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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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die Luft empor, die Quarzpfeile in der linken Hand haltend.
    Er hörte Theleb K'aarnas Lachen von unten. Er sah, wie sich die monströsen Wesen unaufhaltsam den Mauern näherten. Plötzlich gingen die Tore auf, und eine Gruppe Reiter erschien. Kein Zweifel - sie wollten sich opfern, um Tanelorn zu retten, und Rackhir hatte keine Zeit gehabt, sie von Elrics Neuigkeiten zu verständigen.
    Die Reiter galoppierten auf die Reptilienmonster aus Pio zu und schwenkten dabei Schwerter und Lanzen, und ihre Schreie gellten zu Elric empor. Die Ungeheuer brüllten und öffneten die gewaltigen Mäuler, ihre Herren richteten die verzierten Waffen auf die Reiter aus Tanelorn. Flammen zuckten aus den Mündungen, und die schreienden Reiter wurden von der grellen Hitze verschlungen.
    Entsetzt drückte Elric den Metallvogel in die Tiefe. Und endlich entdeckte Theleb K'aarna ihn, zügelte sein Pferd und riß die Augen auf vor Angst und Zorn. »Du bist tot! Du bist tot!«
    Die gewaltigen Flügel schlugen durch die Luft, während der Vogel über Theleb K'aarnas Kopf schwebte. »Ich lebe, Theleb K'aarna, und ich bin gekommen, um dich endlich zu vernichten! Gib mir Myshella.«
    Ein berechnender Ausdruck huschte über das Gesicht des Zauberers. »Nein. Wenn du mich vernichtest, kommt sie mit um. Wesen von Pio - richtet eure volle Kraft gegen Tanelorn! Macht es dem Erdboden gleich, zeigt diesem Dummkopf, was wir vermögen!«
    Alle Reptilienreiter richteten ihre seltsam geformten Waffen auf Tanelorn, auf dessen Zinnen Rackhir, Mondmatt und die anderen warteten.
    »Nein!« rief Elric. »Ihr könnt nicht...«
    Etwas blitzte an den Zinnen. Dort wurden endlich die Banner aus Bronze entrollt. Und mit jedem Banner, das sich öffnete, funkelte ein reines goldenes Licht auf, bis sich entlang der ganzen Linie der Zinnen eine gewaltige Mauer aus Licht erstreckte, so grell, daß man nicht einmal mehr die Banner sehen konnte oder die Männer, die sie hielten. Die Wesen aus Pio zielten mit ihren Waffen und schickten Feuerströme gegen die Lichtbarriere, die den Angriff zurückwies.
    Theleb K'aarnas Gesicht war rot vor Zorn. »Was ist das? Unsere irdische Zauberei vermag gegen die Macht von Pio nichts auszurichten!«
    Elric lächelte grimmig. »Dies ist nicht unsere Zauberei - sondern eine andere, die der von Pio durchaus widerstehen kann. Theleb K'aarna, liefere mir Myshella aus!«
    »Nein, du bist nicht so geschützt wie Tanelorn. Ihr Wesen von Pio - vernichtet ihn!«
    Und als sich die Waffen auf ihn richteten, schickte Elric den ersten Quarzpfeil auf den Weg. Die Waffe traf ihr Ziel - sie landete direkt im Gesicht des vordersten Reptilienreiters. Ein schrilles Jaulen drang aus dem Hals des Wesens, das die mit Häuten verwachsenen Hände an den Pfeil hob, der sich in sein Auge gebohrt hatte. Das Reittier des Getroffenen stieg auf die Hinterhand, denn es war offensichtlich, daß sich diese Wesen kaum zähmen ließen. Es wandte sich von dem grellen Licht Tanelorns ab und galoppierte in die Wüste hinaus, während ihm der tote Reiter vom Rücken rutschte. Ein Feuerstrahl zischte dicht an Elric vorbei, und er mußte den Vogel höher ziehen, wobei er gleichzeitig einen zweiten Pfeil schleuderte, der sich in das Herz eines Reiters bohrte. Wieder ging das große Reptil durch und folgte seinem Artgenossen in die Wüste. Aber es gab noch zehn weitere Reiter, die nun alle ihre Waffen gegen Elric richteten, wenn sie auch Mühe mit dem Zielen hatten, da die Ungeheuer unruhig wurden und den beiden geflohenen Tieren nachstrebten. Elric überließ es dem Metallvogel, dem Hin und Her der zuckenden Strahlen auszuweichen, und schleuderte einen dritten und vierten Pfeil. Seine Kleidung und sein Haar waren bald versengt, und er erinnerte sich an das Abenteuer, bei dem er den Vogel über das Kochende Meer geflogen hatte. Ein Teil der rechten Flügelspitze des Wesens war abgeschmolzen, und es flog ein wenig unsicher. Doch wie zuvor gewann es an Höhe und stürzte sich wieder auf die Tiere, und immer wieder schleuderte Elric Quarzpfeile in die Reihen der Wesen aus Pio. Plötzlich waren nur noch zwei Gegner übrig, die sich zur Flucht wandten, denn an der Stelle, an der Theleb K'aarna gestanden hatte, wallte nun eine Wolke aus grellblauem Rauch auf. Elric warf die letzten Pfeile hinter den Reptilien aus Pio her und traf die Reiter in den Rücken. Im Sand verstreut lagen die Leichen seiner Gegner.
    Der blaue Rauch hatte sich verzogen, und Theleb K'aarnas Pferd stand an der Stelle.
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