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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
Autoren: Bettina von Kleist
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wollte hören, was am Tag so alles passiert ist. Inzwischen zieht er sich zurück, damit ich erst mal eine halbe Stunde Zeitung lesen kann.
    Einige unserer Bekannten können nicht begreifen, dass bei uns die Familie Vorrang hat vor Freundschaften, aber mir lag immer daran, den Kindern viel Liebe und Zuwendung zu geben. Alles andere kam von allein, ich brauchte mir um sie nie Sorgen zu machen. Ehrgeizig war ich nicht für meine Kinder, aber der Beruf beeinflusst schon sehr das eigene Glück. Wenn man mit seiner Arbeit nicht zufrieden ist, überträgt sich das auch auf die Familie. Meine älteste Tochter hat sich als Physiotherapeutin in Weimar selbständig gemacht. Mein Sohn hat eine kleine Firma als Installateur, eine Tochter ist Bauingenieurin, die Jüngste ist Fachreferentin bei Mercedes. Als die beiden Jüngsten im Abstand von zwei Jahren auszogen, war da erst mal eine Lücke. Mir fehlte die tägliche Nähe, der Morgenkuss, das Streicheln, die Gespräche. Wir telefonieren mehrmals in der Woche, können über alles reden, wir lesen alle gern, leihen uns gegenseitig Bücher aus, meine jüngste Tochter schenkt mir häufig einen Blumenstrauß. Unsere zwei Katzen waren unser aller Wunsch. Wenn ich von der Arbeit komme, sitzen sie schon da, warten auf mich, kommen auf den Schoß. Mir gefällt das Liebesbedürfnis, das Anschmiegsame von Katzen, und sie brauchen nicht täglich versorgt zu werden, wenn wir verreisen.
    An unserem Hochzeitstag und am Valentinstag bin ich lieber allein mit meinem Mann, doch sämtliche Geburtstage werden immer mit der gesamten Familie gefeiert. Wir sitzen dann zu sechzehn um den Tisch und musizieren gemeinsam. Jeder schnappt sich ein Instrument, Flöte, Triangel, Gitarre, Banjo, Trommeln, und dann spielen wir nach Gehör. Es klingt vielleicht nicht sehr schön, doch es macht uns Spaß, dass wir wie eine Band sind. Jeder gibt sein Bestes, zur Unterstützung legen wir meist eine CD mit Volksmusik auf.
    Mein Mann meint manchmal, ich würde die Kinder zu sehr in Schutz nehmen. Aber ich habe die Devise, mich nicht in deren Entscheidungen reinzudrängen, auch wenn ich anderer Meinung bin. In unserer Ehe ist das der einzige Reibungspunkt. Mein Mann kommt ja vom Bau, er repariert und renoviert alles selbst. Wenn wir die Kinder besuchen, stellt er oft als Erstes fest, was handwerklich nicht in Ordnung ist. Ich sage ihm: »Sie sind so stolz und du listest gleich die Mängel auf.« Klaus sagt, ich kriege dann immer meinen Silberblick. Zur einzigen Tochter meines Mannes haben wir beide leider wenig Kontakt. Sie ist sehr materiell eingestellt und hat uns ihre Kinder noch nicht einmal überlassen. Aber wir hoffen, dass die von allein kommen, wenn sie größer sind.
    Ich bin glücklich, auch mein Mann ist glücklicher als früher. Er sagt immer, seitdem wir uns zusammengeschmissen haben, habe er durch mich ein ganz anderes Leben. Wir machen viel Sport, genießen den Garten, zu den Nachbarn haben wir guten Kontakt. Wir laden uns selten ein, aber wir haben zu beiden Seiten am Zaun einen Stehtisch, und dann wird geplauscht. Viele unserer Freunde sind im Läuferverein, uns liegt das regelmäßige Training nicht so, deshalb mischen wir nur ehrenamtlich mit. Viermal im Jahr gehen wir mit der Vereinsgruppe am Wochenende wandern, dann findet auch immer ein Tanzabend statt, wir fahren gern Fahrrad, laufen Ski. Bis vor kurzem verbrachten wir im Herbst eine Woche auf einem Reiterhof, wir sind im Theaterclub, waren in Hongkong und Nepal. Unsere sechswöchige Traumreise nach Australien hat mich für all die Reisen entschädigt, die ich in der DDR nicht machen konnte. Wir unternehmen alles gemeinsam, nur einmal im Jahr mache ich eine Frauenfahrradtour. Bei Sportübertragungen läuft manchmal der Fernseher den ganzen Tag. Sonst sehen wir Nachrichten, Magazine. Krimis und Filme, in denen Blut fließt, tun wir uns beide nicht an.
    Älter zu werden macht mir nichts aus. Wenn ich mal im Ruhestand bin, möchte ich mehr lesen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Deshalb mag ich auch den Winter. Im Sommer denke ich: Du müsstest dich um den Garten kümmern. Man merkt schon, dass es im Kreuz zwickt und zwackt, seit einem Eingriff muss mein Mann für sein Herz Medikamente schlucken. Vor zwei Jahren ging es mir sehr schlecht. Als der Arzt im Krankenhaus herausfand, dass es nur ein Virus ist, weinte mein Mann vor Erleichterung. Wir gehen beide davon aus, dass wir alt werden, machen uns nicht schon im Vorfeld wegen
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