Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
sondern auch die Felsen, die das Gebilde eingeschlossen hatten.
    Endlich holte er sie ein, kurz bevor sie die Mauern Tanelorns erreichten. Elric erblickte Krieger auf den Mauern.
    Die gewaltigen Reptilien-Ungeheuer trugen ihre gleichermaßen abstoßenden Herren auf dem Rücken. Ihre Klauen hinterließen tiefe Spuren im Sand. Und Theleb K'aarna ritt auf einem kastanienbraunen Hengst an der Spitze - und quer vor seinem Sattel lag etwas.
    Im nächsten Augenblick zuckte ein Schatten über Elric dahin, und er hob den Kopf. Es war der Metallvogel, der Myshella fortgetragen hatte. Doch niemand saß im Sattel. Das Wesen kreiste über den Köpfen der dahinstapfenden Reptilien, deren Lenker ihre seltsamen Waffen hoben und zischende Feuerstreifen auf den Vogel richteten und auf diese Weise höher jagten. Warum war der Vogel hier und nicht Myshella? Immer wieder stieß das Wesen einen seltsamen Schrei aus, und Elric erkannte, woran ihn dieser Schrei erinnerte - an das jammervolle Klagen eines Muttervogels, deren Junge in Gefahr sind.
    Er starrte auf das Bündel vor Theleb K'aarnas Sattel und erkannte plötzlich, was es sein mußte. Myshella! Zweifellos hatte sie Elric für tot gehalten und den Versuch gemacht, sich gegen Theleb K'aarna zu stellen, doch sie war besiegt worden.
    Zorn brodelte in dem Albino auf. Sein abgrundtiefer Haß auf den Zauberer regte sich wieder, und seine Hand berührte das Schwert. Aber dann blickte er wieder auf die verwundbaren Mauern Tanelorns, auf seine mutigen Gefährten auf den Zinnen, und er wußte, daß er vor allem ihnen helfen mußte.
    Aber wie sollte er die Mauern erreichen, ohne daß Theleb K'aarna ihn sah und vernichtete, ehe er seinen Freunden die Banner aus Bronze bringen konnte? Er machte Anstalten, sein Pferd anzuspornen, und hoffte auf sein Glück. Im nächsten Moment glitt wieder ein Schatten über seinen Kopf, und er erkannte, daß es der Metallvogel war, der nun sehr tief dahinflog und in dessen Augen so etwas wie Qual stand. Er hörte die Stimme: »Prinz Elric! Wir müssen sie retten!«
    Er schüttelte den Kopf, als der Vogel im Sand landete. »Zuerst muß ich Tanelorn retten.«
    »Ich helfe dir«, sagte der Vogel aus Gold und Silber und Messing. »Steig in meinen Sattel.«
    Elric warf einen Blick auf die fernen Ungeheuer, aber deren Aufmerksamkeit war voll auf die Stadt gerichtet, die sie vernichten wollten. Er sprang von seinem Pferd, ging durch den Sand und stieg in den Onyxsattel des Vogels. Die Flügel begannen zu knirschen, und voller Schwung erhob sich das Wesen in den Himmel und wandte sich Tanelorn zu.
    Neue Feuerstreifen zischten ringsum, doch der Vogel flog im Zickzack und wich den Geschossen aus. Sie senkten sich der Stadt entgegen und landeten auf den Zinnen.
    »Elric!« Mondmatt lief den Wehrgang entlang. »Man hat uns gesagt, du wärst tot!«
    »Wer hat das behauptet?«
    »Myshella und Theleb K'aarna, als er unsere Kapitulation verlangte.«
    »Vermutlich konnten nur sie das glauben«, meinte Elric und trennte die Stäbe, um die die dünnen Bronzebleche gerollt waren. »Hier, nehmt die. Man hat mir gesagt, sie helfen euch gegen die Reptilien aus Pio. Entrollt sie an den Mauern. Sei gegrüßt, Rackhir.« Dem erstaunten Roten Bogenschützen reichte er eines der Banner.
    »Du willst nicht mit uns kämpfen?« fragte Rackhir.
    Elric blickte auf die zwölf schlanken Pfeile in seiner Hand. Jedes Geschoß war aus buntem Quarz geschnitzt, so vollkommen, daß sogar das Gefiederte echt aussah. »Nein«, antwortete er, »ich hoffe, Myshella vor Theleb K'aarna zu retten -außerdem kann ich diese Pfeile aus der Luft besser einsetzen.«
    »Myshella schien den Verstand zu verlieren bei der Vorstellung, daß du tot wärst«, sagte Rackhir. »Sie schickte etliche Zauberwesen gegen Theleb K'aarna in den Kampf - aber er rächte sich. Zuletzt schleuderte sie sich aus dem Sattel des Vogels, den du da reitest - sie warf sich nur mit einem Messer bewaffnet auf ihren Gegner. Aber er überwältigte sie und hat gedroht, sie zu töten, wenn wir uns nicht ohne Gegenwehr ergeben. Ich weiß, er wird Myshella auf jeden Fall töten. Trotzdem habe ich in Gewissensnot gesteckt.«
    »Ich hoffe, ich kann dieses Problem lösen.« Elric streichelte den metallischen Hals des Vogels. »Komm, mein Freund, erheb dich wieder in die Luft. Denk daran, Rackhir - entrolle die Banner an den Mauern, sobald ich genug Höhe erreicht habe.«
    Der Rote Bogenschütze nickte mit verwirrtem Gesicht, und wieder stieg Elric in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher