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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers
Autoren: Christian Jacq
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öfter mystischen Schwärmereien, in denen er eine Rechtfertigung seiner Taten fand. Den Worten des Propheten lauschen zu dürfen, versetzte ihn in eine Art Rausch.
    »Karawane in Sicht!«, meldete ein Späher.
    »Wie viele Leute?«
    »Nur zwei: Dreizehn und unser Oberst.«
    Shab packte den Späher an der Gurgel.
    »Wann begreifst du endlich, was Hochachtung heißt, du elender Wurm! Du hast den Propheten ›Herr‹ oder ›Meister‹ zu nennen – und nicht anders. Verstanden? Andernfalls kriegst du mein Messer zu spüren.«
    Das musste er dem Kanaaniter nicht zweimal sagen. Und Shab der Krumme eilte der Karawane entgegen.
    »Unser neuer Schüler war hervorragend«, berichtete ihm der Prophet voller Anerkennung.
    »Ich habe sie alle getötet!«, rief der Junge mit vor Freude gerötetem Gesicht.
    »Glückwunsch, Dreizehn. Wenn unser Herr einverstanden ist, darfst du dafür die Beute sichten und die Verteilung vornehmen.«
    Darum ließ sich der Knabe nicht lange bitten. Kein einziger Kämpfer für den wahren Glauben würde es jetzt noch wagen, sich über seine Jugend oder seine geringe Größe lustig zu machen. Da er ein ausgezeichnetes Gedächtnis besaß, konnte er sich die Worte des Herrn besser als irgendjemand anders merken. Außerdem hatte er gerade eine ganze Menge Feinde umgebracht, ohne mit der Wimper zu zucken! Zugegeben, das waren noch keine ägyptischen Soldaten gewesen, aber mit dieser Erfahrung war Dreizehn auf dem besten Weg.
    »Von seiner Sorte könnten wir noch mehr brauchen«, bemerkte der Krumme.
    »Mach dir da mal keine Sorgen«, empfahl ihm der Prophet.
    »Sie werden in Scharen zu uns kommen.«
    Die beiden Männer zogen sich in ein Zelt zurück.
    »Alle unsere Leute aus Memphis, abgesehen von denen, die unter der Leitung des Libanesen an Ort und Stelle bleiben, sind unbeschadet in Kanaan eingetroffen«, berichtete Shab.
    »Hat er uns keine Botschaft geschickt?«
    »Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, klang sehr zuversichtlich. Keiner seiner Leute wurde festgenommen oder auch nur behelligt. Der ganze königliche Palast zittert vor Angst. Trotz der strengen Sicherheitsmaßnahmen, die der Leiter der Sicherheitskräfte, Sobek der Beschützer, angeordnet hat, weiß Pharao Sesostris, dass er jederzeit und überall Opfer eines Anschlags werden kann.«
    Der Prophet ließ seinen Blick in die Ferne schweifen, so als suchte er dort nach einem Zeichen.
    »Dieser König kennt keine Angst. Er verfügt über enorme Kräfte und ist und bleibt unser größter Gegner. Alles, was er unternimmt, ist für uns gefährlich. Nach und nach müssen wir seine sichtbaren und unsichtbaren Schutzvorkehrungen zerstören und können unseren Sieg erst an dem Tag verkünden, an dem er selbst und das Pharaonentum, dessen irdischer Stellvertreter er ist, ausgelöscht sind. Unsere Aufgabe ist äußerst schwierig, wir werden einige Schlachten verlieren, und zahlreiche Gläubige müssen ihr Leben lassen.«
    »Kommen sie dann nicht in den Himmel, Herr?«
    »Doch, natürlich, mein tapferer Freund! Aber an uns ist es, sie ständig in ihrem Siegeswillen zu bestärken, unabhängig von allen Hindernissen und Enttäuschungen. Und was die Verräter, die Feiglinge und die Wankelmütigen betrifft – sie müssen gezüchtigt werden.«
    »Ihr wisst, dass Ihr auf mich zählen könnt, Herr.«
    »Gibt es nichts Neues von Schiefmaul?«
    Als Anführer einer Truppe, die Sesostris hätte im Schlaf ermorden sollen, hatte der Söldner schrecklich versagt. Als er feststellen musste, dass er mit seinem Unternehmen gescheitert und seine Männer dabei alle getötet worden waren, war er geflohen.
    »Nein, Herr, nichts Neues.«
    »Schiefmaul kannte diesen Treffpunkt hier. Sollte er gefasst worden sein und ausgepackt haben, wären wir in größter Gefahr.«
    »Nachdem wir ja nur noch auf ihn warten, könnten wir uns doch auch auf den Weg zu unserem zweiten Treffpunkt machen. Dort wollen mehrere Stämme der Kanaaniter zu uns stoßen.«
    »Einverstanden, kümmere dich sofort um die Vorbereitungen für unseren Aufbruch.«
    Der Prophet hielt die Kanaaniter für Angsthasen und Großmäuler, trotzdem schienen sie ihm zur Verwirklichung seines Plans unerlässlich, mit dem er den Pharao dazu bringen wollte, verhängnisvolle Fehler zu begehen. Zwischen den Städten und Dörfern, innerhalb der Städte und Dörfer und zwischen den einzelnen aufrührerischen Gruppen und Stammesführern der Kanaaniter gab es nichts als Unordnung, Verleumdung und Ränkeschmiede. Der
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