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Der verschlossene Gedanke

Der verschlossene Gedanke

Titel: Der verschlossene Gedanke
Autoren: Nancy Salchow
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Computers gerichtet. Sein Kopf ist bis auf einen etwas verloren wirkenden Haarkranz kahl. Mehr von ihm kann er nicht erkennen. Er hat sich nicht mal zur Begrüßung von seinem Schreibtisch erhoben.
    „ Holstein, sagten Sie, ja?“
    „ Oskar Holstein.“
    Er tippt die Angaben in den PC. „Kommt mir irgendwie bekannt vor.“
    „ Es ist möglich, dass Sie eines meiner Bücher kennen. Ich bin Autor. Das Lächeln im Regen zum Beispiel.“
    „Ja, richtig.“ Er nimmt die Lesebrille von der Nase. Ein Lachen. Sicher ein guter Anfang für das Gespräch. „Meine Frau liebt Ihre Bücher. Zu Ihrem letzten Geburtstag habe ich ihr ein Hörbuch von Ihnen geschenkt.“
    „ Tatsächlich? Ich fühle mich geehrt.“
    „ Hab aber den Namen vergessen. Irgend so ein See vorne auf dem Buchtitel, mit nem Haus. Na ja, Frauenkram eben.“
    Oskar nickt. „Ja, da haben Sie recht. Frauenkram. Das Buch, das Sie meinen, heißt Der lange Weg zum See .“
    „ Kann man davon leben, sagen Sie? Ich meine, so mit dem Schreiben?“
    „ Ich kann es glücklicherweise. So ein Job, wie Sie ihn Tag ein, Tag aus über die Bühne bringen, wäre vermutlich auch nichts für mich. Ich brauche das Flexible.“
    „ Da haben Sie recht. Tag ein, Tag aus nur Verbrecher und Kleinkriminelle. Aber auch das muss jemand erledigen.“ Er setzt die Brille wieder auf und schaut auf den Monitor. „Sie wollen also eine Information weitergeben, sagten Sie? Keine Anzeige?“
    „ Im Grunde ist es ein Hinweis.“
    „ Sie erwähnten die Frau, die vor ein paar Wochen im Maisfeld aufgefunden wurde.“
    „ Genau. Ich glaube, dass ich weiß, wer sie ist.“
    „ Tatsächlich?“
    „ Liliana Falkner.“
    „ Wir haben bisher niemand als vermisst gemeldeten, der in Frage gekommen wäre.“
    „ Vermutlich, weil sie bisher niemand als vermisst gemeldet hat. Soweit ich weiß lebt nur noch eine Großmutter von ihr, zu der sie nur spärlichen Kontakt hatte.“
    „ Und in welchem Verhältnis stehen Sie zu der Person?“
    „ Genau genommen in keinem.“
    Die Falten in der Stirn des Beamten werden tiefer.
    „ Zumindest kannten wir uns nicht sehr lange“, beeilt sich Oskar hinzuzufügen.
    „ Wie darf ich das verstehen?“
    „ Ich habe Sie auf einer meiner Lesungen kennen gelernt. Wir kamen ins Gespräch und es entstand ein Kontakt.“
    „ Kontakt?“
    „ Wir haben uns ein paar Mal getroffen und sie konnte mich überreden, in der Grundschule, in der sie als Ehrenamtliche den Kindern vorliest, eine Lesung mitzumachen. Als prominenter Gast sozusagen.“
    „ Verstehe. Und wann hat diese Lesung stattgefunden?“
    „ Gar nicht. Zu dem Treffen, in dem wir die Details für die Lesung besprechen wollten, ist sie nicht erschienen. Das war auch der Grund, warum ich die Direktorin der Schule, Frau Bruckheimer, aufgesucht habe.“
    „ Vollständiger Name?“
    „ Tanja Bruckheimer.“
    Er gibt die Daten ein.
    „ Frau Bruckheimer ist eine Freundin von Frau Falkner und hatte sich ebenfalls schon über ihr Verschwinden gewundert. Frau Falkner war zu dem Zeitpunkt schon einige Tage nicht erreichbar. Sie ging nicht ans Handy und auch ihr Arbeitgeber hat sie eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“
    „ Ihr Arbeitgeber?“
    „ Sie hat als Kellnerin in einem Laden namens Barneys Bierscheune gejobbt und ist zum Einteilen der neuen Schichten nicht erschienen.“
    „ Sagen Sie, woher wissen sie das alles?“
    „ Ich habe ein wenig geforscht, weil ich es seltsam fand, dass sie nicht zu unserem Treffen erschienen ist.“
    „ Scheint ja mächtig Eindruck auf Sie gemacht zu haben, diese Frau Falkner, wenn Sie, nun ja, nach ihr forschen.“
    Oskar spürt Nervosität in sich aufsteigen. Kein Grund zur Sorge. Er kann dir nichts nachweisen. Gar nichts.
    „ Ich fand es merkwürdig. Das ist alles. Und als ich dann von der Frau im Maisfeld las, passte für mich alles zusammen.“
    „ Und was genau passt für Sie zusammen?“
    „ Dass ihr Freund dahinter steckt. Kenny Lasner.“
    „ Und woher kennen Sie den nun wieder?“
    „ Frau Bruckheimer hat von ihm erzählt und als ich ihn zur Rede stellen wollte, hat er sehr fragwürdige Andeutungen gemacht. Er muss etwas über das Verschwinden von Frau Falkner wissen. Andererseits könnte es auch sein, dass ein gewisser Volker etwas damit zu tun hat.“
    „ Moment, Moment.“ Er schüttelt den Kopf. „Wer war jetzt Volker?“
     
     
    ________
     
     
    Er umklammert das Lenkrad wie einen Anker, der ihn davor bewahrt, auf dem Meer davon zu treiben. Was
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