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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition)
Autoren: Val McDermid
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das aussprechen, so hatte sie das sichere Gefühl, dass Scarlett lachend entgegnen würde: »Nur über meine Leiche.«
    Nun ja, das konnte vielleicht arrangiert werden.
    Das Gewalttätigste, was Stephanie bis jetzt im Leben getan hatte, war das Aufstellen einer Mausefalle. Jetzt rasten ihre Gedanken durch alle dramatischen Höhepunkte von Filmen, die sie gesehen, und Büchern, die sie gelesen hatte. Scarlett wendete sich von ihr ab und öffnete den Kühlschrank. »Ich bin sicher, wir haben Oliven und Käse hier drin. Wir können ein bisschen was knabbern, bis Simon mit dem Kochen fertig ist«, sagte sie. »Ihr zwei müsst ja am Verhungern sein.«
    Stephanie wusste, dass sie jetzt einfach handeln musste, ohne darüber nachzudenken. Mit einer schnellen Bewegung ergriff sie das Messer, das Simon vorher für die Zwiebeln verwendet hatte, und trat dicht hinter Scarlett. Mit der linken Hand packte sie Scarletts dichten Haarschopf, wickelte ihn um ihre Hand und zog ihn nach hinten. Scarlett heulte vor Schreck auf, als ihr Kopf zurückgerissen wurde. Stephanie zog die scharfe Klinge von links nach rechts über die entblößte Kehle. Die Klinge war so scharf, dass zunächst beide Frauen die Wirkung des Schnitts nicht bemerkten.
    Dann sprudelte ein Sturzbach von Blut hervor, besudelte die abgepackten Lebensmittel im Kühlschrank und spritzte an die leuchtend weißen Innenwände. Stephanie schob Scarlett von sich weg und trat zurück. Ihre ehemalige Freundin stürzte zu Boden, und das Blut aus der klaffenden Wunde begann eine Pfütze zu bilden. Die Luft, die durch das Blut gurgelte, machte ein grauenhaftes Geräusch, von dem Stephanie gleich dachte, dass sie es für immer in ihren Alpträumen hören werde. Krämpfe schüttelten Scarletts Körper, und ihre Hände zuckten, als sie versuchte, die Wunde zu erreichen.
    Stephanie ließ das Messer fallen. Dann erinnerte sie sich an all die Fernsehkrimis, hob es wieder auf und trug es zur Spüle. Sie griff nach einem bereitliegenden Geschirrhandtuch und wischte den Griff sauber, dann ließ sie heißes Wasser darüberlaufen. Man würde es als Mordwaffe identifizieren, aber ihre Fingerabdrücke würden nicht darauf haften. Mit dem Prosecco-Glas verfuhr sie genauso. Sie glaubte nicht, dass sie irgendetwas anderes angefasst hatte, doch das Geschirrhandtuch behielt sie vorsichtshalber in der Hand. Es kam ihr vor, als befände sie sich außerhalb ihres Körpers und beobachte sich bei diesen Verrichtungen, ohne selbst ein Teil davon zu sein.
    Dann schaute sie an ihrer Kleidung hinab und suchte nach Blutflecken, fand aber keine. Alles Blut war nach vorne gespritzt, und sie war sauber geblieben. Sie atmete tief durch, drehte sich um und betrachtete, was sie angerichtet hatte. Das Blut floss jetzt nicht mehr, es sickerte nur noch langsam nach. Erstaunlich, wie schnell ein Mensch ausblutete. Und welche Sudelei das Blut machte.
    Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, um nichts von Scarletts Blut abzubekommen, näherte sich Stephanie der Tür. Sie nahm das Handtuch, um sie zu öffnen, trat hinaus in die gemütlich eingerichtete Eingangshalle und schloss die Tür wieder sorgfältig hinter sich. Vor ihr führte eine breite hölzerne Treppe zum Obergeschoss. Stephanie ging vorsichtig nach oben und nahm sich Zeit für jede einzelne Stufe. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich bei der einen Gelegenheit, als sie einmal Hasch geraucht hatte, genauso gefühlt hatte. Ihr Körper schien jetzt nichts Lebendes mehr zu sein. Er fühlte sich eher wie ein großer Roboteranzug an, in dem sie steckte und die Steuerung bediente.
    Aus einem Zimmer am oberen Treppenabsatz drangen Licht und Lärm. Stephanie ging unsicheren Schrittes zur Tür und zwang sich zu lächeln. »Ihr scheint ja Spaß zu haben«, sagte sie. Jimmy und die beiden Männer gaben gerade einer Lego-Eisenbahn den letzten Schliff, testeten die Motoren in den Zügen und die Hebel, die die Weichen stellten.
    »Ich hab seit Jahren keinen solchen Spaß gehabt«, sagte Nick und sah dabei aus, als würde er es auch so meinen.
    »Es tut mir leid, dass ich euch unterbrechen muss«, entgegnete sie. »Jimmy, wir müssen jetzt nach Hause fahren. Wenn du irgendetwas mitnehmen möchtest, dann schnapp es dir jetzt, denn wir müssen uns wirklich auf den Weg machen.«
    Nick war der Erste, der reagierte. Er stand auf und hob Jimmy hoch. »Was sagst du? Gibt’s hier was, ohne das du nicht leben kannst, Jimmy?«
    »Moment mal«, warf Simon ein und versuchte,
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