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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Katz Krefeld
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auf die Vorbereitung oder Unterstützung eines Terrorangriffs standen, schienen den Jungen nicht zu beeindrucken. Auch gegen sogenannte Jungenstreiche wurde in diesem Kontext mit äußerster Härte vorgegangen.
    » Ich glaube, ich verstehe dich«, sagte Storm und beugte sich auf dem Stuhl vor.
    Hassan schnaubte. » Das glaube ich kaum.«
    » Warum glaubst du nicht, dass ich dich verstehe?«
    » Warum sollte ein Bulle irgendwas von dem verstehen, was der Prophet verkündet?«
    Storm schüttelte den Kopf. » Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich glaube, ich verstehe, warum du so zornig bist.«
    » Wer sagt denn, dass ich zornig bin?«
    Storm lächelte. » Das liegt doch auf der Hand. Ich fände es auch nicht so lustig, mit meinen drei kleinen Geschwistern in einem Zimmer wohnen zu müssen, mit einem Vater, der über alles klagt, und einer Mutter, die meine persönlichen Dinge durchsucht. Eltern können manchmal ziemliche Idioten sein.«
    Hassan nickte.
    » Und ich weiß genau, wie verdammt schwer man es mit den Mädels hat, wenn man achtzehn ist, da spielt die Religion überhaupt keine Rolle.«
    Es klopfte an der Tür. Henrik kam herein und zeigte vielsagend auf sein Handy.
    Storm blickte auf. » Einen Moment noch. Aber Hassan, es bringt nichts, wenn man schreibt, dass man bereit sei, sich in Stücke reißen zu lassen. Erst recht nicht, wenn das Strafmaß für so etwas zwölf Jahre Gefängnis ist.«
    Hassan zuckte die Schultern.
    » Könntest du ihr nicht stattdessen ein paar Smileys oder einen Blumenstrauß schicken?«, schlug er ironisch vor.
    Hassan biss sich in die Wangen, um nicht lächeln zu müssen.
    » Es ist wichtig!«, sagte Henrik zu Storm.
    Storm ignorierte ihn, zog einen Kugelschreiber und einen Notizblock aus der Tasche. » Ich schreibe dir eine Nummer auf.«
    » Ich will nicht die Nummer von einem Bullen.«
    » Natürlich willst du sie nicht haben, wenn all deine Talibanfreunde zum Tee kommen. Das hier ist die Nummer eines guten Freundes. Er heißt Ebrahim und ist Imam.«
    Hassans Gesicht leuchtete auf. » Ebrahim aus der Moschee? Der Ebrahim, der Mullah Udeen zu uns eingeladen hat?«
    Storm riss den Zettel ab und gab ihn Hassan. » Ja, das war nicht gerade eine seiner besten Ideen, aber normalerweise ist er sehr vernünftig. Warum redest du nicht mal mit ihm? Der hat ein bisschen mehr zu bieten als die Leute in der Azra-Moschee.«
    Hassan betrachtete die Nummer und nickte. Storm wusste nicht, ob er ihn erreicht hatte. Aber dieses vorbeugende Gespräch hatte auch einem anderen Zweck gedient. Es sollte den Islamisten in Hassans Freundeskreis ein Signal senden, dass sie unter Beobachtung des Geheimdienstes standen. Was in der Regel dazu führte, dass sie sich zurückhielten. Diese Methode hatte sich schon früher bewährt, und Storm hoffte, dass sie Hassan retten konnte.
    » Es ist wirklich sehr, sehr dringend!« Henriks Stimme zitterte, was sie nie zuvor getan hatte.
    Storm stand auf. » Was ist passiert?«, fragte er und nahm das Handy.
    » Was wir alle befürchtet haben.«
    Storm trat das Gaspedal durch und brachte den Audi auf hundertsiebzig Stundenkilometer. Die Autos vor ihm fuhren hektisch an den Seitenstreifen, um Platz zu machen. Alle verfügbaren Einsatzkräfte waren alarmiert.
    » Wer ist vor Ort?«
    Henriks Hand krampfte sich so fest um den Haltegriff über ihm, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. » Tom mit den Ermittlern und drei Sprengstoffexperten. Außerdem Niels und die Techniker. Plus die halbe Kopenhagener Polizei.«
    Sie kamen zum Holmens-Kanal und fuhren bis zur Polizeiabsperrung am Königlichen Theater. Der Rauch des betroffenen Gebäudes auf der anderen Seite des Platzes stieg als dunkle Säule in den Himmel. Storm drückte auf die Hupe, als die Beamten keine Anstalten machten, die Absperrung zu entfernen, und sie nur böse anglotzten. Er fuhr bis zum Absperrband, sodass die Beamten sich beeilen mussten, es zu entfernen, damit es nicht weggerissen wurde.
    Storm gab Gas, fuhr am Theatereingang vorbei in Richtung Nyhavn.
    » Ach, du Scheiße!«, rief Henrik unwillkürlich aus, als sie das zerstörte Gebäude erblickten. Die Fassade war verschwunden. Die mittleren Stockwerke waren eingestürzt und lagen in Trümmern übereinander.
    Vor dem Gebäude hatten die Polizei- und Rettungsfahrzeuge einen Halbkreis gebildet. Storm parkte fünfzig Meter entfernt vor der französischen Botschaft und stieg aus. Es hing ein bestimmter Geruch über dem Platz – nach Staub und dem
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