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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam
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schiere Kraft, die man nicht in Aktion sehen musste, um zu wissen, dass er sie im Übermaß besaß.
    Während sie versuchte, sich ihre Bewunderung für ihn nicht zu sehr ansehen zu lassen, beobachtete er sie, stumm und ruhig. Elizabeth hatte nie einen Blick wie den empfangen, den er ihr sandte. Seine Kleidung war vielleicht in beruhigenden neutralen Farben gehalten, aber seine Augen – von denen es ja hieß, sie seien der Spiegel der Seele – waren so kalt wie Eisberge oder Winter in Nordengland.
    Elizabeth erschauerte, spürte seine eisige Musterung bis ins Innerste.
    Wie sehr hatte sich alles geändert, seit sie einander geküsst hatten. Da hatte seine Aufmerksamkeit sie erregt, köstliche Gefühle in ihr geweckt. Heute zeigte er ihr mit einem einzigen Blick, wie sehr er sie verabscheute.
    „Seien Sie ehrlich, Sie sind mir nach draußen auf die Terrasse gefolgt, nicht wahr?“, sagte er und kam ohne Begrüßung oder lange Umschweife auf den Punkt.
    Letzte Nacht hatte der Umstand ihn belustigt. Heute hatte er vor, ihr das Eingeständnis abzuringen, um ihr damit zuzusetzen, bis sie einknickte.
    Es wäre witzlos zu lügen. Aber sie würde es auch keinesfalls bestätigen.
    Er bewegte sich ohne Eile, voller Eleganz, durchquerte den Raum zu ihr. Er war einen halben Fuß größer als sie, aber es kam ihr viel mehr vor, als er eine Armeslänge vor ihr stehen blieb; seine Nähe beeinträchtigte ihren Verstand, sodass sie nicht länger zu klaren Gedanken in der Lage war. Er schaute sie an, und sein Mund verzog sich verächtlich. „Kommen Sie“, höhnte er leise. „Geben Sie zu, dass Sie die ganze Vorstellung angezettelt haben – die Begegnung, den Kuss und Lady Danvers‘ passende Gegenwart.“
    Elizabeth schüttelte mit Nachdruck den Kopf. Für die beiden letzten Punkte in der Liste, die er mit so spöttischer Verachtung aufgezählt hatte, würde sie nicht die Verantwortung übernehmen. „Mylord, Sie vergessen einen wichtigen Umstand: Sie waren es, der mich geküsst hat.“
    Er lachte dunkel. Das fand er nicht lustig. „Ich bin ein Mann. Wie sollte ich nicht nachgeben, angesichts der deutlichen Signale, die Sie mir seit einem Monat senden? Jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, waren Sie da und haben mich verstohlen gemustert, mir einladende Blicke zugeworfen. Allerdings waren Sie gerissener als die meisten, weil Sie mich nie angesprochen haben; Sie wussten, auf diese Weise würden Sie mein Interesse stärker erregen.“
    Sie? Sie sollte es darauf angelegt, diesen Mann zu bezirzen?
    Gütiger Himmel, wenn er sie auch nur ansatzweise kennen würde, wüsste er, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie man solche koketten Spielchen spielte. Wenn sie irgendeiner Sache schuldig war, war es das Verbrechen, ihn gut aussehend zu finden und faszinierend – wofür sie jetzt teuer bezahlte.
    „Sie haben von Beginn an Ihr Interesse an mir bekundet. All diese Bälle und Abendgesellschaften, immer konnte ich Ihren Blick auf mir spüren. Wenn ich hinschaute, sahen Sie rasch fort. Himmel, Sie haben mich wirklich an der Nase herumgeführt. Ich habe tatsächlich geglaubt, dass Sie unschuldig seien, zu schüchtern, mich offen anzuschauen. Ich habe mir eingeredet, dass ich Sie in Ruhe lassen sollte, dass Sie zu wohlerzogen seien für eine Tändelei. Aber da hatten Sie ja bereits mehr im Sinn, ein höheres Ziel ins Auge gefasst. Keine Mätresse, nein, Sie wollten meine Ehefrau werden.“
    „Sie könnten sich nicht mehr irren.“ Ja, er besaß Charme und Anziehungskraft, aber so verzweifelt war sie nicht auf der Suche nach einem Ehemann. Selbst wenn es jemand war, der zweifelsfrei der Traum eines jeden jungen Mädchens war.
    Seine Nasenflügel bebten, und dunkles Rot verfärbte seine Wangen. Er sprach weiter, als habe sie nichts gesagt, seine Stimme leise und eindringlich. „Ich werde mich nicht zur Ehe zwingen lassen. Und ich werde mich ganz bestimmt nicht zur Ehe mit Ihnen zwingen lassen.“
    Elizabeth konnte sich ein innerliches Zusammenzucken nicht verkneifen. Seine Worte trafen sie. Dachte er, sie besäße keinen Stolz? Nicht das geringste bisschen Selbstachtung, sodass sie sich einem Mann aufdrängte, der keinen Zweifel daran ließ, dass er sie nicht wollte?
    Ihr Stolz bewahrte sie davor, von seinen Worten am Boden zerstört zu werden. „Das hier ist bestimmt nicht das, was ich wollte“, erklärte sie mit fester Stimme, weigerte sich, unter dem Ansturm seiner Anschuldigungen einzuknicken. „Aber in Wahrheit blieb mir nicht
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