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Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)

Titel: Der Vorfahr: Eine Seele in der Steinzeit (German Edition)
Autoren: Günter W. Hohenester
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hinüber und hielt die Öffnung der Schweinsblase in die Strömung. Im Schatten des Steines spiegelte sich mein Gesicht auf der Wasseroberfläche. Mein gesundes Auge starrte mir entgegen. Das andere stand blicklos daneben. »Ein Nachkomme des großen Od, musst du sein«, hatte der Schamane gesagt. »Alle seine Nachkommen haben ein Auge für die äußere Welt und eines für die innere Sicht der Dinge. Od ist ein Bote des großen Sterns. Vor unendlicher Zeit wurde er uns gesandt. Es geschah bald nach jener Zeit, zu der die, »Die Bestraft Wurden« auf unserer Erde landeten. Es waren Weiber, die von einem Stern hinter den Sternen kamen. Sie bedienten sich der Körper der Affen in den Wäldern, um ihren Seelen Zukunft zu geben. Sie gebaren Kinder. Diese paarten sich miteinander. So zeugten sie unsere Vorfahren. Zu ihnen wurde Od gesandt.«
    Zwischen den Steinen neben dem Spiegelbild meines Gesichts bewegte sich etwas. Zwei Forellen schwammen nebeneinander hin und her. Ich beugte mich vorsichtig zurück und zog behutsam die mit Wasser gefüllte Schweinsblase auf den Felsen. Jetzt hatte ich beide Hände frei. Ohne einen Schatten zu erzeugen, bewegte ich sie bis kurz über die Wasseroberfläche. Ich wartete. Die Fische kamen nach oben. Ich packte zu. Alle beide hatte ich erwischt. Sie zuckten in meinen Händen und versuchten sich zu befreien. Aber ich hatte sie fest im Griff. Mit einem großen Satz sprang ich an Land. Ich tötete sie blitzschnell, ohne ihnen wehzutun. Dann kniete ich nieder und entschuldigte mich bei ihnen. Danach drehte ich mich zum Fluss herum und bat alle Fische in ihm, zwei unter ihnen auszuwählen, die bereit waren den Seelen der Getöteten Unterkunft in ihren Köpfen zu gewähren, bis diese sich für ein neues Leben entschieden hätten. Es war nicht gut, wenn die Seelen von Getöteten heimatlos herumirrten. Sie konnten neidisch werden und Schabernack treiben mit denen die in Körpern lebten.
    Ich nahm die Fische aus. Die beiden Vögel des Od hüpften heran. Ich hielt die Köpfe der Fische hoch. Die Vögel ließen meine Hände nicht aus den Augen.
    »Ihr könntet mir einen Gefallen tun», sagte ich. Die beiden wichen krächzend zurück. »Ihr könntet euch auf den Weg machen und nachsehen was Yrsig, die den Weg des Schamanen geht, gerade macht.«
    »Wir sollen dir einen Weg zeigen, nicht einen für dich machen!« Der mit dem rötlichen Schimmer krächzte entrüstet.
    Ich nahm beide Fischköpfe in eine Hand und hielt sie dem mit dem bläulichen Schimmer hin. Er legte den Kopf schief und kam langsam näher. »Na gut«, sagte er dann, »ich mach's.«
    Ich warf ihm die Köpfe zu. Der andere bekam die Eingeweide. Sie schleppten ihre Anteile zu dem verdorrten Baum und fraßen. Dann sah ich den Bläulichen aufsteigen und davonfliegen.
    Die Fische mussten gebraten werden. Ich schlug mit meinem Feuerstein einen Funken in ein wenig Werg, welches ich immer bei mir trug, und pustete eine winzige Flamme heraus. Mit ihr entfachte ich auf einem flachen Stein ein kleines Feuer. Ich legte Reisig und kleine Zweige nach und wartete eine Weile. Dann löschte ich das Feuer. Die Asche wischte ich vom Stein. Danach legte ich die Fische auf die heiße Fläche. Ich roch ihren Duft. Geduldig sah ich zu, wie sie brutzelten. Erst als sie gar waren aß ich sie. Aus der Schweinsblase trank ich das frische Wasser dazu. Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich wurde müde. Gähnend sank ich rücklings ins Gras. Die Augen fielen mir zu. Mein Körper und mein Geist ruhten. Da raschelte und knatterte etwas hinter meinem Kopf. Der Bläuliche war wieder da.
    »Was macht sie? Wie geht es ihr? Los. Erzähl!«
    Der Bläuliche zupfte sein Gefieder zurecht.
    »Sie sitzt am Teich der Illusionen», sagte er.
    »Was macht sie da?«
    »Was soll sie machen? Sie schaut hinein.«
    »Und?«
    »Was, und?«
    »Was sieht sie? Was tut sie? Wie geht es ihr?«
    Der Bläuliche legte seine Flügel glatt an den Körper. Er stolzierte gravitätisch vor mir hin und her. Dann blieb er stehen und sah mich spöttisch von der Seite an.
    »Es geht ihr gut. Sie sieht Männer, die sich prügeln. Einer, mit dunklen Kuhaugen im weichlichen Gesicht und rotbraunen Haaren gefällt ihr besonders. Sie will so sein wie er. Er gewinnt immer. Es ist ein Spiel. Sie ist sehr aufgeregt. Ihr Mund steht offen. Aus ihrer Hand tropft Beerensaft. Sie hat die Beeren vergessen und sie zerdrückt, statt sie zu essen.«
    Ich war bestürzt. Meine Yrsig, die bei Homöopatha das Heilen gelernt
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