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Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der wahre Feind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Wissen wir schon, ob es sich um einen Selbstmordattentäter handelt?«
    » Nein, Leichenreste haben wir jedenfalls noch nicht gefunden«, entgegnete Laybourne und zeigte nach hinten auf das Wrack. » Könnte natürlich sein, dass sich noch etwas unter der Kiste befindet.« Er lächelte leutselig.
    Storm verzog keine Miene.
    » Seht zu, dass ihr Overalls über die Uniformen zieht, damit ihr den Tatort nicht verunreinigt, und fragt die Techniker, wo ihr euch bewegen dürft.« Storm wandte sich an Tom. Er hatte einen Verdacht, wer hinter dieser Aktion stecken konnte. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis irgendeine radikale islamistische Gruppierung die Verantwortung für den Anschlag übernehmen würde. Allerdings wollte er nicht solange warten.
    » Tom, ruf die Antiterrorleute vom CTA an und bitte sie, uns ein paar Bilder von den üblichen Verdächtigen rüberzuschicken. Von Mahmood und seiner Zelle. Und von den Dreien aus Tingbjerg. Zeig die Bilder den Zeugen im Bus. Vielleicht erkennen die jemanden wieder.«
    Tom zögerte einen Augenblick. » Brauchen wir nicht einen richterlichen Beschluss, um dieses Material zur Identifizierung zu benutzen?«
    » Den Papierkram holen wir später nach.«
    Storm drehte sich um und ließ den Blick über den Platz schweifen. Er blickte zum Hotel D’Angleterre und weiter zum altehrwürdigen Kaufhaus Magasin du Nord hinüber. » Wie viele Kameras gibt es hier?«
    » Die französische Botschaft hat zwei an ihrer Fassade«, antwortete Niels. » Das D’Angleterre dürfte ebenfalls ein paar haben. Außerdem verschiedene Geschäfte und auch dort drüben, am Strøget. Mit etwas Glück kriegen wir zehn Kameras zusammen, die alle in Richtung Straße zeigen.«
    » Wir brauchen sämtliche Aufnahmen. Und zwar noch heute, ehe irgendwas gelöscht wird.«
    Niels nickte. » Meine Leute werden sich darum kümmern.«
    Henrik blickte kopfschüttelnd zu den Schuttbergen hinüber, aus denen die Rettungskräfte eine weitere Leiche bargen. » Wer zum Teufel bringt so was nur fertig?«
    » Das sollten wir eigentlich vorher wissen.«
    Storm warf einen Blick auf sein Handy. Viel zu viele unbeantwortete Anrufe. Alle wollten sie ihn sprechen, und das aus gutem Grund. Er befand sich im Auge des Sturms. Er war derjenige, der alles hätte voraussehen und die Katastrophe verhindern sollen. Er bat Henrik, vor Ort zu bleiben und Niels zu unterstützen. Er selbst wollte nach Søborg zum Rest der Antiterrorgruppe zurückkehren.
    Als er sein Auto erreichte, wurde ihm plötzlich schwindelig. Er musste sich an der Kühlerhaube abstützen. Er krümmte sich zusammen und erbrach alles, was er an diesem Morgen gegessen hatte. Die Magenkrämpfe ließen ihn nach Luft schnappen. In den letzten drei Jahren, seit er die Abteilung für Terrorismusbekämpfung leitete, hatte er stets versucht, das zu verhindern, was jetzt geschehen war. Hatte jede noch so kleine Bewegung in der Szene registriert, noch die schwächste Strömung wahrgenommen, sich tagtäglich abgerackert. Hatte selbst die Observierung übernommen, wenn sie einen konkreten Verdacht hatten. Hatte zahlreiche präventive Gespräche geführt, eine persönliche Beziehung zu den Imamen aufgebaut, die ihren Schäfchen vorstanden. Nach früheren Terroraktionen hatte er die Zügel angezogen, vorbeugende Maßnahmen ergriffen und eine Reihe von gefährlichen Situationen entschärft. Hatte dafür gesorgt, dass es bei der aggressiven Rhetorik der Scharfmacher geblieben war. Doch diesmal hatte er versagt. Jetzt war die Bombe sprichwörtlich geplatzt. Er war entsetzt, fühlte sich aber auch in gewisser Hinsicht erleichtert. Die Erleichterung konnte er sich nicht erklären. Er blickte sich verstohlen um, während er sich den Mundwinkel abwischte. Glücklicherweise hatte ihn niemand gesehen.

5
    Im Konferenzraum, der im dritten Stock der Geheimdienstzentrale am Klausdalsbrovej lag, traf sich Storm mit den Kollegen von der Ermittlungseinheit.
    Sie gingen die letzten Daten des CTA durch. Seit dem Terrorangriff vor drei Tagen hatten sie alle nahezu rund um die Uhr gearbeitet. Die meisten von ihnen, die sich um den ovalen Tisch versammelt hatten, waren völlig ausgelaugt. Er selbst hatte nur wenige Stunden auf dem Sofa in seinem Büro geschlafen. Er hatte es nicht fertiggebracht, nach Hause zu fahren, stattdessen hatte er seine Frau Helle gebeten, ihm mit dem Taxi frische Wäsche zu schicken. Storms Abteilung für Terrorismusbekämpfung gewann allmählich einen Überblick über die
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