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Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer
Autoren: Jason Dark
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brachten die Templer auch viel Wissen mit, das sie an junge Menschen Weitergaben.«
    Wolfhart von Lahnstein hatte genau zugehört und winkte jetzt ab. »Das ist mir alles bekannt, aber die Ansichten Roms haben sich nun mal geändert. Die Botschaft an ihre Vertreter in allen Landen ist klar, und die Befehle werden ausgeführt.«
    »Wie durch Euch!«
    »Genau.« Der Adelige hob den rechten Arm. »Aber ich habe auch Respekt vor Menschen, die gute und tapfere Ritter sind, weil ich selbst einer bin. Ich habe Euch kämpfen sehen und bin ehrlich. Eine gewisse Bewunderung für Euch kann ich mit offenem Geist zugeben. Ja, ich habe Euren Kampf bewundert und bin deshalb noch einmal hier auf die Burg zurückgekehrt.«
    »Ach. Um mir das zu sagen?«
    »Nicht nur, Victor von Narbonne. Ich ehre die großen Kämpfer, und ich biete Euch Freiheit und Leben an!«
    Der Templer sagte nichts. Er war sprachlos geworden und schaute direkt in das Gesicht seines Widersachers hinein, weil er nach einer Spur von Falschheit suchte. Doch der Blick der Augen blieb hell und klar. Nichts deutete auf eine Falschheit hin.
    »Ich werde mein Angebot an Euch kein zweites Mal abgeben«, erklärte von Lahnstein. »Überlegt nicht zu lange. Es ist ehrlich gemeint.«
    »Das denke ich mir. Aber gebt mit die Zeit, um trotzdem noch nachzudenken.«
    »Ganz wie Ihr wollt.«
    Es war keine Lüge gewesen, denn Victor wollte wirklich nachdenken. Er hätte sein Leben retten können, aber was wäre das für ein Leben gewesen? Allein wäre er unterwegs gewesen. Immer auf der Flucht. Auch das hätte er durchgestanden, denn es gab noch Orte, an denen er vor einer Verfolgung sicher war. Aber er musste an das Grauen denken, dass er in der letzten Nacht erlebt hatte. An seine toten Mitstreiter, die ausgeblutet auf dem Burghof lagen. Wenn er jetzt annahm, würde dies immer sein Gewissen belasten. Und er hatte in den vergangenen Stunden gelernt, diesen Wolfhart von Lahnstein zu hassen. Er hatte sich geschworen, ihn zu töten, würde er jemals vor ihm stehen.
    »Habt Ihr Euch entschieden?«
    »Das habe ich wohl«, sagte Victor von Narbonne mit schleppender Stimme.
    Es war nicht gelogen. Die Entscheidung stand fest. Doch anders als von Lahnstein es sich gedacht hatte. Der Templer hatte schon zu oft die Nähe des Todes gespürt, um noch große Angst vor ihr zu haben. Seine Freunde lebten nicht mehr. Ihre Geister würden ihn hassen, wenn er jetzt einen Kniefall vor den Feinden tat.
    »Sagt es mir!«
    »Gut. Ich werde es Euch zeigen!«
    Von Lahnstein wusste nicht, was die Antwort bedeuten sollte. Er fragte auch nicht nach, weil er zu durcheinander war. Und er tat nichts, als von Narbonne auf ihn zukam.
    »Das ist meine Antwort!«, schrie der Templer von Lahnstein ins Gesicht und umschlang noch im gleichen Moment dessen Hüften...
    ***
    Keiner der Ankömmlinge hatte mit dieser Aktion gerechnet. Die anderen Vasallen standen am Ende der Brücke, das recht weit entfernt lag. Sie hätten nie gedacht, dass so etwas passieren könnte, und waren zunächst so überrascht, dass sie nichts taten.
    Das Gleiche galt für Wolfhart von Lahnstein. Er wurde durch die Wucht des Angriffs herumgewirbelt und schritt automatisch zurück. Genau das hatte der Templer gewollt. Er stieß seinen Widersacher gegen die Mauer, die zwar stabil, aber nicht sehr hoch war, sodass sie keinen besonderen Schutz bildete.
    Der Templer hatte all seine Kraft noch einmal gesammelt. Kaum spürte von Lahnstein den Widerstand im Rücken, da riss Victor bereits sein rechtes Knie hoch, rammte es in den weichen Leib des Mannes, der durch den entstandenen Schmerz widerstandsunfähig geworden war, erneut Druck bekam und nach hinten kippte.
    Es war plötzlich so leicht für den Templer, der seinen Feind nicht losließ. Auch er kippte, allerdings nach vorn, doch die Richtung war die gleiche.
    Erst jetzt reagierten die fünf Männer. Sie schrien, sie wollten helfen, aber sie behinderten sich dabei gegenseitig, und so gewann Victor wieder einige Sekunden.
    Noch ein Ruck.
    Dann verloren sie beide das Gleichgewicht. Unten lauerte das Wasser des Burggrabens, und von Lahnstein trug den schweren Brustpanzer an seinem Körper. Er würde dafür sorgen, dass er aus dem Schlamm des Burggrabens nie mehr auftauchte.
    Die grüne Brühe platzte auseinander, als beide Männer hineinfielen. Als letzten Eindruck nahm Victor noch das verzerrte Gesicht des jungen Adeligen war. Der Schreck stand wie eine Botschaft in seinen Augen. Er wusste genau, dass
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