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Der weisse Neger Wumbaba

Der weisse Neger Wumbaba

Titel: Der weisse Neger Wumbaba
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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ein
    »Kuchenfreund«, schließlich aus »sehr dumm« einen
    »Irrthum«.
    Ach, wer ist also schuld an den Verhörern? Goethe sagt:
    »Niemand hört als was er weiß, niemand vernimmt als was er empfinden, imaginiren und denken kann.«
    Also: Wir sind zu blöd, zu ungebildet, zu phantasiearm.
    Goethe sagt aber auch: »An den Hörfehlern aber ist der Dictirende gar oft selbst schuld.«
    Also: Die Sänger singen zu undeutlich. Sind auch schuld.
    Alle sind schuld.
    Im übrigen sind es ja nun nicht selten gerade die Hörfehler und das Nichtverstehen, die einem die Welt erklären oder einen doch über ihren Zustand hinwegtrösten! Das werden wir in diesem Buch noch öfter sehen, und wer nicht warten will, der kann es gleich lernen aus Johann Peter Hebels Kannitverstan-Anekdote, in der ein junger deutscher Handwerksgeselle nach Amsterdam kommt, wo er die Sprache nicht beherrscht und sich deshalb auf deutsch nach diesem und jenem erkundigt.
    Bloß verstehen ihn dabei die Holländer nicht.
    Vor einem schönen Haus erkundigt er sich nach dem
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    Besitzer, bekommt aber nur zu Antwort: »Kannitverstan.«
    Angesichts eines herrlichen Schiffes fragt er nach dem Eigentümer, und man antwortet: »Kannitverstan.« Bei einem Beerdigungszug will er wissen, wie der Verstorbene hieß, und wieder sagt man ihm: »Kannitverstan.« Am Ende heißt es dann über den Handwerksburschen: »Endlich ging er leichten Herzens mit den andern wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand, mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm
    wieder einmal schwerfallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab.«
    Zum Schluss noch mal Karl Valentin mit seiner wunderbar absurden Variante des Themas, entnommen dem kurzen Hörspiel Sonderbarer Appell, in dem anhand eines Hörfehlers der ganze Schwachsinn militärischer Umgangsformen dargestellt wird. Da werden die Rekruten vom Feldwebel namentlich aufgerufen, und nirgendwo ist eine Illobrasekolidation hör- oder sichtbar – und trotzdem, aber bitte:
    »Maier, Josef.«
    »Hier!«
    »Hier!«
    »Wos? Sappramento! Schrei'n da zwoa ›Hier!‹ – da san wieder zwoa Maier, Josef, glaub i, dabei. Des is scho saudumm!«
    »Hier!«
    »Wos ›Hier‹? Wos schrei'n denn Sie ›Hier‹? Wie hoaß'n Sie?«
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    »Peter! Hindelang!«
    »Ja, ja, wer hot denn jetzt von ei'm Peter Hindelang was g'redt?! Ich hab g'sagt, des is saudummm, dass zwei Maier Josef dabei san!«
    »Und i hob verstanden, Sie ham g'sagt: Peter Hindelang.«
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    Kriech nicht da rein!:
    Zum besseren Verständnis deutscher Schlager

    Nach vielen Kolumnen und noch viel, viel mehr
    Leserzuschriften bin ich heute der Meinung: Im Grunde versteht kaum ein Mensch je einen Liedtext richtig, ja, Liedtexte sind überhaupt nur dazu da, falsch verstanden zu werden. Aufgabe eines Liedtexters ist es nicht, einen besonders schönen Liedtext zu schreiben. Nein, er muss dem Hörer möglichst viele geeignete Anknüpfungspunkte bieten, in seinen Ohren einen eigenen Liedtext entstehen zu lassen. Man muss als Schreiber den Menschen Material liefern, damit ihre Phantasie wirken kann. Muss sie in die Lage versetzen, ihre tiefinnersten Träume zu erleben und auf diesem Wege selbst zu Dichtern zu werden, Poesie zu schaffen.
    So weiß ich den besonderen Wert der Einsendung von Herrn S. aus Halle zu schätzen, der als Kind in der DDR
    lebte, dies in den achtziger Jahren. Dort hörte man, wie das so üblich war, gern Westsender, welche zu jener Zeit nicht selten Udo Jürgens' Song Griechischer Wein ausstrahlten, in dem es heißt:
    »Griechischer Wein –
    das ist das Blut der Erde…«
    Herr S. aber verstand nicht »Griechischer Wein«, er hörte Mal um Mal:
    »Kriech nicht da rein!
    Das ist das Blut der Erde…«
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    Man wird sich schwer tun, das Lied nun noch einmal richtig zu hören, so ist es viel schöner. Gilt das auch für die Zuschrift von Herrn S. aus München?
    Er teilte mit, die Schwester eines Klassenkameraden habe es sich zu jenen Zeiten, in denen noch das Lied Guantanamera gesungen wurde, nicht ausreden lassen, es heiße nicht Guantanamera, sondern gut bayerisch »G'woant hamma mehra« (Geweint haben wir mehr).
    Ja, das gilt auch hier.
    Und weil wir gerade bei solchen Schmetterschlagern sind: Erst recht gilt es für die aberwitzig schöne Nachricht von Herrn Sch.-C, dessen
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