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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
Autoren: Bettina von Kleist
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gerne Germanistik studiert hätte. Die Kinder waren meine Erfüllung. Und ich unterstützte meinen Mann, der 30 Jahre lang ehrenamtlich Vorsteher der Gemeinde war. Als die Kinder größer wurden, wollte ich im Büro ein bisschen jobben, um unsere Urlaubskasse aufzubessern. Aus der einmaligen Vertretung wurden zehn Jahre, in denen ich sporadisch als Schreibkraft arbeitete. Meine Töchter sind Lehrerin, Ergotherapeutin, Sekretärin, meine Söhne sind Lehrer und Versicherungskaufmann. Sie fragten mich mal, welches meine glücklichste Lebensphase war. Das kann ich schwer sagen, besonders schön war, als unsere Kirche am Ende der Straße gebaut wurde. Sie hatten auf der Baustelle kein Telefon, alle Anrufe landeten bei mir, ich lief dauernd rüber und habe so an der Bauplanung teilgenommen. Herrlich waren unsere Urlaube in der Schweiz. Mein Mann hatte von einer Kriegsverletzung einen steifen Fuß, aber er liebte die Berge. Glücklich waren wir, wenn wir auf der Bergspitze standen. Es ist Glück, den Gipfel zu erreichen. Du musst ja auch kämpfen, um das zu schaffen.
    Es gibt das Glück über materielle Dinge. Dass man alles hat, was man braucht. In unserer Gesellschaft ist ja die Gefahr, dass jeder immer mehr erreichen will. Die Zeitschriften sind voll davon: Wie kann ich der Klügste, der Beste, der Schönste sein, wie kann ich noch gesünder werden! Es bezieht sich alles auf das hiesige Leben. Wie kann ich es mir am bequemsten machen, am meisten Geld verdienen, am weitesten reisen? Dadurch gehen oft auch die Ehen kaputt.
    Und es gibt das seelische Glück. Meine Tante sagte immer auf die Frage, wie es ihr geht: »Ich bin zufrieden und meine Seele ist gesund.« Die Seele, das Gemüt freut sich. An der Liebe, an der Harmonie, über die schöne Welt. Der Glaube trägt mein ganzes Leben und gibt dem Leben eine Richtung. Glück hat viel mit Dankbarkeit zu tun. Ich habe in meinem Leben so viele hilfreiche Fügungen erfahren, aber wenn man nur immer im Glück schwebte, würde man Glück nicht so tief empfinden. Die Höhen und Tiefen machen die Seele erst reif. Es gibt ja Menschen, die sehen alles negativ. Ein Freund sagte neulich: »Ein jeder ist seines Glückes Schmied. Und seines Kreuzes Zimmerer.« Manche sind einfach chronisch unzufrieden, andere werden mit Schicksalsschlägen nicht fertig. Unser viertes Kind starb als Neunjährige binnen drei Tagen an Gehirnbluten. Ich erinnere, wie unsere sechs Kinder einmal um den Tisch saßen und es mich durchfuhr: »Lieber Gott, die nicht.« Warum mir der Gedanke kam, weiß ich nicht. Und dann wurde gerade sie uns genommen.
    Unsere Gemeinde ist wie eine große Familie, wir helfen uns gegenseitig, beten füreinander. Wir sind alle sehr unterschiedlich, aber das macht ja eine Gemeinschaft aus. Dass eine meiner Schwiegertöchter nicht gläubig ist, akzeptiere ich. Bei der Taufe unseres Enkels fragte der Prediger meinen Sohn, ob er meinen Enkel im neuapostolischen Sinne erziehen will, meine Schwiegertochter fragte er, ob sie ihm dafür Zeit geben wolle. Das macht sie wunderbar. Sie bringt den Kleinen ins Bett, dann sagt sie zu ihrem Mann: »Nun bist du dran.« Er spricht mit ihm das Abendgebet. Zwei meiner Enkel besuchen nicht mehr den Gottesdienst. Das ändert nichts an unserer herzlichen Verbindung. Der Verstand ist ja oft im Wege. Aber man kann doch glauben und dennoch Realist sein!
    Ich denke, man kann Glück lernen durch Erfahrung, durch Erleben. Im Alter kommt zum Glück die Weisheit hinzu. Glücklich machen mich gute Gespräche, dafür habe ich jetzt mehr Zeit. Samstags rufe ich immer alle meine Kinder an. Und dann erzähle ich jedem von jedem. Dreimal im Jahr lade ich die großen Enkel ein, ohne Eltern. Ich habe viele Freunde, mit denen ich korrespondiere, telefoniere, und ich mache häufig Krankenbesuche. Nach dem Tod meines Mannes war ich in Holland, Estland, Südafrika. Durch unsere Kirche haben wir ja weltweit »Geschwister«, man kommt sofort in Kontakt. Nach Kapstadt zog es mich, weil ich CD s von den hervorragenden Kirchenchören dort habe und die Stimmen einmal live hören wollte. Musik, eine schöne Sprache sind auch Glück für mich. Zur Zeit habe ich mich in meinem Computer vergraben. Meinen ersten PC bekam ich vor fünf Jahren, er wurde unserer Gemeinde geschenkt für einen sozialen Zweck. Weil ich manchmal für das Gemeindeblättchen Berichte schreibe, war ich der soziale Zweck! Bei den Spendern bedankte ich mich mit einem Blumenstrauß. Daraus ist eine schöne
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