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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: John Grisham
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Es werden alle Beteiligten anwesend sein: die drei Beklagten mit ihren Anwälten, ich, Sie, die Treuhänderin - alle, die irgendwie an diesem Fall beteiligt sind.«
    »Ich?«
    »Ja. Der Richter will, dass Sie anwesend sind. Er sagt, Sie können sich auf die Geschworenenbank setzen und zuhören, aber er will, dass Sie dabei sind. Und er will, dass Sie ihm die Akte geben.«
    »Mit Vergnügen.«
    »In gewissen Kreisen ist er dafür bekannt, dass er die Presse hasst. Reporter werden regelmäßig aus dem Saal gewiesen, Fernsehteams müssen dreißig Meter Abstand zur Tür halten. Er ist bereits verärgert über den Wirbel, der um diesen Fall gemacht wird, und will nicht, dass irgend etwas an die Presse weitergegeben wird.«
    »Eine Klage ist ein öffentliches Dokument.«
    »Ja, aber er kann sie zeitweilig sperren, wenn er will. Ich glaube nicht, dass er das tun wird, aber er hat uns gewarnt.«
    »Und er will eine Beilegung?«
    »Natürlich will er das. Er ist schließlich Richter, oder? Jeder Richter will, dass sein Fälle beigelegt werden. Dann hat er mehr Zeit zum Golfspielen.«
    »Wie denkt er über unseren Fall?«
    »Er lässt sich nicht in die Karten sehen, aber er hat darauf bestanden, dass die Vorstandsvorsitzenden der drei Beklagten persönlich anwesend sind - nicht bloß irgendwelche Befehlsempfänger. Es sollen die Leute im Saal sein, die an Ort und Stelle Entscheidungen fällen können.«
    »Gantry?«
    »Gantry wird ebenfalls kommen. Ich habe mit seinem Anwalt gesprochen«
    »Weiß er, dass er am Eingang durch einen Metalldetektor gehen muss?«
    »Wahrscheinlich. Er ist nicht das erstemal vor Gericht. Jacobs und ich haben dem Richter von dem Angebot erzählt. Er hat nicht reagiert, aber ich glaube nicht, dass er beeindruckt war. Er hat schon einige teure Urteile gefällt. Und er kennt die Geschworenen.«
    »Und was ist mit mir?«
    Mein Freund Mordecai suchte nach Worten, die ehrlich und tröstlich zugleich sein sollten. »Er wird die harte Linie vertreten.«
    Daran war nichts Tröstliches. »Und was wäre eine faire Entscheidung, Mordecai?
    Es geht um meinen Kopf. Ich habe nicht genug Abstand zu der Sache.«
    »Es ist keine Frage der Fairness. Sie haben die Akte an sich genommen, um ein Unrecht aufzudecken und wiedergutzumachen. Sie hatten nicht die Absicht, sie zu stehlen -Sie wollten sie nur für eine Stunde ausleihen. Es war eine ehrenwerte Tat, aber es war trotzdem ein Diebstahl.«
    »Hat DeOrio es als Diebstahl bezeichnet?«
    »Ja. Einmal.«
    Der Richter war also ebenfalls der Ansicht, dass ich ein Dieb war. Das schienen langsam alle zu denken. Ich hatte nicht den Mut, Mordecai nach seiner Meinung zu fragen. Vielleicht hätte er mir die Wahrheit gesagt, und die wollte ich nicht hören.
    Er verlagerte sein erhebliches Gewicht. Der Stuhl knackte, hielt aber stand.
    Ich war stolz auf meine Erwerbung. »Ich will Ihnen was sagen: Ein Wort von Ihnen, und wir blasen die ganze Sache ab. Uns liegt nichts an einem derartigen Vergleich - eigentlich liegt niemandem daran. Die Opfer sind tot. Ihre Erben sind entweder unbekannt oder im Gefängnis. So oder so - mein Leben wird sich durch einen schönen Vergleich nicht im mindesten verändern. Es ist Ihr Fall.
    Wenn Sie zum Hörer greifen wollen, tun Sie’s.«
    »So einfach ist das nicht, Mordecai.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe Angst vor dem Strafverfahren.«
    »Das sollten Sie auch. Aber sie werden die Anzeige zurückziehen. Sie werden die Beschwerde bei der Anwaltskammer zurückziehen. Ich könnte Jacobs anrufen und ihm sagen, dass wir alles zurückziehen, wenn sie ebenfalls alles zurückziehen.
    Beide Seiten vergessen die ganze Geschichte. Er wäre sofort einverstanden. Ganz klar.«
    »Die Presse würde uns in der Luft zerreißen.«
    »Na und? Was kümmert uns das? Glauben Sie, unsere Mandanten geben etwas darauf, was die Washington Post schreibt?«
    Er spielte den Advocatus diaboli und vertrat Standpunkte, an die er selbst nicht glaubte. Mordecai wollte mich schützen, aber er wollte auch Drake & Sweeney bluten lassen.
    Manche Leute kann man nicht vor sich selbst schützen.
    »Na gut, stellen wir uns mal vor, wir blasen die ganze Sache ab«, sagte ich.
    »Was haben wir dann erreicht? Sie kommen mit einem Mord davon. Sie sind allein verantwortlich für die gesetzwidrige Zwangsräumung und letztlich auch für den Tod unserer Mandanten, und wir sollen sie davonkommen lassen? Wollen Sie darauf hinaus?«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, Ihnen die Aberkennung Ihrer
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