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Der weisse Neger Wumbaba

Der weisse Neger Wumbaba

Titel: Der weisse Neger Wumbaba
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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eine andere Zeile desselben Liedes zu erlangen. Ich war jedoch äußerst überrascht, dass die Entschlüsselung der oben geschilder-ten Zeile mir Probleme bereitet hatte. Zugleich aber war ich höchst erfreut, quasi selbst der Urheber dieser äußerst schönen Frage zu sein.« So weit Herr H.
    Der Verhörer als Dichter – vielleicht zu diesem Thema noch der Brief von Frau M., die in Bergamo/Italien Deutsch unterrichtet und einen Fall schildert, in dem sie sich zwar verhört hatte, jedoch durch diesen Verhörer den eigentlichen Intentionen des Sängers auf die Spur gekom-men zu sein glaubte, in diesem Fall denen Herbert
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    Grönemeyers, der singt:
    »Ich bin dein siebter Sinn
    dein doppelter Boden
    dein zweites Gesicht…«!
    Frau M. schreibt: »Ich habe statt ›dein doppelter Boden‹
    ›dein doppelter Po‹ verstanden, und ich bin immer noch überzeugt, dass der Grönemeyer eigentlich ›Po‹ meint, oder wenigstens ›Poden‹, was keine Bedeutung hat, aber hören Sie mal das Lied vorsichtig an: der erste Laut ist klar und deutlich ein P und nicht ein Bü«
    Das Liebeslied ist natürlich eines der weitesten Felder, die sich dem Verhörpoeten bieten – und je größer die Anstrengungen des Originaldichters, desto umfangreicher auch die Möglichkeiten derer draußen an den Radios und CD-Spielern. Heinz-Rudolf Kunze dichtet einer untreuen Geliebten hinterher:
    »Dein ist mein ganzes Herz
    Du bist mein Reim auf Schmerz.«
    Dazu schrieb mir Frau E. aus Hamburg, ihr Vater habe dies immer so gehört:
    »Dein ist mein ganzes Herz,
    Du bist mein Rheumaschmerz.«
    Und sie fand: »Von allen erdenklichen Komplimenten ist dies wohl das uncharmanteste, das sich vorstellen lässt.«
    Um es noch klarer zu sagen: Es ist natürlich überhaupt kein Kompliment. Es klingt wie der Hassgesang eines alten Herzkranken und Rheumapatienten auf seine Frau, an die er sein Leben verschwendet zu haben glaubt. Aber der Versuch, den ewigen Herz-Schmerz-Reimen einen neuen 52
    Aspekt abzugewinnen, ist es auch. Marius Müller-Westernhagen besingt übrigens in einem Lied eine gewisse Rosi, die nicht ihn, sondern die er seinerseits immer wieder betrügt und nach der er sich doch mit den schönen Zeilen sehnt:
    »Ganz egal, was ich esse,
    Es schmeckt alles nach Dir.«
    Dem folgen dann freilich die nicht ganz so eindrucks-vollen Worte:
    »Und die Maus letzte Nacht,
    Die hat mich auch nicht kapiert.«
    Nicht nur die, lieber Müller-Westernhagen, sondern auch Herr B.-D. aus Rheinberg, der nämlich hörte:
    »Und die Maus wird zum Nachtdieb,
    hab ich auch nicht kapiert.«
    Wie denn auch? Aber dass das Nichtkapieren auch gleich noch im Liedtext vermerkt ist, das ist doch eine besonders schöne Pointe für unser Thema.
    Zum Schluss des Kapitels noch drei Beispiele aus dem schon erwähnten Genre des Schmettersongs, für dessen Veränderung es ja noch ein anderes Motiv geben mag als die schiere Dichtlust des Verhörkünstlers. Nämlich kalte Rache an Nervtötern vom Typ Jürgen Drews, der uns Jahr um Jahr mit seinem Bett im Kornfeld so auf den Wecker geht, dass man gleichsam gezwungen ist, diesen Wahnsinn irgendwie umzuarbeiten und in finalen Nonsens zu überführen, wie die Mutter von Frau R. aus Gröbenzell, die statt »ein Bett im Kornfeld« nur »ein Päckchen Corn-flakes« hörte. Oder wie Frau P. aus Aachen, die von einer 53
    Bekannten berichtet. Diese hörte das Verdamp lang her der kölschen Rockband BAP immer nur als »Verdammter Bär, verdammter, verdammter Bär…«
    Und dann wäre da noch das Duo Klaus und Klaus mit An der Nordseeküste. Da heißt es:
    »An der Nordseeküste,
    am plattdeutschen Strand,
    sind die Fische im Wasser und selten an Land.«
    Herr K. verstand:
    »… sind die Fische im Wasser und segeln an Land.«
    Man kann sie verstehen, die Fische. Sie versuchen sicher, auf den Weg ins Landesinnere zu gelangen, irgendwohin, nur weg an einen Ort, an dem man Klaus und Klaus nicht hören kann.
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    Scuse me while I kiss this guy:
    Das unerschöpfliche Verhörpotential

der Fremdsprachen
    Habe ich schon erzählt, dass Jimi Hendrix einen Verhörer in seine Bühnenshow eingearbeitet hat? In Purple Haze gibt es die Songzeile »'scuse me while I kiss the sky«, die oft verstanden wurde als »'scuse me while I kiss this guy«.
    Als Hendrix das mitbekommen hatte, ging er dazu über, nach diesen Worten auf der Bühne einen jungen Mann zu küssen.
    Der Amerikaner Gavin Edwards hat nach diesem Verhö-
    rer seinerseits zunächst ein Buch, dann
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