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Der Weg des Unsterblichen

Der Weg des Unsterblichen

Titel: Der Weg des Unsterblichen
Autoren: Anne Lueck
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die Augen ein wenig und lachte noch einmal auf. »Ich kenne dein Gesicht. Ich erkenne dich, auch wenn unser letztes Treffen bereits acht Jahre her ist. Du bist die Tochter von Noahn, diesem Narr.«
    Noé zuckte zusammen und ich riss meinen Kopf wieder zu meinem Vater herum. »Du warst es? Du hast ihren Vater getötet?«
    »Ich habe mir nicht die Hände schmutzig gemacht an einem Menschen, das brauchst du nicht zu denken. Aber ich war dabei. Es war die größte Razzia, die wir in diesem Gebiet je gemacht hatten, bis zu diesem Datum. So vieleDämonen auf einem Haufen, die wir alle in einem einzigen Zug vernichten konnten…was machten da schon die wenigen, menschlichen Opfer.« Er erhob sich aus seinem Sessel und trat einen Schritt näher an sie heran, aber ich stellte mich blitzschnell zwischen die beiden. Mein Vater winkte gnädig ab. »Ich habe sie damals laufen lassen, eigentlich sollte sie mir dankbar sein, dass sie nicht auf dem gleichen Scheiterhaufen gelandet ist wie ihr Vater.«
    »Du hast mich nicht laufen lassen!«, schrie Noé auf. »Azriel hat mich gerettet! Er hat alle Soldaten getötet, die versucht haben, mir weh zu tun, du hast überhaupt nichts gemacht, weswegen ich jemals im Leben dankbar sein sollte!«
    Vater zog eine seiner weiß schimmernden Augenbrauen nach oben. »Das gleiche Temperament, liegt scheinbar in der Familie. Aber du bist auch genauso unwichtig wie er.« Er wandte sich wieder an mich. »Dass du hier her gekommen bist, um mit mir zu reden, war reine Zeitverschwendung und ziemlich dumm von dir. Denn vielleicht erinnerst du dich daran, wer ich bin! Ich bin der Vorsitzende des Magistrats, ich bin derjenige, der hier die Regeln vorgibt. Ich bin das Gesetz.«
    Er grinste in wahnsinnig wirkender Manier und unwillkürlich machte ich einen Schritt von ihm weg, auch wenn ich eigentlich keine Schwäche zeigen wollte. Aber so wie er sich jetzt benahm, machte er mir wieder Angst; ich konnte nichts dagegen tun.
    Da war ich offensichtlich nicht der Einzige. Ezekeel hatte sich in die hinterste Ecke des Raumes gequetscht und beobachtete von dort, nur wenige Meter von Noé entfernt, mit großen Augen das Geschehen. Caim hingegen hielt die Arme hinter dem Rücken verschränkt und lächelte geheimnisvoll, als wüsste er genau, wie diese Situation ausgehen würde.
    Mein Vater holte tief Luft und schloss für einen Moment sinnierend die Augen, bevor er aufreizend langsam um mich herumging.
    »Hier mache ich die Veränderungen, und ich kann dir auch gleich eine vorschlagen: Du und deine kleine Freundin, ihr wandert jetzt zurück ins Gefängnis. Während sie nach Sonnenaufgang in der Menschenwelt hingerichtet wird, kannst dudich auf ein unsterbliches Leben in der Zelle freuen. Keine Aussicht auf vorzeitige Entlassung! Na, wie hört sich das an?«
    Ich fuhr wieder herum, aber Ezekeel hatte Noé schon gepackt - die erschrocken aufschrie - und warf ein siegessicheres Lächeln in den Raum, während Caim fast enttäuscht das Gesicht verzog.
    »Nero-«, schluchzte Noé, und direkt neben meinem Ohr konnte ich die Stimme meines Vaters hören: »Dachtest du wirklich, dass sich mit deinen Worten irgendetwas ändern würde?«
    Ruhig sah ich erst Noé an und wandte dann meinen Kopf wieder meinem Vater zu. »Ich hatte es ehrlich gesagt gehofft. Ich hatte gehofft, dass in deinem verbohrten Kopf die Einsicht reifen würde, nach dem, was ich zu sagen hatte.« Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht, von dem ich fürchtete, dass es eine Spur von Wahnsinn zeigte, wie ich ihn gerade noch im Gesicht meines Vaters hatte sehen können. Ähnelten wir uns vielleicht doch so sehr? »Aber so dumm, es zu glauben, war ich natürlich nicht.«
    Sein siegessicheres Lächeln verschwand in dem Moment, in dem ich blitzschnell an mein verstecktes Waffenholster an der linken Seite griff und statt des Messers meine schwarze Pistole zog. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sich der Schuss aus meiner Waffe löste; es knallte laut, und dann spritzte das Blut meines Vaters hinter ihm an die Wand. Er taumelte zwei Schritte nach hinten, die Hand an die Wunde gepresst, die seine Brust zerfetzte, und den entsetzten Blick auf mich gerichtet. »Du…«
    Mehr brachte er nicht zustande, dann brach er vor den Augen aller Umstehenden zusammen.

23
    »Ja, ich habe tatsächlich von dir gelernt.«, flüsterte ich. Dann trat ich zu ihm und beugte mich über seinen sterbenden Körper. Die Wunde saß nah an seinem Herzen, und ich wusste, dass ihm
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