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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist
Autoren: Rose M J
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ins Allerheiligste geleitete, sagte sie einige Worte zum Hintergrund. „Die Gesellschaft für Erinnerungsforschung wurde im Jahr 1809 gegründet. Ziel war das Studium der Werke des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall. Er gehört zu den Männern, die im späten 18. Jahrhundert hauptsächlich für die Verbreitung morgenländischer Lehren in Europa verantwortlich waren. Sind Sie mit diesen Fakten vertraut?“
    „Ich bin bei meinen Reisevorbereitungen über einige Informationen über die Gesellschaft der Memoristen gestolpert. Ich bin keineswegs ein Experte.“
    „Bei der Beerdigung haben Sie gesagt, dass Sie für das FBI arbeiten. Aber Sie haben nicht erwähnt, dass Sie für Kunstraub zuständig sind.“
    „Nein, das habe ich nicht.“ Es überraschte ihn nicht, dass sie es herausgefunden hatte. Sein Name und sein Zuständigkeitsbereich waren in etlichen Artikeln über den Vorfall in dem Konzertsaal gefallen. Im Art Crime Team, kurz ACT, arbeiteten nur elf FBI-Agenten. Sie alle bemühten sich, sowohl ihre echten als auch ihre verdeckt operierenden Identitäten aus den Medien herauszuhalten. Nur ein veröffentlichtes Foto konnte auffliegen lassen, was in jahrelanger Arbeit aufgebaut worden war.
    „Erzählen Sie mir, wie Ihr Team normalerweise vorgeht.“
    „Wir ermitteln bei Diebstahl von Kunstgegenständen, die entweder aus Museen oder auch aus privaten Sammlungen gestohlen wurden. Und wir sind zuständig für Auktionsbetrug und Kommissionsbetrug bei Geschäften zwischen Galerien und Kunsthändlern. Bei internationalen Anfragen werden wir oft auch hinzugezogen, wenn es um Kunstwerke geht, die im Ausland gestohlen wurden. Oder bei Artefakten, die aus Plünderungen von archäologischen Grabungen stammen.“
    „Und was genau hat Sie nach Wien gebracht?“
    „Das darf ich nicht sagen.“
    Sie nickte nur und begann übergangslos, die Architektur des Gebäudes zu beschreiben. „Alles, was Sie hier sehen, ist original so, wie es ursprünglich gebaut und eingerichtet wurde. Wir haben natürlich Renovierungen vorgenommen, aber alles wurde im Originalzustand belassen.“
    Sie kamen an Säulen vorbei, die den Sitzungssaal wie Wachtposten säumten. Ein Wandgemälde, der altägyptische Mythos von Isis und Osiris, zog sich über sämtliche Wände. Der Boden war mit einem Teppich in strahlenden Schmucksteinfarben bedeckt. Über ihnen tat sich eine kuppelförmige Decke auf, kobaltblau wie der Nachthimmel. Kleine Spiegel, die das Licht von unten reflektierten, glitzerten wie echte Sterne. Überall standen schimmernde Kultgegenstände und spirituelle Artefakte herum. Es waren so viele, dass er sie nicht alle erfassen konnte.
    Aldermann stellte ihn keinem der Mitglieder des Bundes vor, doch alle schauten neugierig oder auch argwöhnisch zu ihnen herüber.
    „Die Gründungsväter der Gesellschaft waren besonders an Reinkarnation interessiert“, erzählte Aldermann weiter. „Vom Glauben an Wiedergeburt ist in den erst vor Kurzem entdeckten hinduistischen Shruti-Schriften die Rede, in den Lehren der jüdischen Kabbala, den Mysterienschulen des alten Ägypten, bei den griechischen Philosophen und in der christlichen Lehre vor dem fünften Jahrhundert nach Christus. Und hier ist unsere Bibliothek“, sagte sie mit perfektem Timing, als sie die Türschwelle zum nächsten Raum erreichten.
    Dieser Saal war kleiner als die repräsentativen Räume, wie bei ihnen gab es auch hier keine Fenster. Im Licht der Wandleuchter erkannte er, dass an allen vier Wänden Regale standen, vollgestopft mit Büchern, die einen leicht muffigen Geruch verbreiteten.
    Dr. Aldermann zog die Tür hinter ihnen zu und verschloss sie dann mit einem Schlüssel, der an einer goldenen Kette umihren Hals hing. Es klickte zweimal. Sie drückte sogar die Klinke, offensichtlich um sicherzugehen, dass die Tür wirklich abgeschlossen war. Der FBI-Agent fragte sich, ob ihre Paranoia wirklich berechtigt war oder eine Überreaktion auf die Ereignisse der letzten Tage.
    „Bitte setzen Sie sich!“ Sie zeigte auf eine Gruppe von Ledersesseln. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“
    „Gerne ein stilles Wasser.“
    Die aufwendig geschnitzte Bar stand voller Kristallkaraffen und schweren Gläsern, die im weichen Licht glitzerten. Dr. Aldermann füllte ein hohes Glas mit Wasser und schenkte sich selbst einen Fingerbreit von einer goldenen Flüssigkeit ein. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie so spät noch vorbeigekommen sind.“ Sie ließ
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