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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für die See ganz neu ausstatten, das ist absolut notwendig. Sag das Vati, bitte.«
    Erna war das Dienstmädchen der Fabricis.
    »Kind«, antwortete Mutter Mimmi verständnisvoll, »das mache ich schon.«
    Wenn Frauen sich über Kleider unterhalten, sind sie sich immer in einem Punkt einig: Man hat zuwenig davon. Es verschwinden dann sogar die Gegensätze zwischen Mutter und Tochter, und man ist ein Herz und eine Seele in dem Bewußtsein, daß Kleider überhaupt das Wichtigste im Leben einer Frau sind.
    »Natürlich brauchst du einiges«, sagte Mimmi und wühlte in dem Kleiderschrank. »In diesen Fähnchen kannst du dort nicht herumlaufen. Deinem Vater werden wir schon heute beim Mittagessen gemeinsam das Messer an die Brust setzen. Erst wird er sich sträuben, du kennst ihn ja, aber schlimmstenfalls vergießt du ein paar Tränen, dann werde ich ihn fragen, wie lange er das mitansehen will. Wozu er eine Tochter in die Welt gesetzt hat, wenn er sie nackt herumlaufen läßt? Und das ist ihm noch immer an die Nieren gegangen. Allerdings wirst du dir dafür wieder ein paar Worte von ihm anhören müssen, wie das früher war, und mich wird er mit seinem unausstehlichen Jargon quälen. Aber das müssen wir beide eben ertragen. Das Ende vom Lied wird der gewünschte Scheck sein, mit dem du gleich morgen zur Königsallee gehen und dir aussuchen kannst, was dir gefällt. Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit.«
    Karin küßte ihre Mutter dankbar auf die Wange und beugte sich dann mit ihr über eine Liste, auf der sie schon alles verzeichnet hatte, was sie nötig zu haben glaubte. Nachdem die einzelnen Posten Mimmis Billigung gefunden hatten, räusperte sie sich und sagte: »Karin, ich möchte aber auch noch über ein paar andere Dinge mit dir reden. Schau, es ist nun das erstemal, daß du ohne unseren Schutz in die Welt hinausfährst, und ich hoffe, du bist dir im klaren, was da auf dich zukommen kann.«
    »Was denn?«
    »Männer, die gefährlich sind.«
    »Hoffentlich.«
    Mimmi hob den Zeigefinger.
    »Karin, ich spreche von Kerlen, die nichts anderes im Sinn haben, als dich zu verführen.«
    »Auch das muß einmal sein, Mutti.«
    »Karin!« Mimmi schüttelte den Zeigefinger in der Luft. »Du sollst dich nicht immer über mich lustig machen. Du mußt mich richtig verstehen. An sich bist du in einem Alter, in dem auch das, wie du dich ausdrückst, einmal sein muß, sicher. Aber nicht mit dem Falschen! Nicht mit einem, der nur gut aussieht! Diese Gefahr ist bei euch jungen Mädchen immer riesengroß. Oder mit einem, der nur Geld hat. Was hättest du denn davon? Sieh mich an. Was habe ich von unserem ganzen Besitz? Nichts. Du verstehst, was ich meine?«
    »Wann gehen wir morgen zum Einkaufen, Mutti?«
    »Wann du willst – aber weiche jetzt bitte nicht vom Thema ab. Ich erwarte von dir, daß du dir den Mann, mit dem du … na, du weißt schon, ich will das nicht noch einmal in den Mund nehmen … daß du dir also diesen Mann vorher genau ansiehst. Ist er gebildet? Hat er Lebensart, Stil, verstehst du? Ein Beispiel: Fragt er, wenn er in Florenz ankommt, nicht nach dem nächsten Käseladen, um sich Anregungen zu holen, sondern nach den Uffizien? So meine ich das!«
    »Ja, Mutti.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Was? Daß ich mit jedem erst nach Florenz fahre, um ihn zu prüfen, ehe ich mit ihm –«
    »Karin!«
    »Ja?«
    »Was hättest du jetzt um ein Haar wieder gesagt! Du bist kein feines Mädchen, obwohl ich mir mit dir die größte Mühe gebe. Wie oft muß ich dir ins Wort fallen, um zu verhindern, daß du mich an deinen Vater erinnerst?«
    »Entschuldige, Mutti.«
    »Es geht doch darum, daß du dir nicht selbst alle Chancen verdirbst, wenn du den Richtigen kennenlernst und ich nicht dabei bin.«
    »Ich werde schon aufpassen«, sagte Karin. Sie kannte diese Debatte und hatte keine Lust, sie noch länger fortzuführen.
    »Wo sind eigentlich meine Badesachen?« fragte sie.
    Von der Suche danach, die sogleich einsetzte, wurde sie so sehr in Anspruch genommen, daß kein Gespräch mit Mutter mehr zustande kam. Dies einsehend, räumte Mimmi das Feld.
    Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – sagt man hernach. Vorher ist es meistens so, daß der Tag der Abfahrt nicht schnell genug heranrücken kann. Hat man ein Jahr lang auf den Urlaub gewartet, will man möglichst rasch dem verhaßt gewordenen Alltag entfliehen. Aber so schnell geht das nun auch wieder nicht.
    Hat man schon ein Zimmer? Nein. Also los, zum
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