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Der Verrat: Thriller (German Edition)

Der Verrat: Thriller (German Edition)

Titel: Der Verrat: Thriller (German Edition)
Autoren: Val McDermid
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wütend geworden, dass der ursprüngliche Schock vergessen war. »Ich habe um dich geweint. Ich habe deinen Sohn in den Armen gehalten, der schluchzte und zitterte, weil er bereits seinen Vater verloren hatte und jetzt auch noch seine Mutter. Ist dir eigentlich klar, wie viel Kummer du den Leuten verursacht hast, die dich liebten?«
    Scarletts Mund verzog sich, so, als sei sie peinlich berührt. »Ist ja nicht so, als ob es viele von euch gegeben hätte. Ich meine Leute, die mich wirklich kannten. Eigentlich haben mir nur du, Jimmy und George etwas bedeutet. Simon und Marina wussten ja Bescheid. Die haben nur so getan, als ob. Hör zu, ich habe mich entschuldigt und habe es auch so gemeint. Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, das durchzuziehen, dann hätte ich es getan, glaub mir. Doch ich musste es dir verschweigen. Irgendjemandes Trauer musste authentisch sein. So konnten Simon und Marina sehen, wie sie sich verhalten mussten.«
    Stephanie fiel die Kinnlade herunter. Der Gedanke war ihr unbegreiflich, dass ihr persönlicher Schmerz nicht mehr als eine Kontrollfunktion in einem psychologischen Experiment gewesen war. Wie konnte jemand einen anderen Menschen so behandeln, ganz abgesehen davon, dass es jemand war, der angeblich ihre beste Freundin gewesen war? »Du gefühllose Schlampe«, sagte sie mit leiser, fast erstickter Stimme.
    Scarlett leerte ihr Glas und füllte es erneut. »Ich habe hoch gepokert, Steph. Ich habe immer getan, was ich tun musste, um dahin zu kommen, wo ich hinwollte. Tu also bitte nicht so überrascht. Du hast schließlich das Buch geschrieben.«
    Stephanie fühlte sich, als nähme ihr durch Lügen betäubtes und erlahmtes Gehirn endlich wieder Fahrt auf. »Ich habe dich als Tote gesehen. Ich habe dich im Sarg liegen sehen.« Scarlett lächelte wie die Gewinnerin eines Pokerturniers, die endlich von dem Zwang befreit ist, keine Miene verziehen zu dürfen, und Stephanie durchlitt einen weiteren, schrecklichen Moment der Erkenntnis. »Oh, mein Gott«, keuchte sie und presste sich die Hand vor den Mund, so, als könnte sie das Wissen unterdrücken, indem sie die Worte unausgesprochen ließ.
    Scarlett nickte. »Sie war verdammt noch mal unmöglich. Du weißt das doch selbst. Sie wollte Jimmy haben, sie wollte, dass ich ihr das spanische Anwesen überschreibe, sie wollte ein festes Einkommen. Als ob irgendwas davon eingetreten wäre, selbst wenn ich wirklich gestorben wäre.« Sie schüttelte entrüstet den Kopf. »Die dumme Kuh hat gedacht, sie könnte mir mit Enthüllung drohen.«
    »Wenn sie geredet hätte, dann hätte es vielleicht einen kurzen Presserummel gegeben, Scarlett. Du hättest sie als Betrügerin bloßstellen können. Damals warst du schließlich die tapfere Heldin, die den Krebs besiegt hatte. Die Tatsache, dass du Leanne als Double für die schlimme Scarlett verwendet hast, hätte dir vielleicht sogar ein paar Pluspunkte gebracht.« Stephanies Bitterkeit war aus jedem Wort herauszuhören.
    Aber Scarlett wirkte eher verwirrt als verärgert. »Wegen der Double-Geschichte war ich nicht besorgt. Sondern wegen Joshu.«

9
    J etzt war es Stephanie, die verwirrt dreinblickte. »Wieso wegen Joshu?«
    »Leanne hat von dem Morphin gewusst.« Scarlett rollte mit den Augen, so, als habe sie es mit einer besonders begriffsstutzigen Schülerin zu tun.
    »Was war denn mit dem Morphin?«, bohrte Stephanie nach.
    »Joshu hat das Morphin nicht von Simon gestohlen. Simon hat es ihm gegeben. Er hat so getan, als täte er ihm einen Gefallen, damit er mich im Austausch dafür in Ruhe lässt. Doch er hatte die Etiketten vertauscht. Joshu dachte, er spritzte sich eine geringe Dosis, aber in Wahrheit war es die höchste, die man überhaupt legal bekommen kann. Leanne hatte beobachtet, wie Simon sich in der Küche mit den Etiketten zu schaffen machte, und als Joshu starb, hat sie zwei und zwei zusammengezählt. Nur dachte sie zuerst, dass Simon Joshu aus dem Weg haben wollte, damit er sich in Ruhe an mich heranmachen konnte. Sie hatte nicht bemerkt, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt schon Hals über Kopf ineinander verliebt hatten.« Scarlett lächelte bei diesem Gedanken verträumt, so, als würde dadurch die schreckliche Wahrheit, die sie gerade erst enthüllt hatte, wieder ausgelöscht.
    »Ihr … ihr habt Joshu reingelegt, in dem Wissen, dass diese hohe Dosis Morphin ihn umbringen würde?«
    »Was hättest du denn getan? Du weißt doch selbst, dass er der reinste Alptraum war. Die meiste
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