Anschlag hielt.
    Es war unmöglich abzuschätzen, wie tief der Lift hinabfuhr, aber es ging schnell genug, dass es mir den Magen hob, und es dauerte volle dreißig Sekunden, bis er anhielt und die Tür aufging. Zwei weitere Wärter nahmen mich in Empfang, fast identisch mit denen, die mich zum Lift gebracht hatten, Gott weiß wie viele Stockwerke weiter oben, und geleiteten mich durch einen weiteren metallverkleideten Korridor, in dem ihre Stahlkappenstiefel widerhallten. Meine nackten Füße patschten auf dem kalten Metallboden. Der Overall war alles, was ich anhatte; ich spürte, dass ich unter dem Baumwollstoff nackt war.
    In regelmäßigen Abständen waren im Flur Überwachungskameras installiert, und als wir sie passierten, konnte ich das Surren eines Servosystems hören. Sie drehten sich, um uns zu verfolgen. Am Ende des Korridors war etwas, das wieder wie ein Lift aussah, aber nachdem einer der Wärter einen weiteren sechsstelligen Kode eingegeben und mit dem Daumen auf ein kleines Quadrat aus beleuchtetem Plexiglas gedrückt hatte, öffneten sich die Türen in einen quadratischen Raum, etwa so groß wie ein Klassenzimmer.
    Auf der anderen Seite des Raums war rechts eine Reihe von Kabinen, jede mit einem Schalensitzstuhl aus Plastik gegenüber einer Wand, in die eine etwa einen Quadratmeter große Glasscheibe eingelassen war. Durch das Glas sah ich eine identische, mir zugewandte Stuhlreihe. Rechts von jedem Fenster befand sich ein Telefon, nicht die moderne Variante, sondern der altmodische Typ aus schwarzem Bakelit, die Art, die man in alten Filmen sieht. Ich hörte, wie sich die Türen hinter mirschlossen. Die zwei Wärter standen zu beiden Seiten mit ihren Gewehren im Anschlag und wachsamem, fast ängstlichem Blick. Sie sagten nichts, aber ich dachte mir, dass ich mich in eine der Kabinen setzen sollte, obwohl mir nicht klar war, in welche. Als ich mich der Stuhlreihe näherte, sah ich, dass auf der anderen Seite der Glasscheibe niemand war. Ich setzte mich und wartete. Durch das dünne Gewebe spürte ich den kalten Kunststoff an meinem Rücken. Hinter dem Glas sah ich einen kleineren Raum, ebenfalls metallverkleidet, und eine einzelne Tür ohne Klinke oder sichtbares Schloss. Die Wände waren nackt und strukturlos, aber in die Decke waren Lüftungsgitter eingelassen. Zumindest sah es danach aus.
    Nach etwa fünf Minuten (eine genaue Zeitschätzung war nicht möglich, da sie mir die Uhr abgenommen hatten) ging die Tür auf und ein Wärter mit einem Automatikgewehr erschien. Beim Eintreten huschten seine Augen von links nach rechts und dann stellte er sich an die Seite. Hinter ihm erblickte ich Terry. Sie wirkte klein und zart, ganz ähnlich wie vor über zehn Jahren, als ich sie zum ersten Mal in De’Aths Vernehmungszimmer gesehen hatte, das Haar lose um die Schultern, die Haut blass, den Blick gesenkt. Sie trug einen Kittel, der so aussah, als wäre er aus demselben Stoff wie mein Overall, und der ihr bis knapp über die Knie reichte. Für die Füße hatten sie ihr ein Paar braune Plastiksandalen gegeben und das Laufen bereitete ihr Mühe, doch das lag nicht an den Schuhen – sondern daran, dass die Arschlöcher ihr die Füße zusammengekettet hatten. Über jedem Knöchel saßen große Chromschließen, verbunden durch eine Kette aus demselben Material, die nicht länger als fünfundvierzig Zentimeter sein konnte. Das bedeutete, sie mussteeher schlurfen als gehen. Ich fühlte mit ihr. Die Arme waren nicht in Ketten, was mich zunächst überraschte, doch dann erkannte ich, dass man es wohl eher darauf abgesehen hatte, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken, als sie davon abzuhalten, jemanden anzufallen. Sie hatten Sturmgewehre und Terry anscheinend nichts, nur den Kittel und die Sandalen. Wenn sie bei ihr so gründlich vorgegangen waren wie bei mir, dann würde sie mit Sicherheit nie auch nur halbwegs in die Nähe von irgendetwas kommen, das sich als Waffe nutzen ließ.
    Sie ging mitten in den Raum und eine andere Wache folgte ihr hinein. Ich sah, wie ein dritter Wärter die Tür hinter ihnen schloss, aber obwohl sie aus mehreren Zentimeter dickem Stahl bestand, konnte ich kein Quietschen oder Zuschlagen hören. Das Glas war offensichtlich vollkommen schalldicht und, soviel ich wusste,
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