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Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer
Autoren: Jason Dark
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Abständen ins Wasser tauchte, hielt der zweite Wache und hatte sich bewaffnet.
    Eine Lanze hielt er wurfbereit. Eine zweite lag sicherlich auch im Nachen. Nur war sie nicht zu sehen.
    So wie sie fuhren andere auf Fischfang. Nur waren sie darauf eingestellt, einen besonderen Fisch zu fangen, und der Templer spürte, dass es immer schwerer werden würde, ihnen zu entkommen. Es lag daran, dass seine Kräfte immer mehr nachgaben und er nicht in der Lage war, sich an der Oberfläche zu halten. Immer wieder sackte er ein, und dann schlug das Wasser über seinem Kopf zusammen.
    Es gab nur die eine Chance. Er musste sich den Männern zum Kampf stellen, und das hier im Wasser, obwohl sie ihm auf ihrem Nachen überlegen waren.
    Noch war die Entfernung zwischen ihnen groß genug. Wenn die Lanze geworfen wurde, war es schwer, ihn zu treffen. Das hatten sie bestimmt auch nicht vor. Es konnte sogar sein, dass sie ihn lebend wollten, um ihn anschließend der Folter übergeben zu können.
    Dann lieber sterben!
    Und so schwamm er auf den Nachen zu. Mit seinen wirklich letzten Kräften trieb er sich voran. Immer wenn er seinen Kopf über Wasser brachte, um schauen zu können, hörte er auch die Schreie der Häscher. Warum sie sich so verhielten, wusste er nicht. Vielleicht brüllten sie aus Freude, oder aus Überraschung.
    Der Templer wuchtete sich aus dem Wasser. Er hatte richtig gerechnet, denn der Nachen befand sich in seiner Nähe. Wenn er seinen Körper jetzt streckte, würde er sich sogar am Rand des Nachens festhalten können wie an einer Turnstange.
    Er kam in die Höhe. Er sah den Nachen dicht vor sich, aber er wurde auch von einem anderen gesehen.
    Eine Lanze fegte auf ihn zu. Nicht mit ihrer mörderischen Spitze, sondern von der Seite her.
    Das dicke Holz erwischte seinen Kopf. Der Templer sah wirklich Sterne aufblitzen, hörte ein Keuchen, einen Schrei, bekam einen erneuten Schlag gegen die Stirn und sackte zurück ins Wasser. Er hörte zudem noch ein lautes Klatschen, dann wurde ihm schwarz vor Augen, und wie sein großer Widersacher zuvor sank er dem schlammigen Grund des Burggrabens entgegen...
    ***
    Es war Zeit vergangen, doch Victor von Narbonne wusste nicht, ob es Stunden oder Tage waren.
    Tot war er nicht, und auch seine Erinnerung lebte. Sie hatten ihn nicht ertrinken lassen, ihn aus dem Wasser geholt und weggeschafft. Er befand sich in einem Kerker ohne Licht. Zudem so niedrig, dass er sich nicht richtig erheben konnte. Wenn, dann musste er geduckt stehen.
    Warum ließen sie ihn am Leben? Warum wurde er nicht gefoltert, um Wissen aus ihm herauszupressen? Er kannte die Regeln. Die andere Seite hielt alle Trümpfe in den Händen.
    Nein, sie taten nichts. Sie hatten ihn nur in dieses enge, lichtlose Verlies gestopft und ihm eine Schale mit brackigem Wasser bereitgestellt. Hin und wieder nahm er einen Schluck. Das Zeug schmeckte bitter und aschig zugleich.
    Zwar hatte er keine feste Nahrung bekommen, aber die Gabe des Wassers ließ darauf schließen, dass sie noch etwas mit ihm vorhatten und ihn nicht elendig verrecken lassen wollten.
    Getäuscht hatte er sich nicht. Irgendwann – er hatte die Schale mittlerweile leer getrunken – wurde die niedrige Tür geöffnet und jemand leuchtete mit einer Laterne hinein.
    Das Licht störte den Templer, der einfach zu lange Zeit in der Dunkelheit verbracht hatte. Er hob die Hand vor Augen, was ihm jedoch nichts brachte, denn er wurde gepackt und aus dem Verlies gezerrt.
    Wenig später stand er dem Bischof gegenüber, der ihm die Anklage wegen Ketzerei ins Gesicht schrie. Von einer Folter wurde nicht gesprochen, aber von einem Urteil.
    Es stand längst fest. Der Bischof ließ es sich nicht nehmen, es ihm mit scharfen Worten zu sagen. Er sprach dabei sehr langsam, damit der Verurteilte auch alles behielt.
    »Du wirst Zeit genug haben, über deine Sünden nachzudenken und sie vielleicht auch zu bereuen. Aber du wirst in der Zeit merken, dass dein Leben nicht unendlich ist. Du wirst spüren, wie es immer mehr aus dir herausrinnt, denn du bist eingeschlossen in einem Hügelgrab, ohne Essen, ohne Trinken, und so wirst du allmählich in das Reich des Todes geholt. Verhungert und verdurstet.« Der Bischof nickte und gab den Schergen, die hinter dem Templer standen, einen Wink. »Führt ihn ab. Wir alle werden und wollen ihn vergessen!«
    Dass dieser Bischof sich damals irrte, konnte er nicht wissen...
    ***
    Der Templerführer Godwin de Salier hatte den Telefonhörer gegen sein Ohr
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