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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einen Blick aus dem Fenster.
    »Er wartet schon vor dem Haus«, sagte er.
    Franz war einer der Angestellten der Firma, der Karin mit dem Wagen zur Bahn bringen sollte.
    »Aber eines, Karin«, fuhr Paul fort, »will ich dir in puncto Männer noch sagen, trotz des Widerspruchs deiner Mutter: Bring mir, wenn's zum Äußersten kommt, nicht einen Kerl ins Haus, der nur auf mein Geld aus ist. Hast du verstanden? Wenn's nach mir ginge, wärst du schon mit dem Peter Krahn verheiratet. Einen besseren gäbe es gar nicht für dich.«
    »Es geht aber nicht nach dir«, mischte sich Mimmi ein. »Wer ist denn dieser Mensch? Ein gelernter Metzger –«
    »Der Erbe einer ganzen Ladenkette!« fiel Paul ein.
    »Einer Ladenkette, die keinerlei Reiz auf unsere Tochter ausübt. Das hat sie dir selbst auch schon gesagt.«
    Damit wandte sich Mimmi von ihrem Mann ab und befaßte sich nur noch mit Karin. Der Abschied mußte in die Wege geleitet werden. Die zwei Frauen umarmten sich. Mimmi tätschelte ihrer Tochter liebevoll die Wange, wobei sie sagte: »Mach's gut, mein Kind, paß schön auf dich auf. Beherzige meine Worte. Wenn du etwas brauchst – ein Anruf oder Telegramm genügt. Ganz lieb wärst du, wenn du uns ein paarmal schreiben würdest.«
    Mutter und Tochter küßten sich, erstere quetschte einige Tränen aus den Augen.
    Auch Vater bekam einen Schmatz auf die Wange. Tränen traten dabei bei ihm nicht in Erscheinung.
    Als Karin draußen in den Wagen kletterte, standen Mimmi und Paul Fabrici am Fenster und blickten ihr nach.
    »Hoffentlich sehen wir sie gesund wieder«, sagte Mimmi mit banger Stimme.
    »Und nicht als werdende Mutter«, ergänzte Paul trocken.
    Das verschlug Mimmi sekundenlang die Sprache.
    »Bist du verrückt?« stieß sie dann hervor.
    »Wieso?« antwortete er. »Das ist doch die altbekannte Methode von solchen Männern, die ich vorhin meinte: einem Mädchen, das eine gute Partie ist, ein Kind anhängen und sie sich so unter den Nagel reißen. Du tust ja gerade so, als ob du vom Mond kämst.«
    »Vom Mond kommst du!« konterte Mimmi. »Das war einmal! Heute sind die Mädchen dagegen geschützt!«
    »Großer Gott! Doch nicht dadurch, daß sie keinen ranlassen.«
    »Nein, dadurch nicht.«
    »Sondern?«
    »Durch die Pille, du Dämlack.«
    »Die gibt's doch nur auf Rezept«, erklärte Paul nach kurzer Pause, in der er überlegt hatte, ob er gegen den ›Dämlack‹ Protest einlegen sollte.
    »Natürlich gibt's die nur auf Rezept«, sagte Mimmi.
    »Und ein solches kann sich unsere Karin selbst nicht ausstellen.«
    »Sie nicht, aber Dr. Bachern kann ihr eines ausstellen.«
    Paul schluckte.
    »Unser … Dr. Bachern?«
    »Ja, der. Wozu hätten wir ihn denn als Hausarzt?«
    Pauls Erstaunen wuchs.
    »Soll das heißen, daß der … unserer Karin … nein, das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Paul und Mimmi blickten einander eine Weile stumm an. Offenbar genügte das auch, in Paul eine neue Überzeugung ins Leben zu rufen.
    »Seit wann?« fragte er.
    »Schon seit Jahren.«
    »Aber das hätte er uns doch sagen müssen?«
    »Nein, das konnte er nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es ihm verboten war.«
    »Von wem?«
    »Von Karin.«
    »Und woher weißt dann du Bescheid?«
    Mimmi zeigte ein Lächeln, in dem Triumph lag, als sie erwiderte: »Von Karin. Sie selbst hat es mir schon vor etwa einem halben Jahr gesagt.«
    Für Paul war das ein ziemlicher Hammer. Als Familienvorstand hätte er erwartet, daß ihm solche Geheimnisse nicht vorenthalten würden. Er begann zu schimpfen.
    »Der einzige, der keine Ahnung hatte, war also ich. So ist's recht, den Alten immer schön an der Nase herumführen, sich über ihn hinter vorgehaltener Hand lustig machen, der Trottel verdient's ja nicht anders, Hauptsache, er zahlt, er schafft das Geld herbei, das gebraucht wird. Aber wartet nur, einmal wird mir das zu bunt, dann könnt ihr was erleben.«
    Sein Ärger war echt, und in diesem Zustand empfahl es sich für Mimmi, ihn mit Vorsicht zu genießen.
    »Aber Paul«, sagte sie deshalb beruhigend zu ihm, »so ist das doch nicht. In der Pille sehen die Frauen etwas Intimes, über das sie mit Männern nicht so gern sprechen, auch nicht – und schon gar nicht! – Töchter mit ihren Vätern. Da muß es sich schon eine Mutter hoch anrechnen, wenn sie ins Vertrauen gezogen wird. Und von mir wäre es wiederum ein Fehler gewesen, wenn ich nichts Eiligeres zu tun gehabt hätte, als dich einzuweihen. Das hätte mir Karin ganz sicher sehr verübelt, und
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