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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Jordan Weisman
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seufzte und rang sich ein kleines Lächeln ab. »Wir werden dich nie ganz vergessen, weißt du.« Auf der Straße pflügte ein einsames Motorrad durch die Pfützen. Die lange weiße Mähne des Fahrers flatterte im Regen.
    »Ich brauche etwas Sauberes.« Cross streckte die Hand aus und klopfte gegen die Scheibe. »Das ist neu«, stellte er fest.
    »Mindestens acht Grad Lichtbrechung, schwingungsgedämpft, und ich wette, es hält ein Zwölfmillimeter‐Kaliber ab.«
    »Vierzehn«, sagte sie, während sie sich wieder vorbeugte.
    »Schau mal, warum machst du nicht einen auf Wüstenkriege oder sowas. Es ist zwar heiß, dafür aber sauber.«
    Cross schüttelte den Kopf. »Bei soviel freiem Himmel kriege ich Ausschlag.«
    »Du hast Freunde auf der Straße. Was ist mit denen? Die Typen, mit denen du zusammenarbeitest?«
    »Nein.«
    »Also ist es doch wegen der Steuben‐Abwerbung.«
    Ihr Gesicht schien sich zusammenzuziehen, während sie sprach. Der Lichtgriffel klopfte einen langsamen Rhythmus auf der Armlehne.
    »Ich liege wohl nicht falsch, wenn ich Allgemeinwissen voraussetze. Das einzige, was auf der Straße schneller ist als Nachrichten über einen Mißerfolg, ist die Kugel mit deinem Namen drauf.«
    »Wie poetisch, und so völlig unpassend für dich. Sie kannte die Risiken, Brandon. Kristen Worthly war eine professionelle Shadowrunnerin. Das klingt zwar wie ein Klischee, aber es trifft zu.«
    Cross drehte sich um. »Worthly?«
    Der Lichtgriffel hielt inne. »Lynx, nehme ich an«, sagte sie und zuckte die Achseln. »Worthly war ihr richtiger Name.«
    »Echt? Das habe ich nicht gewußt.« Cross starrte wieder auf die Straße. »Ich wußte auch nicht, daß Knight‐Errant mir noch soviel Aufmerksamkeit schenkt.«
    »Was ist mit Eve Donovan? Sie ist doch eine Bekannte von dir. Fixer extraordinaire, wenn ich mich richtig an ihre Akte erinnere.«
    »Bestimmt tust du das. Ich habe schon einige Zeit nichts mehr von ihr gehört. Du hast also ein Auge auf mich behalten.«
    Sie schaute weg. »Es tut mir leid, aber ich kann dir nicht helfen. Du weißt, daß ich dir die Akten nicht zeigen kann.«
    Cross nickte und trommelte wieder gegen das Fenster. »Ich weiß, Rachel, ich weiß.« Er drehte sich um und wollte gehen; in der Bürotür blieb er jedoch stehen und sagte, ohne sich noch einmal umzudrehen: »Warum hast du die Beförderung angenommen? Als wir noch zusammen waren, hast du immer gesagt, du könntest nicht lange genug stillsitzen, um an einem Schreibtisch zu arbeiten.«
    »Menschen ändern sich.«
    Er nickte und ging.
    Sie standen still und beobachteten, wie die Lichter des über sie hinwegziehenden LoneStar‐LAVs die Schatten mit Flecken aus Purpur und Violett überzogen. Seine Sirene war verstummt, das Röhren der Vektortriebwerke haute jedoch vernehmlich durch die Nacht.
    »Beeindruckend, oder?« fragte Diamond, während er der Maschine hinterherblickte, wie sie langsam in der Entfernung verschwand. Cross nickte.
    »Positiv«, sagte er. »Die sind zwar teuer ‐ allein der Vektorantrieb kostet mehr als ein ganzer Hubschrauber ‐, aber so ein LAV kann mehr Panzerung und Waffen in die Luft bringen. In die großen paßt bei Bedarf sogar eine komplette Eingreiftruppe.«
    Diamond grinste und schaute auf seinen Freund hinunter.
    »Ich meinte eher die psychologische Wirkung. Was soll ich schon über Cerasheet‐Panzerung oder Zielerfassungsradar wissen?«
    »Nicht viel, nehme ich an. Es sei denn, der alte Coyote hält sein Soldier of Fortune ‐Abo aufrecht.«
    »Er hält viele Dinge aufrecht, Brandon. Er ist auch nicht vergeßlich.«
    Cross schaute gen Himmel, mußte jedoch blinzeln, als sich der fehlende Schlaf bemerkbar machte. »Muß ich mich wieder für eine deiner typischen, totemgeleiteten, doppeldeutigen Vorahnungen wappnen?«
    Der Schwarze mußte lachen. »O Mann, Kumpel. Zynismus steht dir überhaupt nicht. Höchstens Sarkasmus.«
    Cross schloß die Augen. »Entschuldigung, aber ich habe mich für sarkastisch gehalten.«
    »Sarkasmus kommt durch die Sprache rüber, Brandon. Zynismus ist eine Lebensart.«
    »Das ist eindeutig. Ich nehme an, Eve hat dich geschickt, um mir etwas zu geben?«
    Diamond hob eine Augenbraue. »Nein, hat sie nicht. Ich wußte gar nicht, daß du in letzter Zeit mit ihr gesprochen hast.«
    »Yeah, gestern. Ich war auf der Suche nach Arbeit.«
    »Aha! Das erklärt so einiges.«
    »Und da wären wir wieder …«, seufzte Cross.
    »Ein Lüftchen hat mir deinen Namen
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