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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)
Autoren: Frank Patalong
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von Überflügen der nächtlichen Erdkugel im Zeitraffer. Beeindruckend sind die irrisierenden, in Neonfarben wabernden Nordlichter, das Feuerwerk der Blitze in Gewitterwolken – nicht zuletzt aber auch der Blick auf unsere Ballungsräume: Nordamerika und Europa sehen da im Sinn des Wortes aus, als würden sie brennen. Lichterloh und flächendeckend.
    Spektakuläre Überflugbilder der Raumstation ISS : Der italienische Stiefel liegt Nachts wie ein hell glühender Wurm in der Adria. Die Regionen Rom und Mailand strahlen, als brenne das Land.
    Selbst in den ärmsten Ecken der Welt kann man zumindest die Linien und Konturen der Küsten bei Nacht als Lichtstreifen ausmachen. Es hat nicht lange gedauert, bis wir die Nacht durch einen künstlichen Tag ersetzt haben.
    Begonnen hat dieser Umbruch bereits in der Antike, als sich zumindest die größten Metropolen mit Fackeln und Öllampen gegen die Finsternis stemmten – vor allem in dem Versuch, der nächtlichen Kriminalität beizukommen. Systematisch beleuchtet wurden Stadtstraßen zuerst in Frankreich, wo Mitte des 17. Jahrhunderts ein geplantes Netz von Öl-, Petroleum-und bald auch vereinzelten Gaslampen in Betrieb genommen wurde.
    Diese begannen allerdings erst am späten Ende des 18. Jahrhunderts Fuß zu fassen. Anfang des 19. Jahrhunderts verdrängten sie die Wal-Tranlampe als vorherrschende Beleuchtungstechnik – eine Tatsache, der wir vielleicht verdanken, dass es heute überhaupt noch Wale gibt. Kohlegas schien anschließend die Technik der Zukunft, welches erst im 20. Jahrhundert zunehmend durch Erdgas ersetzt wurde. Beleuchtung im öffentlichen Raum blieb tatsächlich bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem Gasbeleuchtung.
    Und das, obwohl Mitte des 19. Jahrhunderts bereits eine Alternative aufschien. 1844 berichtete das Polytechnische Journal unter der Überschrift »Ueber Anwendung der galvanischen Elektricität zur Beleuchtung« über die neue Technik:
    Das Licht, welches im luftleeren Raume beim Begegnen der beiden Elektricitäten entsteht, ist nach Versuchen von Deleuil ( …) so stark wie jenes von 63 gewöhnlichen Gasbrennern, oder von 572 Stearinkerzen. ( …) Nachdem der Strom hergestellt war, entstanden zwischen den beiden Kohlenspizen elektrische Funken, welche eine solche Lichtintensität hatten, daß man in einer Entfernung von 300 Metern ohne Anstrengung lesen konnte. Das in der Nähe befindliche Gaslicht wurde durch diese Lichterscheinung ganz verdunkelt.
    Der Autor bezieht sich hier auf elektrische Entladungen hoher Spannung zwischen Kohleleitern – das dabei entstehende Blitzgewitter ist eher mit den Blitzlichtern von Fotoapparaten als mit dem Licht der heutigen Glühbirne zu vergleichen. Frühe experimentelle Leuchtelemente erreichten mitunter beeindruckende Größen und Lichtstärken – noch war die Technik nicht reif, in den Häusern oder auf den Straßen eingesetzt zu werden. Es sollte jedoch nicht mehr lange dauern. In den folgenden Jahren gab es eine ganze Fülle von Patentanmeldungen, mit denen die elektrische Beleuchtungstechnik verbessert werden sollte, darunter mindestens drei verschiedene Konstruktionsformen von Glühbirnen – die erste hatte James Brown Lindsay bereits 1835 vorgestellt.
    Die Geschichte zeigt ganz nebenbei, dass Thomas Alva Edison wie viele andere ihm zugeschriebene Dinge auch die Glühbirne keineswegs erfunden hatte: Edison war ein großer Verbesserer bestehender Konzepte, die er dann gewinnbringender als jeder andere vermarktete – eine Art Steve Jobs des 19. Jahrhunderts. Edison patentierte seine Glühbirne erst 1881 – fast 50 Jahre nach dem ersten Prototypen, den Lindsay ungefähr 13 Jahre vor Edisons Geburt vorstellte.
    In einer Hinsicht hatte sich in den 50 Jahren wenig getan: In der Straßenbeleuchtung tat sich die Edison-Birne so schwer wie ihre Vorgänger, obwohl Edison sich bemühte, auch das dafür notwendige Stromnetz aufzubauen. Gaslicht-Infrastrukturen gab es überall, verlässliche Stromnetze hingegen nicht. Bis ins 20. Jahrhundert blieb die Stromversorgung lokal und regional organisiert, mit deutlichen Unterschieden und klaffenden Versorgungslücken. Der Stromversorgung der Häuser hingegen ebnete die elektrische Beleuchtung den Weg – traf sie doch nicht nur auf Begeisterung, sondern veränderte das gesamte gesellschaftliche Leben.
    Das Unternehmen AEG rechnete Watt in Kerzen um, damit man sich die neue Helligkeit auch vorstellen konnte
    Die Abende wurden länger, und das war nicht alles.
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